Warum meine Seite „Lokuszeit“ heißt, weiß man eigentlich.
Ich habe das Ganze mal bei „Über Lokuszeit“ verfasst und generell scheint mein lieber Mitbewohner nicht der einzige zu sein, der nur oder vor allem auf der Schüssel Zeit zum Lesen findet.
Damit habe ich meine kleine Nische in der (Buch-)Blogger-Welt gefunden. Der Aufhänger ist interessant, witzig und eigentlich kennt ihn jeder.
Diese Nische ist in Bücherkreisen auch schon eine Weile bekannt. Hier und dort findet man auf privaten, wie Geschäfts-Klosetts „witzige“ Bücher zum Mal-eben-kurz-drin-blättern. Leider handelt es sich hierbei zumeist um mit flachen Kalauern gespickte oder zum Teil auch geschmacklose Büchlein, die spätestens nach zwei Seiten keine Lust mehr darauf machen, sitzen zu bleiben, sondern möglichst schnell das Badezimmer wieder frei zu machen. Absicht? Man weiß es nicht. Aber in jedem Falle ärgerlich, zieht man in Betracht, dass das Geschäft auf dem Örtchen eben für viele die einzige Möglichkeit ist, sich zu entspannen und ein oder zwei Seiten zu lesen.
Am Ende artet das soweit aus, wie bei mir: Mein Mitbewohner nimmt sich einen ganzen Roman mit aufs Klo (bzw. hat ihn dort zu liegen) und verbringt entsprechend viel Zeit dort. Da kann dann auch mal ‘ne dreiviertel Stunde ins Land ziehen, ohne dass jemand das Bad betreten kann oder danach mag.
Zu meinem Wohlwollen trägt das auch eher selten bei. (Brise OneTouch hilft etwas…)
Gut, dass es findige Menschen, wie Markus Walther gibt, die offensichtlich einen Blick für „dringende Dinge“ in der Buchbranche haben und sich diese mit Hilfe ihrer Fähigkeiten zunutze machen.
Marcus Walther hat das Buch „Kleine Scheißhausgeschichten“ herausgebracht und damit voll ins Schwarze getroffen.
In 68 Geschichten des Genres „Micro Fiction“ – also Kurzgeschichten (und jetzt bitte keine Abhandlungen über die literarische Korrektheit, dieser Bezeichnung in den Comments!) schreibt Walther für jedermann etwas und das dann „nur“ über 1-2 Seiten lang.
Es ist erstaunlich und ich versehe es mit einem ernst gemeinten Chapeau!, wie der Autor es schafft, auf so wenig Platz, so viel Inhalt zu verstauen.
Und dabei nutzt er jedes Genre. Von Drama über Grusel bis Komik ist eigentlich alles dabei. Hierbei schafft Walther es – und das ist mir persönlich eines der wichtigsten Kritikpunkte – nicht in Klischees, Geschmacklosigkeiten oder schon da Gewesenes abzudriften. Im Gegenteil. Die Pointen der Geschichten sind manchmal zwar abzusehen, dennoch immer spannend hergeleitet und haben hier und da auch manchmal eine schöne oder auch traurige Moral.
Die Geschichten drehen sich übrigens nicht ständig um das stille Örtchen, sondern um alles Erdenkliche. Wo hin mit Godzilla, nachdem man ihn besiegt hat? Was passiert nach dem Tod? Oder warum explodieren plötzlich die Babyzahlen bei den Reichen der Gesellschaft in einer bestimmten Gegend?
Ich kann aber auch nicht leugnen, dass mir die Idee einfach auf Grund des Themas gefällt und es allein dafür schon 500 Gramm mehr Pluspunkte gibt. Scheißhausgeschichten bei Lokuszeit? Meine Gott, liebe Leser – wie gut passt das denn!? :D
Die Idee und der Titel waren mir einfach sofort sympathisch.
Und die Wirkung auch. Man geht auf seinen stillen Ort, nimmt sich das Büchlein und ließt eine Seite, maximal vielleicht zwei.
Wovon man bei Romanen nicht viel hat, bekommt man hier eine ganze Geschichte geliefert, die oft sogar über den „privaten Besuch“ hinausgeht.
Wie bereits gesagt: Chapeau, Herr Walther – Ihnen ist da ein Geniestreich gelungen.
Und euch, liebe Leser, möchte ich das Buch wärmstens empfehlen. Kauft euch dieses Buch und nehmt es dort mit hin, wohin selbst der Kaiser zu Fuß geht!
Und dann kommt auch hoffentlich ein zweiter Teil.
Vom Buch, meine ich.
Bewertung: 5/5
„Kleine Scheißhausgeschichten“ (Markus Walther)
Broschiert: 153 Seiten
ISBN-13: 978-3941404649
Verlag: Acabus
Preis: 11,90 EUR
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