[Rezension] Kaltes Herz von Charlotte Freise

Von Tialda @Schnoberschnute

x Autorin: Charlotte Freise
x Titel: Kaltes Herz
x Genre: historischer Roman
x Erscheinungsdatum: 01. Oktober 2012
x 384 Seiten
x Rowohlt Verlag (rororo)
x ISBN: 3499257696
x Erste Sätze: Die Maschine. Heinrich Pflog saß regungslos da. Was von seinen Händen übrig war, krümmte sich um die Armlehnen seines Sessels, der Oberkörper war leicht nach vorn geneigt, den Blick hielt er starr auf die Maschine gerichtet.

Klappentext:

Ein Perpetuum mobile und die unerschöpfliche Kraft der Liebe – doch der Preis für beides ist hoch.

Berlin 1900. Die wohlbehütete Hetti Keller verliebt sich in Charles, einen jungen Briten, der seine Heimat fluchtartig verlassen musste. Als Hettis Mutter von der heimlichen Beziehung erfährt, ist sie außer sich. Sie schickt das Mädchen aufs Land zu Verwandten. Während ihre Tante Hetti mit Ablehnung straft, bekommt sie Onkel Heinrich erst gar nicht zu Gesicht, denn er hat sein Leben einer Idee gewidmet: Wie besessen arbeitet er an seiner größten Erfindung, einem Perpetuum mobile. Doch Hettis Ankunft rührt alte Wunden, und nicht nur sie gerät in größte Gefahr. Ihre einzige Hoffnung: Charles, der verzweifelt nach ihr sucht.

Rezension:

Auf den ersten Blick sieht “Kaltes Herz” von Charlotte Freise nicht gerade aus wie ein historischer Roman – denn auf mich wirkt die Frau auf dem Cover nicht, als würde sie vom Anfang des 20. Jahrhunderts stammen. Aber leider ist der historische Aspekt auch auf den zweiten Blick nicht besonders gut zu erkennen.

Der Schreibstil der Autorin ist nicht schlecht – man muss sich nicht besonders konzentrieren und kommt leicht durch die insgesamt 33 Kapitel. Erzählt wird in der dritten Person und der Augenmerk ist dabei hauptsächlich auf die Protagonistin Hetti, aber teils auch auf Charles und einige Nebencharaktere gerichtet.

Es ist nicht so, dass man überhaupt nicht merkt, dass man sich in einer früheren Zeit befindet. Es fällt so z.B. auf, dass sich das Auto gerade langsam in den Alltag einschleicht, wobei aber die meisten Leute noch Pferde besitzen. Außerdem spürt man den Erfindergeist, der damals herrschte, was vor allem auf dem Anwesen von Hettis Tante, die sich ihr Geld mit dem Betreiben einer Wäscherei verdient, im Vordergrund steht.

Und dann ist da noch Hettis Onkel, der in einem eigenen Flügel des Hauses lebt und den man nie zu Gesicht bekommt. Er ist offenbar furchtbar entstellt, Teile seines Gesichts fehlen und er arbeitet an einem Perpetuum Mobile – einer Maschine, die sich selbst antreibt. Leider erfährt man nicht, was den Onkel eigentlich so verkrüppelte und warum genau er so besessen an dieser Maschine arbeitet – für mich eine Lücke in der Geschichte. Doch so groß der technische Fortschritt geschrieben wird – die gesellschaftlichen Umstände sind immer noch sehr altmodisch, denn Hetti soll keinen Kontakt zu Charles haben, weil dieser aus der Unterschicht stammt.

Interessant fand ich aber, die Gedanken der Autorin. Die Grundgeschichte von Hetti und Charles ist nämlich an die von Charlie Chaplin und der Tänzerin Hetty Kelly angelehnt, die leider nie zueinanderfanden, obwohl Chaplin es sich so sehr gewünscht hätte. Die Autorin selbst sagt, sie wollte den beiden in “Kaltes Herz” eine verdiente Chance geben.

Im Prinzip ist das Buch also nicht schlecht, am Ende offenbart sich sogar noch eine tragische Familiengeschichte, aber trotzdem plätschert das Ganze die meiste Zeit so vor sich hin. Man kann sich zwar gut damit die Zeit vertreiben, aber lange wird einem die Story wohl nicht im Gedächtnis bleiben.

Fazit:

Netter Zeitvertreib, aber nicht mehr.

Bewertung:

Über die Autorin (lt. Klappentext):

Hinter dem Pseudonym Charlotte Freise verbirgt sich die Autorin Karla Schmidt. Sie wurde 1974 in Göttingen geboren und lebt heute mit Mann und zwei Töchtern in Berlin, wo sie ihr Kultur-, Theater- und Filmwissenschaftsstudium abschloss. 2009 erhielt Karla Schmidt den Deutschen Science Fiction Preis für die beste Kurzgeschichte. Im Rowohlt Taschenbuch Verlag erschien bereits “Die Seelenfotografin”.
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Vielen Dank an den Rowohlt Verlag für das Rezensionsexemplar.