Rezension: Kaschmirgefühl - Bernhard Aichner

Von Niwa

© Haymon Verlag

Kaschmirgefühl| Bernhard Aichner |

Verlag: Haymon Verlag 2019

Seiten: 188 ISBN: 9783709934562 

MEINE BEWERTUNG 

-Skurriles Telefonat über die LiebeGottlieb ruft bei einer Sex-Hotline an. Anstatt sich im heißen Stöhnen der Dame am anderen Ende der Leitung zu verlieren, redet er lieber mit Marie. Und ein amüsantes Gespräch entsteht. 

"Kaschmirgefühl. Ein kleiner Roman über die Liebe" wird mit dem Untertitel treffend beschrieben. Denn es ist mit den wenigen Seiten tatsächlich ein kleiner Roman, der aber aufgrund des erfrischenden Inhalts großes Amüsement beschert.

Ich war skeptisch und gleichzeitig neugierig. Bernhard Aichner steht für ungewöhnliche Thriller, einer eigenartigen Erzählstruktur und wird insgesamt zu den düsteren Genres gezählt. Mit "Kaschmirgefühl" hat er gezeigt, dass er äußerst vielseitig ist, und seinen gewohnten-ungewohnten Stil dennoch beibehält.

Gottlieb gibt ein eher tristes Erscheinungsbild ab. Seine Arbeit im Hospiz hat er an den Nagel gehängt, er wohnt daheim und nächtigt in seinem Jugendzimmer - obwohl seine Eltern längst gegangen sind. Außerdem stellt er sich täglich der Einsamkeit. Nun wagt er es, und ruft bei der großbrüstigen Blondine der Sex-Hotline an.

Marie - die weder großbrüstig noch blond ist - ist allerlei Kundschaften gewöhnt. Doch als Gottlieb mit seinem Redebedarf alles andere außer Sex zur Sprache bringt, legt sogar sie das Strickzeug weg, und lässt sich persönlich auf den Kundentermin ein.

Die gesamte Handlung wird anhand des Telefongesprächs erzählt. Daher gibt es keine Zwischentöne oder Schilderungen, sondern es kommen abwechselnd Gottlieb und Marie zu Wort. Einzig, Unterbrechungen werden durch die aktuelle Uhrzeit markiert, was der Kapiteleinteilung des Buchs entspricht.

Bernhard Aichner tischt dem Leser eine charmant-amüsante Geschichte auf. Gottlieb erzählt von einer Liebe, Geld und seinem Leben, während ihn Marie einzuschätzen versucht. Obwohl sie sich um professionelle Haltung bemüht, merkt sie schnell, dass Gottlieb andere Bedürfnisse hat.

"Unter dieser Nummer gibt es keine Wahrheit. Damit solltest du dich ganz schnell abfinden. Sonst wird das nichts mit uns beiden". (S. 52)

Thematisch entspricht die Erzählung dem typischen Liebesroman: Es geht um Hoffnung, um Einsamkeit und enttäuschte Beziehungen, die allesamt während des Telefonats interessante Züge zeigen.

Für zwischendurch fand ich dieses Buch witzig, erfrischend kurzweilig, und ich mag daran, dass es mal was anderes ist. Die Schilderung anhand des Telefonats gibt der Geschichte von Gottlieb und Marie eine besondere Note, auf die ich mich gern eingelassen habe. 

Einzig, es ist schon ein ziemlich kurzes Vergnügen, und die fehlenden Hintergrundinformationen hinterlassen einen schalen Nachgeschmack.

„Kaschmirgefühl“ sehe ich als skurriles Liebes-Experiment, das wahrscheinlich nicht jeden Leser abholen kann, auf jeden Fall aber kurzweilige Unterhaltung verspricht.

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