Rezension: Krähenmädchen (Erik Axl Sund)

Rezension: Krähenmädchen (Erik Axl Sund)

Victoria Bergmann wurde von ihrem Vater sexuell missbraucht und hat infolgedessen eine schwere Persönlichkeitsstörung entwickelt. Doch so sehr ihre Psychotherapeutin Sofia Zetterlund sich darum bemüht, ihre Patientin zu verstehen – sie bleibt zunächst ein Rätsel.

Szenische Wechsel

Das schwedische Autorenduo Erik Axl Sund hat mit Krähenmädchen den Startschuss für die sehr erfolgreiche Victoria-Bergmann-Trilogie geschaffen.

Und da sich spätestens seit Stieg Larssons Millenium-Romanen Trilogien hervorragend in den Bestsellerlisten machen, ging das Konzept auch hier wieder auf. Entsprechend gerühmt wurde Krähenmädchen und mit dem Special Award der Schwedischen Krimiakademie ausgezeichnet.

Doch nicht jeder ist begeistert vom Krähenmädchen. Das mag wohl auch daran liegen, dass man die sogenannte Victoria-Trilogie als Fließband- statt Fleißarbeit bewerten kann. Nicht nur dass die beiden Autoren alias Ex-Mitglieder einer Punkband herzlich wenig mit dem Schreiben zu tun haben, sie schmissen drei dicke Romane à 500 Seiten innerhalb von sechs Monaten auf den Markt. Und brüsteten sich damit, wie einfach es sei, eine spannende Trilogie aus dem Stegreif zu entwerfen.

Sprünge und Wechsel

Ein weiterer Kritikpunkt in vielen Rezensionen waren die häufigen szenischen Wechsel und Sprünge. Zugegeben, wer diesen Thriller zur Hand nimmt, sollte bei der Sache bleiben. Am besten lesen Sie ihn in einem Rutsch. Denn die verschiedenen zeitlichen Ebenen und Perspektiven können bisweilen ganz schön an Tempo aufnehmen.

Auch die enorme Brutalität, mit der die Geschichte erzählt wird, schreckte so manchen Leser ab. Zwar gehört es zum Genre des Psychothrillers, dass deftige Kost serviert wird. Viel zu oft jedoch ist Gewalt mittlerweile ein attraktives Konsumprodukt, das regelrecht genossen wird.

Krächzendes Krähenmädchen

Erik Axl Sund schildern die Verbrechen so detailliert und widerwärtig, dass der Begriff der Gewaltpornografie neu definiert werden müsste. Eine ähnlich kritische Auseinandersetzung mit diesem Werk hat Elmar Krekeler in der Welt veröffentlicht.

Nichtsdestotrotz ist Krähenmädchen erfolgreich – dies allein an seinem gewaltsamen Tonus festzumachen wäre ungerechtfertigt. Denn das Konzept der verschiedenen Handlungsstränge geht auf und spannt den Leser auf die Folter.

Fazit

Krähenmädchen gehört sicherlich nicht zu den sprachlichen Sensationen und ist reißerisch geschrieben. Daher müsste die Frage im Klappentext nicht lauten, wie viel Leid ein Mensch ertragen kann. Sondern: Wie viel Erik Axl Sund kann ein Leser ertragen? Die Antwort: Eine kleine Menge geht in Ordnung.

ERIK AXL SUND: Krähenmädchen. Roman. Goldmann, München 2014, 480 S., 12,99 €


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