Rezension - "Königskinder"

Cover
[REZENSION]
Der Autor
Gernot Gricksch, geboren 1964, ist Kolumnist, Kinokritiker und Autor von Romanen, Sachbüchern und Drehbüchern. Er lebt mit seiner Familie in Hamburg. Gernot Gricksch versteht es sein Publikum zum Lachen zu bringen, zu Tränen zu rühren und dabei so einiges über das Innenleben von Männern zu verraten, was "echte Kerle" nur zu gerne für sich behalten und viele Frauen gerade deswegen hochspannend finden. Sein Roman "Robert Zimmermann wundert sich über die Liebe" wurde 2005 mit dem Literaturpreis DeLIA als bester Liebesroman des Jahres ausgezeichnet, die eigene Drehbuchadaption mit dem Norddeutschen Filmpreis und dem Bayerischen Filmpreis.
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Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
Verlag: Droemer (15. Februar 2010)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 342619872X  / ISBN-13: 978-3426198728
Größe und/oder Gewicht: 19 x 11,8 x 2,6 cm

Leseprobe
Quelle: Droemer Knaur  *unbedingt lesen*
Die Geschichte...
Zwei Menschen, die füreinander bestimmt sind - sich so nah und gleichzeitig so fern sind...
Simone und Mark werden am gleichen Tag in Hamburg geboren. In den darauffolgenden Jahren und Jahrzehnten gehen die beiden verschiedene Wege und verpassen sich immer wieder um Haaresbreite. Sie verfehlen sich während ihrer Kindheit in den 70-er Jahren in Hamburg, 1987 in Moskau, 1995 in Costa Rica, 1997 während des Oderhochwassers in Brandenburg, bei der Jahrtausendwende in Berlin und zu guter Letzt wieder in Hamburg, als Mark Taxi fährt und Simone als Verkäuferin arbeitet. Werden sich Simone und Mark irgendwann doch begegnen und ihr Glück finden?

Meine Meinung:


"Königskinder" erzählt über die langwierige Suche nach der wahren Liebe, dem das Schicksal einen Strich durch die Rechnung macht... Denn Mark und Simone verfehlen sich so oft und gehören doch offensichtlich zusammen, so dass man sich fragt, womit sie dieses Pech verdient haben. Der Prolog zeigt uns einen Brief, der 2009 geschrieben wurde, um uns gleich in das Jahr 1970 zu entführen. Kapitelweise führt der Roman durch die ersten Lebensjahre, um dann in größeren Jahresschritten immer wieder aus dem Leben der "Königskinder" zu berichten, bis die Geschichte im Jahr 2010 endet.

Simone wird von ihrer Hippie-Mutter sehr liberal erzogen, ist sehr impulsiv und vertrauensselig, geht auf eine ganz normale Schule, besucht mit kommunistischen Jugendlichen Moskau und kommt gerade so durchs Abitur. Mit 25 fängt sie an, in der Presseabteilung von Greenpeace zu arbeiten, in deren Auftrag es sie nach Costa Rica verschlägt, um gefährdete Schildkröten zu retten. Mit 27 arbeitet sie für eine Filmcrew, als die große Flut in Brandenburg alle Aufnahmen zunichte macht. **Achtung SPOILER** Anfang der 90-er Jahreverdient sie ihre Brötchen in einem großen Elektronikmarkt, verkauft Sushi am Bahnhof und startet dann nochmal so richtig durch, als sie studiert und sich danach selbständig macht.  **SPOILER Ende**Mark wächst sehr behütet bei seinen Eltern auf, er geht auf eine Hochbegabtenschule und will Architektur studieren. Lange ist der schüchterne Junge ein Außenseiter, bis er in dem türkischen Jungen Hassan einen Freund findet, wodurch er aufblüht. Auf einer Moskaureise lernt Mark einen Geschäftsmann kennen, in dessen Immobiliengeschäft er einsteigt. Nach Jahren harter Arbeit steigt der Jungmanager immer weiter auf der Karriereleiter nach oben, bis er sein Ziel vor Augen verliert und nach einem einschneidenden Erlebnis in Costa Rica die Chefetage verlässt. Danach weiß er lange nicht, was er machen soll und kauft sich in Brandenburg einen Resthof, der 1997 von der großen Oderflut zerstört wird. **Achtung SPOILER**Der einstmals geradlinige und ehrgeizige Mark verwandelt sich in einen Mann, der nicht so recht weiß, was er mit sich anfangen soll. Letzten Endes landet er beim Taxi fahren, wo er eines Tages eine Begegnung mit einer jungen Mutter hat, die alles verändert... **SPOILER Ende**Die Hauptpersonen sind so unterschiedlich wie Tag und Nacht. Und genau diese Unterschiede wurden hervorragend herausgearbeitet. Da ist Simone mit ihrer Spontaneität und ihrem lockeren Mundwerk, immer auf der Suche nach ihrem leiblichen Vater und seiner Anerkennung. Und der ernste Mark, dieser zielstrebige Überflieger, der eines Tages erkennt, dass Reichtum und Ruhm nicht alles im Leben ist. Diese Verschiedenartigkeit wird auch an der jeweils verwendeten Umgangssprache deutlich. Allerdings haben sie auch eines gemeinsam: Sie sehnen sich nach Liebe und einem Seelenpartner, der das Leben mit ihnen teilt. Gernot Gricksch hat hier eine wunderbare Idee großartig umgesetzt und schafft es, seine Leser mit dem Leben der gegensätzlichen Protagonisten zu unterhalten. Wir begleiten sie auf vielen verschlungenen Wegen hindurch auf der Suche nach ihrem Seelenpartner. Dadurch wird die Spannung durchgehend gehalten und man fragt sich während des Lesens immer wieder, ob Simone und Mark zueinander finden bzw. sich endlich begegnen. Toll finde ich auch, dass der Autor mit einem Blick für Details zeitgeschichtliche Ereignisse, Lieder, Mode etc. der jeweiligen Zeit in die Handlung eingeflochten hat. Da ich ja auch ein Kind der 70-er Jahre bin, konnte ich hier sehr schön in Erinnerungen schwelgen. :)Abwechselnd erzählen die beiden Hauptfiguren die turbulenten Geschehnisse aus ihrer Sicht und lassen uns an ihren, teilweise schon philosophischen, Gedanken sowie Emotionen teilhaben. Durch die vielen Berührungspunkte fiebert man automatisch mit und möchte die Protagonisten am liebsten persönlich miteinander bekannt machen. ;-) Viele der Wendungen sind so überraschend und unerwartet, dass es einem unmöglich macht, den Handlungsverlauf zu erahnen.


Mit viel Gefühl und Einfühlungsvermögen hat der Autor die moderne Geschichte der beiden Königskinder, die nicht zueinander finden konnten, geschrieben. Ohne irgendwelche Längen oder sonstige Mankos unterhält diese besondere Geschichte bestens und zieht einen sofort in ihren Bann, wodurch sich die 352 Seiten in rasantem Tempo lesen lassen.
FAZIT: Mit "Königskinder" hat Gernot Gricksch eine einzigartige Liebesgeschichte erschaffen, die uns zeigt, dass die Suche nach der wahren Liebe nicht unmöglich ist. Durch die authentischen Hauptpersonen und der reizvollen Geschichte -in der viele schöne, lustige, aber auch ernste Szenen enthalten sind- wird dieser Roman zu einem wahren Kleinod. Dafür vergebe ich liebend gern 5 (von 5) Punkte.


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