|Rezension| Laurie Forest - Die schwarze Zauberin

Von Maren Appeldorn @Marenliest

Hardcover | HarperCollins | 18,00€ | 560 Seiten | 05.03.2018 | ISBN: 978-3959671699 | kaufen


- Die niedrigste Stufe überhaupt - keinerlei magische Fähigkeiten. Ich starre ihn an, während in mir eine Gewissheit aufsteigt wie schwarzes Wasser. Ich mag vielleicht keinen Zugriff auf diese Macht haben, aber sie ist da. Irgendein Nachhall der Schwarzen Hexe. Tief in meinem Inneren. In meinem Blut. Und womöglich wartet sie nur darauf, entfesselt zu werden. - S.153

Die 17-jährige Gardenierin Elloren ist die Enkelin der schwarzen Zauberin, der letzten großen Hexe ihres Volkes. Obwohl sie ihr sehr ähnlich sieht, spürt sie keine magischen Kräfte in sich. Ein Traum wird wahr, als sie dennoch auf die berühmte magische Universität gehen und das Handwerk der Apothekerin erlernen darf. Doch dort lernen auch Elben, gestaltwandelnde Lykaner und geflügelte Icarale – die Erzfeinde der Gardenier. Und als das Böse aufzieht, bleibt Elloren keine andere Wahl, als ausgerechnet denjenigen zu vertrauen, die sie für die schlimmsten Verräter gehalten hat. - (HarperCollins)

Mein erster Gedanke zu "Die schwarze Zauberin" war: Dieses Buch ist mit 560 Seiten ein richtiger Wälzer. Wenn es sich als Flop erweist, dann wird das Lesen  Qual, aber wenn es ein Highlight ist, dann kann das Buch nicht lang genug sein, wer kennt es nicht?! Und genau das ist bei "Die schwarze Zauberin" der Fall: Ich konnte das Buch nicht aus den Händen legen - Es war soooo gut!
Zu Beginn des Buches lernen wir in einem idyllischen, mittelalterlich geprägten Dorf die Hauptprotagonistin Elloren Gardner kennen, die mit ihren drei Brüdern und ihrem Onkel abseits der Stadt ein behagliches und gemütliches Leben führt. Elloreen und ihre Familie gehören zu dem Volk der Gardenerien, die magische Kräfte besitzen und je nach Magie-Stufe mit Stolz ein Abzeichen tragen. Elloren hingegen kann mit ihrem Rang "Keinerlei Magie" ihre Großfamilie nicht stolz machen und in die Fußstapfen ihrer verstorbenen und gefeierten Großmutter treten, die als mächtigste Zauberin des Landes einst in den Krieg gezogen ist und die Herrschaft verschiedener verfeindeter Völker an sich gerissen hat. Werwölfe, Elfen, Celten, Gestaltwandler, Icarale stehen seitdem unter der Herrschaft der Gardenier und warten nur darauf, die Machtposition zu erkämpfen: Der Hass zwischen den Völkern ist immens! 
Als Ellorens mächtige Tante einen Besuch abstattet, hat diese einen ganz speziellen Plan für das behütete Mädchen: Sie soll die Universität besuchen und als Apothekerin ausgebildet werden. Zusätzlich soll Elloren endlich die Sitten und Gebräuche ihres Volkes ehren und mit einem anderen Gardnerier "verwunden", sprich verheiratet werden. Elloren kann es nicht glauben, dass sie die Erlaubnis und die Möglichkeit bekommt, in die Stadt zu ziehen und darauf noch ihrem Traumberuf näher zu kommen, doch bei dem Gedanke, sich zu verwinden, bekommt sie Bauchschmerzen. Sogleich beginnt ihre Reise und an der Universität angekommen, bricht die Hölle los, denn mit so einem Kulturschock ist die zarte und unerfahrene Elloren nicht vorbereitet. Sie kennt die große weite Welt nur aus den Büchern, aber jetzt mit unzähligen verfeindeten und verhassten Völkern im Unterricht zu sitzen und mit ihnen sogar ein Schlafzimmer zu teilen, stellt Ellorens Leben völlig auf den Kopf! In was ist sie nur hineingeraten? Warum spürt sie dieses Feuer in sich? Wer wird ihr "Versprochener"? Warum hasst sie jeder? Tausend Fragen quälen sie, doch sie muss die Zähne zusammenbeißen. 
"Die schwarze Zauberin" verursacht Gänsehaut! Kennt ihr das, wenn ihr nach jedem Kapitel eine kurze Pause einlegen müsst, weil ich das Gelesene einfach zu aufwühlend und emotional ist? Die Autorin Laurie Forest hat ein Setting erschaffen, das in diesem Ausmaß einfach episch ist und mich an "Herr der Ringe" erinnert. Um überhaupt das Worldbuilding und die wichtigen Kontexte verstehen zu können, muss die Autorin die Story erst Schritt für Schritt dem Leser detailreich beschreiben. Das dauert natürlich, sodass die ersten hundert Seiten des Romans sich ein wenig ziehen. Ich finde es jedoch sehr sinnvoll und spannend herauszufinden, wie die Welt von Elloren aufgebaut ist und funktioniert. Um die Probleme der Welt nachzuvollziehen, müssen wir mit Elloren erst die politische Lage und die altern Geschichten begreifen, um die Hintergründe der verfeindeten Völker im Hier und Jetzt verstehen zu können. Laurie Forest hat zudem noch einen besonderen Schreibstil, der die Magie des Landes und die Emotionen der verschiedenen Wesen sehr authentisch dem Leser vermitteln kann. Da ist immer dieses "Disney-Feeling", das unter die Haut geht. Die Autorin schafft es dich mit wenigen Worten zu fesseln!
Die Charaktere des Buches sind ebenfalls wahre Schätze! Anfangs ist Elloren zwar die zarte, leichtgläubige und unschuldige junge Frau, die aufgrund ihrer Abgeschiedenheit mit einigen Vorurteilen zur Universität geht, aber mit ihrer Warmherzigkeit und ihrem Mut schließt jeder Leser sie schnell ins Herz. Mich hat ihre Naivität ein wenig gestört, jedoch muss man sich vor Augen führen, dass sie all die Traditionen und Geschichten der anderen Völker nur vom Hörensagen kennt und aus unsicheren Gründen, voreilige Schlüsse zieht. Im Verlauf des Romans wird insbesondere Elloren die stärkte Charakterentwicklung durchleben! Sie ist toll und ihre "Geschichte" ist äußerst emotional! 
Neben Elloren gibt es ihre drei sehr sympathischen, älteren Brüder, die immer zu ihrer kleinen Schwester stehen und sie so gut es geht, in Schutz nehmen. Während des Aufenthaltes in der Uni lernt Elloren dann die verschiedensten Wesen kennen: Ihre größte Feindin Fallon Bane, die mit ihrem Magie-Rang 5 ständig ihre Macht demonstriert und das Leben aller schwer macht; Yvan Guriel, ein grimmiger, hübscher Celte, der alle Gardnerier hasst, besonders die Enkelin der schwarzen Hexe - Elloren; Andras Volya, ein finsterer Amaz, der ebenso giftig dreinschaut; Ariel und Wynter, beide geflügelte Icarale - die geduldeten "Dämonen" der Universität; die hitzigen Lykaner-Zwillinge Jarod und Diana, gefürchtet und gehasst von jedermann, sowie zahlreiche weitere Nebencharaktere. Noch nie habe ich ein Buch gelesen, das mich aufgrund der einzigartigen, aber auch facettenreichen Charaktere so gefesselt hat. Laurie Forest hat den Nebencharakteren ganz eigene Probleme gegeben und lässt zu, dass die vielen Charaktere des Öfteren den vollständigen Fokus der Kapitel bekommen und somit stark in die Geschichte eingebunden werden. Dadurch lernen wir alle Figuren ausgiebig kennen und schnappen verschiedene Themen wie Rassismus, Sklaverei, Mobbing, Patriarchalismus und Homosexualität auf. "Verschiedene Kulturen haben verschiedene Vorstellungen".
Ich vergebe "Die schwarze Zauberin" in allen Kategorien begeisterte 5 von 5 Herzen. Für mich ist dieser Roman, obwohl er ein paar Schwächen hat, immer noch eines der Jahreshighlight für 2018! Laurie Forest hat einen magischen und äußerst fesselnden (High-)Fantasy Roman geschrieben, den ich wenigen Tagen verschlungen habe. "Die schwarze Zauberin" ist ein besonderes Buch! Ein unglaubliches Setting mit zahlreichen, interessanten Charakteren und einer verzwickten und emotionalen Story, die mich durchgehen mitgerissen hat. Die mittelalterliche und magische Atmosphäre in Verbindung mit dem detailreichen Schreibstil, verursachen Gänsehaut. Ich kann es wirklich kaum erwarten, bis der zweite Band erscheint! Laurie Forest, ich werde jedes deiner Bücher lesen!

Story ♥♥♥
/5Charaktere ♥♥♥♥/5 Gefühle ♥♥♥♥/5Spannung ♥♥/5Schreibstil ♥♥/5 Ende ♥♥♥♥/5



Vielen Dank für das Rezensionsexemplar HarperCollins.
Rezensionsexemplare beeinflussen nicht meine subjektive Meinung.