Rezension: Kolja kocht

Von Becky

Kolja Kleeberg, den singenden Entertainer der Köche, kennt sicher jeder von euch. Mir war er früher bei Kerner – / Lanz kocht schon sehr sympathisch, bei der Küchenschlacht sieht man ihn ja immer mal wieder, aber ganz so oft sieht man ihn scheinbar nicht mehr im Fernsehen. Schade eigentlich, schließlich macht er immer eine Show aus seinen Auftritten und kann auch wirklich gut singen. Nach seinem Kochbuch über Sterneküche aus seinem Restaurant VĂU, hat er nun ein alltagstaugliches geschrieben. In der Einleitung schreibt er, dass er immer wieder auf der Straße angesprochen und nach Kochtipps gefragt wird. Da er diese sehr gern beantwortet, hat er sich entschieden, einige dieser Tipps und passende Rezepte zu sammeln.

Am allerbesten an diesem Buch gefällt mir, dass ich beim Lesen das Gefühl hatte, dass die Texte tatsächlich von Kleeberg selbst geschrieben sein könnten. Seine Formulierungen und einfach insgesamt die Art und Weise, wie die Texte geschrieben sind, passen perfekt zu dem Bild, dass ich durch Fernsehsendungen von ihm gewonnen habe. Das finde ich unglaublich angenehm.

Die Rezepte sind vielfältig: Das Buch ist in zwei Bereiche geteilt „Quick & Easy“ und „Slow & Fine“. In jedem dieser beiden Bereiche gibt es die Unterkapitel

  • Vorspeisen,
  • Zwischengerichte,
  • Hauptgerichte,
  • Desserts

und zusätzlich noch ein Kapitel mit 10 Grundrezepten. Zusätzlich gibt es noch 12 „Küchengeheimnisse“. In diesen kleinen Kapiteln, die meist 2-3 Seiten umfassen, räumt Kleeberg mit einigen Mythen auf, erzählt Herkunftsgeschichten, lüftet das Geheimnis seiner perfekten Bratkartoffeln und streut auch einige Faustregel-Rezepte ein. Dabei zieht er die ganze Zeit das Konzept durch, das Buch wie einen seiner Kochkurse anzugehen – aus diesem Grunde wird man im ganzen Buch als Leser auch geduzt. Letzteres finde ich hier gar nicht schlecht, sondern sympathisch, denn er macht es nicht aufdringlich, sondern natürlich.

Die Rezepte werden alle von einem hellen, freundlichen Bild begleitet, auf dem das Gericht gut zu erkennen ist. Seine Sternekochanrichteweise konnte Kolja Kleeberg nicht ganz ablegen und so sind die Gerichte schon deutlich anders angerichtet, als dies in den meisten Büchern der Fall ist. Allerdings sehen sie immer noch „normal“ genug aus, damit man nicht aus Angst vom Nachkochen abgehalten wird.

Teilweise verstehe ich die Zuordnung der einzelnen Rezepte nicht so recht, beispielsweise ist ein Crumble so ziemlich das schnellste Gebäck, was ich mir vorstellen kann. Es steht aber nicht im Teil „Quick & Easy“, sondern bei „Slow & Fine“. Auch die „Schüsselpizza“ steht im Kapitel „Slow & Fine“, obwohl sie innerhalb von 25 Minuten fertig ist und ganz ohne Hefeteig gebacken wird.

Für Vegetarier ist dieses Buch leider nur teilweise geeignet: Natürlich hat man als Vegetarier die Desserts und auch einige andere Gerichte sind fleischfrei. Die meisten Gerichte sind allerdings inklusive Fleisch oder Fisch.

Rezepte, die ich bereits ausprobiert habe:

Schokoladenküchlein: Hm, ja, der erste Rezeptnachbackversuch ging leider etwas in die Hose: Aus Schokolade, Butter, Eiern und ein wenig Zucker wurde hier ein „Teig“ hergestellt. Dass der nicht besonders fest wurde, werdet ihr ahnen. Das Endergebnis war auch nicht viel besser. Geschmacklich war alles gut, aber die Konsistenz erinnerte mehr an ein Omelett, als an Kuchen, und besonders gut hielt er die Form auch nicht. Schade. Mit dem Bild im Buch hatte das Ergebnis jedenfalls wenig zu tun.

Schüsselpizza: Die Schüsselpizza ist eine Pizzavariante, die ohne Hefeteig auskommt und dadurch besonders schnell zubereitet ist. In der Zubereitung fehlt leider der Teil, wann / ob der Belag mit in den Teig gegeben werden soll oder der Teig auf das Blech kommt und darauf der Belag. Da es auf dem Bild eher so aussieht, als wenn alles miteinander vermischt wurde, habe ich das ebenfalls so gemacht. Mein „Belag“ bestand aus Paprika, Oliven und Feta und das Ergebnis war sehr lecker. Die Pizza wurde luftig, aromatisch und war sehr schnell im Ofen.

Crumble: Im Buch ist der Crumble mit Kirschen, da ich davon nicht genügend vorrätig hatte, habe ich sie mit einigen gemischten Beeren und Apfel gestreckt. Die Streusel wurden wunderbar knusprig und gleichzeitig schmelzend. Sehr fein!

Mein Fazit: Ihr werdet es schon im Rest der Rezension gemerkt haben: Ich bin leider nicht zu 100 % zufrieden, obwohl mir große Teile des Buches gut gefallen. Fangen wir mit dem Positiven an: Die Rezeptauswahl ist vielfältig, die Rezepte alltagstauglich, machen aber trotzdem etwas her, die Bilder sind unaufgeregt und gut, die Küchengeheimnisse lustig und informativ zu lesen und die Persönlichkeit von Kolja Kleeberg wird in den Texten gut aufgefangen. Was mir nicht so gut gefällt, sind die immer mal wieder auftauchenden Ungenauigkeiten in den Zubereitungsschritten (vgl. Schüsselpizza) und der Schokokuchen gelang leider überhaupt nicht – ob dort doch etwas Mehl im Rezept vergessen wurde? Meine – zugegebenermaßen hohen – Erwartungen konnte das Buch leider nicht ganz erfüllen, es ist aber trotzdem ein hübsches Werk geworden und gerade Fans von Kolja Kleeberg sollten wohl mal einen genaueren Blick hinein werfen. Mit ein bisschen Kochverstand kann man mit diesem Buch schöne Sachen zaubern.

Hier übrigens noch ein Auftritt von ihm, in dem er das Buch vorstellt und auch schon einige seiner Küchengeheimnisse präsentiert:

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Das Buch „Kolja kocht“ von Kolja Kleeberg umfasst 200 Seiten, kostet 19,99 Euro und ist im Südwest Verlag erschienen.

Vielen Dank für die Bereitstellung als Rezensionsexemplar.