Zugegeben: Ich wollte dieses Buch mögen. Ich wollte es ebenso toll finden, wie die meisten Anderen und ich hatte hohe Erwartungen, denn seien wir doch mal ehrlich: In der Flut der ganzen Jugendbücher ist Hassliebe längst keine Seltenheit mehr, und als alteingesessene Hassliebenexpertin verlangt man irgendwann mehr als nur ein bisschen "Argumente-Ping-Pong" und ein hochgezogener Mundwinkel des männlichen Parts. "Kirschroter Sommer" konnte meinem Erwartungsgerüst da leider in keinster Form standhalten und fiel schon bald in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Angefangen bei meiner Antipathie gegenüber Emely bis hin zu der Nervensäge Elyas über sinnlose Ploteinschübe, die die Story in keinster Weise weiterbringen war dieses Buch für mich leider ein absoluter Reinfall - mal ganz davon abgesehen, dass es nicht einmal ein Ende hat (und ja, ich weiß, dass die Autorin sich das ganze Buch nicht leisten konnte, aber zumindest ein kleines Ende hätte das Buch verdient gehabt, wenn man es schon aufsplitten muss!).
Protagonistin Emely war überraschend unsympathisch dafür, dass sie so selbstbewusst auftritt, was ich sonst ja mehr als begrüße. In dem Fall war es mir allerdings viel zu viel. Mit ihrer ständigen Zickerei wirkte sie wie eine vorpubertäre Vierzehnjährige, die an allem etwas auszusetzen hat und sich und ihre Eigenschaften dabei ziemlich zu verherrlichen schien. Das kann natürlich an der Perspektive liegen, aber auf mich wirkte sie entgegen ihrer Behauptungen ziemlich eingebildet. Ständig erwähnt sie, wie wenig Interesse sie an Mädchenkram hat, verhält sich wie eine graue Maus und benutzt dann Begriffe wie "blickfickte", was ihr komplettes Bild unglaubwürdig und schwammig machte. Unentwegt lästert sie gedanklich über ihre Mitmenschen (vor allen Dingen ihre beste Freundin kommt mehr als schlecht weg, obwohl ich sie viel sympathischer fand als Emely) und scheint außer Lesen (was ja keineswegs etwas schlimmes ist!), Lernen und ihren Mustang (der nicht einmal ihrer ist) keine anderweitigen Interessen zu haben, außer ihren oft ziemlich zynischen und verletzenden Humor.
Auch ihre Beziehung zu Elyas war keineswegs knisternd oder prickelnd für mich - ganz im Gegenteil. Während dieser nämlich ununterbrochen dumm vor sich hingrinst, ein sauteures Auto besitzt, was sich ein normaler Student sicherlich niemals leisten könnte und Emely in jeder Lebenslage verfolgt, ist diese nur am rummeckern. Die Schlagabtausche, die sich die beiden über fünfhundert Seiten lang liefern, waren teils amüsant, teils nervig, wobei letzteres definitiv überwiegt. Anfangs war das Ganze ja noch lustig, aber als Emely nach vierhundert Seiten immer noch nicht begreift, dass Elyas nicht das Arschloch ist, für das sie ihn hält, wurde ich schon leicht aggressiv. Das Einzige, was Emely netter und koversationstüchtig zu machen schien, war ein Joint, denn in diesem kurzen Abschnitt hat sie das erste und letzte Mal ein normales Gespräch mit Elyas führen können und für sage und schreibe zehn Seiten war sie mir wenigstens halbwegs sympathisch.