Rezension: Kinder, an den Herd!

Von Becky

Ende August erschien dieses neue Kinderkochbuch und ich war sehr gespannt darauf, denn der erste Band sollte schon sehr gut gewesen sein. Es geht um „Kinder, an den Herd!“ von Claudia Seifert, Gesa Sander, Julia Hoersch und Nelly Mager.

Die Gerichte sind in die folgenden Kapitel unterteilt:

  • Neues aus der Brotdose
  • Kinderklassiker neu interpretiert
  • Frühstücksmuffel
  • Ruckzuckgerichte für die ganze Familie
  • Märchenküche
  • Spontanküche aus dem Vorratsschrank
  • Großeltern-Rezepte
  • Wir spielen Restaurant

Besonders toll finde ich, dass jedes dieser Kapitel tatsächlich in einem ganz anderen (und zum Thema passenden) Stil gestaltet wurde. Wenn man etwas genauer hinsieht, fällt einem dies sogar schon auf, wenn man sich nur das Buch von außen von der Seite her anschaut.

Jedes Kapitel beginnt mit einer Übersicht / einem Inhaltsverzeichnis über die Gerichte, die darin vorgestellt werden. Mir gefällt persönlich sehr gut, dass die Gerichte selbst im Märchenkapitel keine Fantasienamen erhalten haben, sondern man direkt erkennt, um was es geht. Was mir ein bisschen fehlt, weil ich es einfach schön und praktisch finde, sind kleine Einleitungstexte zu den einzelnen Gerichten. So etwas gibt es hier überhaupt nicht. Da die Gerichte meist recht selbsterklärend sind, sind sie aber auch nicht unbedingt notwendig.

Jedes Rezept wird von einem großformatigen Bild begleitet, auf dem stets das Gericht an sich gut zu erkennen ist. Oft sind auch gutgelaunte Kinder mit auf den Bildern – darüber, ob das immer so sein muss, kann man unterschiedlicher Meinung sein. Mich selbst stören viele Bilder von Starköchen in Kochbüchern sehr und so denke ich mir, dass etwas ältere Kinder möglicherweise ähnlich empfinden, wenn auf jedem zweiten Bild ein Kind zu sehen ist. Die Bilder sind aber alle von hoher Qualität und passen zum einzelnen Kapitelthema. Es gibt eine Portionsangabe, eine Zubereitungszeit und eine Schwierigkeitseinteilung in drei Stufen, außerdem eine übersichtliche Zutatenliste und Zubereitungsschritte, die durchnummeriert und klar beschrieben sind. Toll ist auch, dass einige Fachbegriffe noch einmal bei Bedarf erklärt werden. Beispielsweise steht dort: „Gieße dann den Brokkoli in ein Sieb und schrecke ihn ab (das bedeutet, dass du ihn mit kaltem Wasser abbraust, sodass er kalt wird)“.

Besonders erwähnenswert an diesem Buch sind noch die sogenannten „Küchenexperimente“, die wild im Buch und über die Kapitel verteilt sind. Dort gibt es immer mal spannendes Chemisches oder auch Biologisches aus der Küche, was man ausprobieren kann. Angefangen bei der Wasserprobe, ob das Ei frisch oder schon alt ist, über selbstgemachte Limonade (ohne Sprudelwasser natürlich), bis hin zu einem Grundansatz von Hermann, dem Wanderteig (inklusive Anleitung zum Kopieren und Weitergeben an neue Besitzer und plus Rezept für einen Kuchen) gibt es hier einiges zu entdecken. Toll sind dabei die Erklärungen hinter den Phänomenen, zwar sind diese sehr grob und wenn man sich genauer auskennt, mag der eine oder andere denken: „Das ist aber jetzt sehr vereinfacht dargestellt!“, aber ich denke, für ein Kochbuch sind diese Erklärungen genau richtig. Sie überfordern die Kinder nicht, regen aber zum Nachdenken, Nachfragen und Experimentieren an und das ist der erste und wichtigste Schritt. Etwas schade finde ich, dass es keine Übersicht über die Küchenexperimente gibt und auch die Rezepte, die teilweise in ihnen vorgestellt werden – beispielsweise Karamell oder eine Himbeerlimonade – nicht im Register auftauchen.

Auch aus Vegetariersicht kann ich dieses Buch empfehlen: Zwar ist es nicht rein vegetarisch, aber die Gerichte mit Fisch und Fleisch halten sich sehr in Grenzen und so kommt man auch als Vegetarier voll auf seine Kosten.

Rezepte, die ich bereits ausprobiert habe:

Spaghettinester: Eines dieser Rezepte, bei denen ich mich frage, ob die Leute das Rezept so ausprobiert haben. Die Idee ist super und das Ergebnis auch sehr lecker, aber 350 g Nudeln plus 2 Paprikaschoten plus 1 Dose Mais plus Eiermilch passen nicht in 12 Muffinförmchen – jedenfalls nicht in die Standardgröße. Das Ergebnis an sich war aber wirklich lecker und schmeckte auch noch kalt gut.

Blätterteig-Flammkuchen mit Erbsen und Tomaten: Ganz ähnlich wie die Tomatenquizza wird hier Blätterteig mit Crème fraîche bestrichen und dann mit Gemüse belegt. In diesem Fall kommen klein geschnittene Tomaten und einige Erbsen auf den Teig. Ein sehr leckeres, schnell gemachtes Essen.

Wraps mit Kichererbsenmus, Schafskäse und Gemüse: Diese Wraps vereinen einiges, was ich sehr liebe: Kichererbsenmus, Feta, Paprikastreifen und Tortillafladen. Klar, dass ich sie ausprobieren musste, oder? Das Kichererbsenmus, das hier hergestellt wird, gefiel mir nicht so gut, ich liebe einfach meinen Hummus. Bei dieser Variante werden nur Kichererbsen, Frischkäse, Zitronensaft, Salz und Pfeffer püriert. Die Gemüsemenge war für mich deutlich zu hoch, ich habe nur die Hälfte gebraucht. In der Kombination schmeckte aber alles ganz wunderbar.

Pizza Margherita: Ein Klassiker! Pizza geht bei uns immer und da es sie schon länger nicht mehr bei uns gab, wanderte die Pizza Margherita direkt auf unseren Essensplan. Nach dem Backen hatte ich leider einen kleinen See auf der Pizza, ansonsten war sie aber in Ordnung. Wie immer bei so einfachen Gerichten kommt es ganz besonders auf die Auswahl der Zutaten an.

Zu einem weiteren Rezept möchte ich noch kurz etwas anmerken, der Himbeer-Limonade: Mit diesem Rezept aus dem Küchenexperimenteteil hatte ich wirklich ein Problem. Die Zutaten und die Zubereitung an sich sind vollkommen in Ordnung. Aber ich habe schon öfter Limonade selbst hergestellt und weiß, wie gefährlich es sein kann, wenn man Limonade in Glasflaschen mit festen Drehverschlüssen macht. Das kann zu sehr unschönen Explosionen der Flaschen führen und ist gefährlich. Oft geht es natürlich gut, man sollte es aber keinesfalls so beschreiben. Limonade wird nicht in fest zugedrehten Glasflaschen angesetzt!

Mein Fazit: Ich finde dieses Buch sehr gelungen und es macht nicht nur Kindern Spaß, darin zu blättern. Die Aufmachung, die Bilder und die Gestaltung des Buches wirken sehr hochwertig, aber trotzdem leicht und spielerisch. Und auch die Rezeptauswahl ist durchdacht und vielfältig. Die Küchenexperimente finde ich super und toll ausgewählt, sie regen dazu an, weiterzudenken und werden sicherlich spannende Gespräche nach sich ziehen. Trotzdem waren leider einige der Rezepte in meinen Augen nicht optimal und haben nicht genau so, wie sie im Buch standen, funktioniert. Das ist sehr schade und deswegen kann ich leider keine vollkommene Kaufempfehlung aussprechen.

Da ich bei einigen anderen Kinderbüchern schon danach gefragt wurde: Es gibt bei diesem Buch keine Altersempfehlung, die offiziell angegeben wird. Ich persönlich würde sagen, dass es am besten für etwas ältere Kinder geeignet ist. Spontan würde ich sagen, ab Grundschulalter wunderbar, aber auch für junge Teenies noch geeignet – halt je nach Kind. Wobei sich das nur auf die Aufmachung des Buches bezieht, die Gerichte schmecken auch jüngeren super. Und für Anfänger in der Küche, die kein Problem damit haben, dass es offiziell ein Kinderkochbuch ist, ist es auch für jedes Alter nach oben hin geeignet.

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Das Buch „Kinder, an den Herd!“ wurde von Claudia Seifert, Gesa Sander, Julia Hoersch und Nelly Mager geschrieben. Es umfasst gute 70 Rezepte auf gut 180 Seiten, ist im at-verlag erschienen und kostet Euro.

Vielen Dank für die Bereitstellung als Rezensionsexemplar.