Die Schwestern Allegra und Isobel verstehen sich zwar blendend und sind fast schon beste Freundinnen, trotzdem könnten sie nicht unterschiedlicher sein. Während Isobel verheiratet, Mutter und eine Frohnatur ist, fühlt sich Allegra in ihrem Büro am wohlsten. Tatsächlich ist sie eine der erfolgreichsten Frauen in London und weiß, sich unter all den Männern im Finanzsektor zu behaupten. Ihre Karriere steht für sie immer an erster Stelle. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass sie – als sie den attraktiven Sam Kemp kennen lernt – sich dafür entscheidet, ihn so schnell wie nur möglich loszuwerden. Doch dann stellt sich heraus, dass sie beide gegeneinander arbeiten sollen, um einen riesengroßen Deal für das Unternehmen zu gewinnen – und nur einer von ihnen kann gewinnen.
Die Handlung, welche hauptsächlich von der Protagonistin Allegra Fisher erzählt, setzt fünf Wochen vor Weihnachten an und hat an Weihnachten ihr Ende. Dadurch wird auf den rund 500 Seiten eine sehr abwechslungsreiche und komplexe Geschichte erzählt, da die Handlung in diesem Zeitraum von fünf Wochen auch genug Zeit hat, sich gemächlich nach und nach zu entwickeln und den Leser mit vielen Plottwists zu überraschen. Das ist auch etwas, was ich an den Geschichten von Karen Swan immer besonders zu schätzen weiß – die Handlungen sind immer umfangreich und bieten unheimlich großes Erzählpotenzial.
So wird die Protagonistin sowie ihr Beruf und ihre Familie, allen voran Isobel, anfangs erst einmal in Ruhe vorgestellt, ihr Leben beschrieben, so dass man gleich mit der Protagonistin vertraut wird und sich langsam auf ihre Geschichte einlassen kann. Die Handlung selbst hat mich dann auch ohne große Überraschung von der ersten bis zur letzten Seite an gefesselt – die Autorin hat solch einen tollen Schreibstil, dass man die 500 Seiten um einiges schneller weg liest als so manche 200-Seiten-Bücher. Wie schon vorher kurz angerissen, ist dies auch der großen Abwechslung geschuldet – den Leser erwarten so einige Überraschungen und vorhersehbare Wendungen, welche die Spannung aufrecht erhalten. Dadurch ist “Winterküsse im Schnee” auch nicht zwingend ausschließlich ein Liebesroman, da die Handlung auch einige weitere Themen aufgreift. Aber auch das ist typisch für die Romane der Autorin.
Was ich zudem besonders mochte, sind die Ortswechsel. Während wir uns zu Beginn und gegen Ende im vorweihnachtlichen London befinden, geht es für Allegra und Isobel im Laufe der Handlung in die Schweiz, genauer gesagt in das luxuriöse und beliebte Ski-Gebiet Zermatt. Hier kommt es sprachlich zwar zu einigen wenigen Sonderheiten, da in der Übersetzung alles auf deutsch ist, was im Original vielleicht auch deutsch wäre – das ist natürlich nicht weiter schlimm, sorgt eventuell nur für einige Verwunderung beim Lesen. Dafür mochte ich aber das durch die vielen Beschreibungen ausgelöste Kopfkino. Ein verschneites Dorf tief in den Bergen zur Vorweihnachtszeit – ein besseres Setting gibt es wohl kaum. Auf alle Fälle mochte ich das Ambiente, welches Swan an beiden Orten kreiert hat, sehr gerne, zumal sie eben so wunderbar bildhaft beschreibt, dass man jede Szene direkt vor Augen hat.
Ein tolles kleines vorweihnachtliche Extra ist der mit eingebaute Adventskalender, welcher auch in der eigentlichen Geschichte eine Rolle spielt. Jedes Mal, wenn vom 1. bis zum 24. Dezember in der Handlung selbst ein neuer Tag beginnt, wird am Kapitelanfang beschrieben, welche Figur Allegra in ihrem eigenen Adventskalender findet – auch wenn das Aufmachen des Türchen gerade an einem Tag mal nicht beschrieben wird. Für einen Weihnachtsroman ist das definitiv eine tolle Idee.
“Winterküsse im Schnee” ist wie schon seine Vorgänger eine absolute Leseempfehlung für alle, die noch nach einem Weihnachtsroman für die Vorweihnachtszeit suchen. Ich bin selbst überrascht, dass die Autorin es mal wieder geschafft hat, meine mittlerweile sehr hohen Erwartungen zu erfüllen und freue mich nun umso mehr schon auf das nächste Jahr und einen neuen Roman.