Klappentext des Inhaltes:
Schon lange glaubt die junge Julie nicht mehr an Märchen. Sie wollte Mikrobiologin werden, stattdessen muss sie als alleinerziehende Mutter ihr Geld an der Supermarktkasse verdienen. Ebendort lernt sie durch Zufall Paul kennen, der nach 30 Jahren Ehe von seiner Frau verlassen worden ist. Spontan lädt er sie und ihren 3-jährigen Sohn zu einem Familienurlaub am Meer ein. Julie sagt mutig zu - und vor ihnen liegt eine kurze, intensive Zeit voller kleiner und großer Wunder. Doch das Leben ist ebenso wie das Meer den Gezeiten unterworfen ... (Quelle. dtv Verlag) Meine Meinung: „Kurz bevor das Glück beginnt“ von Agnes Ledig ist ein Buch dass mich etwas zwiespältig zurück lässt, denn selten tat ich mich so schwer eine Bewertung für ein gelesenes Buch abzugeben. Doch nach reiflichen Überlegungen habe ich mich dazu entschlossen ihm nur 3 Punkte anstatt den zuerst angedachten 4 Punkten zukommen zu lassen, da es für mich doch einige Schwachpunkte in der Story gab, die mich persönlich etwas gestört haben. Aber zu diesen werde ich mich später noch genauer auslassen^^ Nichtsdestotrotz ist es eine berührende Geschichte die ans Herz geht, aber wie sollte sie auch nicht?....Schließlich ist es immer bewegend und traurig wenn ein Protagonist sterben muss und der Leser praktisch in der vorhandenen Trauerphase involviert wird und vorher selbst am Bangen und Hoffen ist. Aber obwohl ich ja darauf vorbereitet war, dass aus der anfänglichen Idylle ein Drama entstehen würde, haben mich die Emotionen doch eingefangen und ich musste beim Lesen weinen.
Doch fangen wir von vorne an: Das Cover ist wirklich traumhaft schön. Es wirkt auf den ersten Blick sehr romantisch und harmonisch auf mich, aber auch leicht wehmütig. Die Farbauswahl ist bezaubernd und trifft damit genau meinen Geschmack.
Auch die leichte und schwungvolle Schreibweise der Autorin fand ich sehr angenehm und versprühte eine Leichtigkeit, so dass das Lesen sehr leicht fiel und man praktisch von Seite zu Seite getragen wird.
Doch nun kommt das aber! Denn gegen Mitte der Handlung, als die dramatische Wendung eintraf und man nicht mehr in dem zuvor genossenen Sommerfeeling weilte, fühlte ich mich manchmal etwas zu sehr von den weisen Sprüchen und Ratschlägen erschlagen....
Natürlich es es verständlich dass die Personen und Freunde im Umfeld versuchen, einem in so einer Situation aufzumuntern, dennoch kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass normale Menschen so reden würden....und vor allem so viele Weisheiten auf einem Haufen von sich geben würden....außer natürlich man hätte beruflich damit zu tun und würde zu Trauerbegleitern gehören, die solche sprachlichen Wundermittel praktisch in petto hätten!^^
Beispiel:
Zitat Seite: 271
„Suchen sie nicht nach dem perfekten Glück, sondern nach den vielen kleinen Freuden des Lebens und reihen sie sie aneinander. Denn sie sind es, die uns Menschen helfen, durchzuhalten und in Zeiten des Unglücks immer wieder neuen Lebensmut zu schöpfen.“
oder
Zitat Seite 313:
„Denn Leben ist Bewegung und Wandel, alles ist im Fluss“
Nun denn, ich könnt noch gefühlte 100 solcher Weisheiten , die im Buch von den Menschen losgelassen werden, aufzählen, doch ich hoffe man versteht was ich meine, denn ich kenne niemanden der je so etwas zu mir sagen würde!^^
Dennoch sind einige gute Sprüche dabei, dass will ich ja gar nicht abstreiten, jedoch war die Masse dann doch etwas übertrieben und für mich leicht unglaubwürdig.
Auch die Entscheidungen die unsere Protagonistin; Julie so traf , konnte ich persönlich nicht nachvollziehen, aber das hat nichts mit der Bewertung des Buches zu tun, da ja jeder Mensch anderes handelt!^^ Aber ich würde niemals mit einem fremden Menschen ins Auto steigen , um spontan mit ihm in den Urlaub zu fahren in sein dortiges Ferienhaus und dort bei ihm zu übernachten.... Aber das sei nur am Rande erwähnt^^
Julie ist generell ein Mensch der eher misstrauisch ist und eigentlich keine Frohnatur ist, da sie schon einiges in ihrem jungen Leben miterlebt hat, so das sie etwas abstumpfte. Daher wundert es mich auch, dass sie plötzlich so schnell vertrauen zu Paul fasste und seine Idee gemeinsam in den Urlaub zu fahren annahm.
Paul ist ein Mensch, der unheimlich gerne Gutes tut und auch seinen Sohn Jerome der ebenfalls von einem heftigen Schicksalsschlag heimgesucht wurde, ebenfalls mit auf die Reise nimmt ,um ihm etwas Ablenkung zu verschaffen.
Und richtig, der gemeinsame Urlaub der drei Reisegefährten tut allen gut , denn Mitgefühl verbindet sie, und bald schon geben sie sich Kraft und Halt, ohne natürlich selbst in das Loch zu fallen!
Dabei werden aus Fremden schon bald sehr gute Freunde und geben ihr in ihrer dunkelsten Zeit Unterstützung , die sie sehr gebrauchen kann, denn nach einem Unfall ist das zuvor genossenen Glück schlagartig ausgelöscht und es fängt eine Zeit , zwischen Hoffen und Bangen an.
Als Leser hat man wirklich die ganze Breitbande der verschiedenen durchlebten Gefühle von Julie sehr gut nachempfinden können. Wirklich sehr emotional geschrieben, so dass es einem wirklich ans Herz geht.
Dennoch war es für mich leicht too much. Ich fand die Sprüche zu viel des Guten, außerdem fand ich die Happy Ends die es plötzlich zu geben scheint, einfach zu merkwürdig und vor allem noch die letzte Gemeinsamkeit der Frauen im Buch, fand ich dann doch etwas fernab von der Realität.
Ein Buch dass wirklich sehr berühren kann, und gerade für Menschen die ebenfalls so eine Tragödie erlebt haben ist dieser Roman eine tolle Lektüre, wenn es darum geht , neuen Lebensmut fassen zu können und zu sehen, dass das Leben noch so einiges zu bieten hat, auch wenn dies noch anfänglich völlig unmöglich zu sein scheint. Doch für mich leider hatte es den gegenteiligen Effekt, da ich mich danach ziemlich mies fühlte und leicht depressiv. Daher rate ich den Menschen die keinen gefestigten Gemütszustand haben davon ab dieses Buch zu lesen, damit sie nicht selbst in das besagte Loch fallen....
Herzlichen Dank für dieses Buch an : Lovelybooks und an den dtv Verlag