[REZENSION] "Küss den Wolf"

Cover

Die Autorin
Die gebürtige Münchnerin entdeckte in Hamburg ihre Freude am Schreiben. Nach Tätigkeiten als Buchhändlerin, Lektorin und Verlagsleiterin genießt sie die Freiheit des Daseins als Autorin von Romanen, Kinder- und Jugendbüchern. "Küss den Wolf" ist ihr vierter Jugendroman bei Arena.
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Broschiert: 253 Seiten
Verlag: Arena (Februar 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3401067257
ISBN-13: 978-3401067254
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre
Größe und/oder Gewicht: 20,4 x 13,6 x 2,8 cm
Leseprobe
Quelle: facebook  *märchenhafte Story*
Die Geschichte...
Pippa wohnt mit ihrer Mutter Verena in einer Wohnung in Hamburg und besucht so oft es geht, ihre Großmutter Theodora, die in einem idyllischen Häuschen am Stadtrand lebt. Durch ihre Freundin Tinka bzw. deren Cousin Guido aus der Zwergen-WG lernt Pippa den gutaussehenden Leo kennen und verliebt sich Hals über Kopf in den Studenten. Doch dann häufen sich die Unglücksfälle, denn Pippas Film-Rezensionen kommen bei Marc, dem neuen Chefredakteur der Schülerzeitung, nicht so gut an und Theodora scheint vom Pech verfolgt zu sein... Wird sich alles zum Guten wenden?
Meine Meinung:"Küss den Wolf" heißt die nunmehr vierte Märchen-Neufassung aus der Feder von Gabriella Engelmann. Der Prolog beginnt Mitte März in Luberon/Südfrankreich, wo Pippa ihren Vater besucht, die eigentliche Geschichte fängt am Donnerstag, 16. März an und endet am Samstag, 14. Mai bzw. zeigt uns das letzte Kapitel, was 4 Wochen später geschieht. Den Handlungsschauplatz hat die Autorin erneut nach Hamburg verlegt, durch die bildhaften Beschreibungen wird das Kopfkino angekurbelt. Ganz hinten im Buch findet sich das obligatorische Rezept, diesmal können wir eine Rotkäppchentorte nachbacken. :)
Pippa-Rosina Möller wird wegen der roten Kopfbedeckungen, die ihre Großmutter ständig anfertigt, liebevoll Rotkäppchen genannt. Die 16-jährige Schülerin mit dem roten Lockenkopf, die gern einen flacheren Bauch hätte, lebt mit ihrer lebensuntüchtigen Mutter Verena, einer Literaturprofessorin, in Hamburg. Wenn sie sich nicht gerade mit ihren Freundinnen, den Maki-Girls, Donnerstagabend zum Sushi-Essen trifft, besucht sie gern ihre Großmutter Theodora, die auf einem malerischen Waldgrundstück im Stadtteil Ohlstedt wohnt und in letzter Zeit lauter unliebsame Überraschungen (wie z.B. defekte Elektrogeräte) erlebt. Außerdem sieht sich Pippa liebend gern Filme an und schreibt darüber Rezensionen, die der neue Schülerzeitung-Chefredakteur Marc Jensen nicht sehr gelungen findet, was Pippa natürlich ärgert. Und dann lernt sie den 19-jährigen Leo Goldmann kennen, der wie eine jüngere Ausgabe ihres geliebten Russel Crowe aussieht und Pippas Herz höher schlagen lässt...
Zu Beginn des Buches findet sich erneut das bewährte Personenregister, was ich sehr praktisch finde. Pippa ist eine liebenswerte, leicht naive bzw. vertrauensselige Protagonistin mit einer Schwäche für gutes Essen und gute Filme, die sie dann auf ihrem Blog rezensiert. Neben der sympathischen Hauptperson ist Theodora Möllner meine Lieblingsfigur, denn für eine Großmutter wirkt die ehemalige Kostümbildnerin und Hutmacherin sehr tough und aufgeschlossen. Was mir negativ aufgefallen ist: Pippa spricht ihre Mutter mit dem Vornamen und nicht mit Mama, Mutter o.ä. an. Das ist eine Unart, die mir schon in einigen Jugendromanen aufgefallen ist. Ich habe selbst eine 15-jährige Tochter und würde nicht wollen, dass sie mich mit meinem Vornamen anspricht (vielleicht habe ich hier eine altmodische Einstellung? Wie seht ihr das?). 
Die mitwirkenden Charaktere sind interessante Persönlichkeiten mit liebenswerten Macken, manche Nebenfiguren bleiben allerdings nur Randerscheinungen und wären sicher noch ausbaufähig. Anders als im Original-Märchen kommt in "Küss der Wolf" ein eigenwilliges Fantasywesen zum Einsatz und ein paar Krimi-Elemente hat die Autorin in die Geschichte eingebaut. Allerdings finde ich den Untertitel "Rotkäppchens zauberhafte Geschichte" nicht ganz geglückt, da sich das Hauptaugenmerk nicht auf die Liebesgeschichte richtet, sondern eher auf der Aufklärung der mysteriösen Ereignisse.
Ich-Erzählerin Pippa schildert die turbulenten Geschehnisse vorwiegend aus ihrer Perspektive, zwischendurch lässt uns das Böse an seinen Gedanken teilhaben. Auch wenn ich nicht alle von Pippas Handlungen nachvollziehen konnte und mich der Rotkäppchen-Roman nicht ganz überzeugen konnte, hat Gabriella Engelmann wieder einige originelle Einfälle und Wendungen in die Handlung eingeflochten. Zeitlich spielt "Küss den Wolf" vor "Weiß wie Schnee, Rot wie Blut, Grün vor Neid", denn es gibt ein Wiedersehen mit der Zwerge-WG *freu* und hier erfährt man hautnah, weshalb Guido JamieTim genannt wird.
Bedauerlicherweise gefällt mir "Küss den Wolf" von allen Engelmann-Märchen am wenigsten, da ich a) "Rotkäppchen" noch nie besonders gern mochte, b) weil es manchen Charakteren ein wenig an Tiefe fehlt bzw. weil ich über einige Figuren gern noch mehr erfahren hätte, c) hier ein Fantasywesen vorkommt, dass meiner Meinung nach nicht in die Geschichte passt und d) weil die Geschichte für meinen Geschmack zu vorhersehbar gestaltet wurde und mir von Anfang an klar war, wer der "böse Wolf ist. Ohne Frage ist Gabriella Engelmann eine begnadete Autorin, denn dank der locker-leichten Schreibweise gepaart mit unterhaltsamen Dialogen und viel Wortwitz lesen sich die 253 Seiten rasend schnell.
FAZIT:Obwohl "Küss den Wolf" nicht das beste moderne Märchen von Gabriella Engelmann ist, hat es mich aufgrund der ansprechenden Umsetzung mit einigen frischen Ideen, der sympathischen Hauptperson Pippa und des humorvollen Schreibstils wunderbar unterhalten. Dafür vergebe ich zauberhafte 4 (von 5) Punkte und freue mich auf "Goldmarie auf Wolke 7", das im Juni 2012 erscheinen wird.

ZITAT Seite 23:
"Du hast es so schön hier", sagte ich wohlig seufzend und ließ meinen Blick über das kleine Paradies wandern. Es war Oma gelungen, dem Garten eine ganz besondere Handschrift zu verleihen, obwohl es auf den ersten Blick so aussah, als wüchse jede Pflanze hier zufällig. Nichts war zurechtgestutzt, alles konnte sich frei entfalten. Natürlich achtete Theodora auch sehr darauf, keine Chemikalien zu verwenden."
ZITAT Seite 82:
"Mein Herz tanzte Tango, ich spürte seinen Atem an meinem Hals. Sein süßlicher Duft umfing mich. Es roch nach Kirschmarmelade, Puderzucker und Vanille - eine schier unwiderstehliche Mischung, die mich beinahe um den Verstand brachte."

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