Rezension: Knock Out von Steve Monroe

Bis ich einen Zugang zum Ulysses von James Joyce fand, habe ich drei Anläufe gebraucht. Gleich drei Mal habe ich die erste Episode gelesen, die auf und im Martello Tower spielt und in der Stephen Dedalus von seinem Mitbewohner Buck Mulligan gekränkt wird. Dann endlich hatte mich das Buch gepackt und ließ mich nicht mehr los. Für mich ist der Ulysses eines der besten Bücher überhaupt, wenn nicht das Beste schlechthin.
Auch das Buch Knock Out von Steve Monroe habe ich mehrfach in die Hand genommen. Ich ihm immer wieder eine Chance – aber jetzt gebe ich auf. Ich komme einfach nicht über Seite 50 hinweg.
Knock Out soll ein Buch über das Boxen sein in Form eines Kriminalromans. Es spielt 1957 in Chicago. Alles an Versatzstücken für einen Roman übers Boxen, was man sich nur vorstellen kann, ist vorhanden: Ein schwarzer Schwergewichtler, der Weltmeister werden soll, ein rassistischer und krimineller Manager, ein origineller Trainer, versoffene, servile und verfressene Journalisten, die nichts mitbekommen, Kriminelle und Buchmacher.
Aber gehen wir mal auf die Sachebene. Was Monroe da übers Training schreibt z.B., ist nur halb gar. Aus Sparringshandschuhen macht er Trainingshandschuhe. Immer wieder ist von Handbandagen die Rede. Und dann die seltsamen Schlagkombinationen, die da eingeübt werden. Richtig gravierende Fehler sind es ja nicht, nur ganze viele Ungenauigkeiten, die darauf schließen lassen, dass der Autor nicht wirklich im (Profi-)Boxen zu Hause ist.
Was mich aber am meisten geärgert hat, ist die Sprache. Monroe versucht originell zu sein. Er versucht, Umgangssprache und Slang einzufangen. Das hat aber nur zur Folge, dass es kaum einen Absatz gibt, bei dem ich mich nicht über mindestens einen Satz ärgern muss. Beispiel:
“Sein graues T-Shirt und die Trainingshose waren nass, und die Muskeln an den Oberarmen wirkten wie Pampelmusen.” (S. 36)
„Wenn du ihn mit dem Haken in den Rippen erwischst, dann lässt er den rechten Ellenbogen fallen. Das gibt dir Gelegenheit, ihm in der oberen Etage ein Pfund zu verkaufen“ (S. 37)
„Juniors Ansicht nach hätte er jederzeit für einen Löffelbagger einspringen und mit bloßen Händen Eisenbahnschwellen ausreißen könne.” (S. 47)
“Crandy schnitt ihm mit einem jähen Sidestep nach links den Weg ab und ging mit linken und rechten Körperhaken hart in den Mann, als dresche er mit Schlegeln auf eine Trommel ein.” (S. 48)
“Crandy stürzte sich auf ihn, sein rechter Aufwärtshaken war eine Granate.” (S. 49)
“Crandy fuhr die Luft aus dem Leib wie einem beinahe Ertrunkenen das Wasser.” (S. 49)
“Wie ein Buddhist legte Williams das Gesicht auf die Matte, gerade so, als bete er sie an.” (S. 50)
Um es gleich zu verraten, Crandy Williams ging schließlich KO. Und ich warf das Handtuch und gab auf. Ich sollte den Ulysses von James Joyce ein drittes Mal lesen. Auch da geht es um Boxen, aber das ist eine andere Geschichte, die noch viel Recherchearbeit erfordert.
© Uwe Betker



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