400 Tage sind seit Jacobs Unfall vergangen. Er selbst konnte nicht mehr leben, doch für fünf Menschen fing dadurch das Leben erst an. Mia hatte die Hoffnung, dass auch sie endlich ihr Leben fortführen kann, wenn sie erst einmal gesehen hat, dass Jacobs Tod auch Gutes verursacht hat. Vier der Organempfänger hat sie kennen gelernt, doch derjenige, der Jacobs Herz – ihr Herz – bekommen hat, antwortete ihr nie auf den Brief. Und so macht sie sich selbst auf die Suche nach dem Jungen, in dem Jacobs Herz weiter lebt. Dass sie sich in denjenigen auf den ersten Blick hin verliebt, konnte sie ja nicht ahnen…
Bereits im Original war dieser Roman monatelang auf meiner Wunschliste. Als ich aber die deutsche Ausgabe in den Händen hielt, war ich froh, auf diese gewartet zu haben – denn das Buchcover ist absolut gelungen. Ich mag nicht nur die etwas fantasievolle Darstellung des Herzens sehr, sondern vor allem auch die Farben, die sich je nach Lichteinfall ändern. Zudem ist es trotzdem noch schlicht genug gehalten, so dass die Farben in Verbindung mit dem Herzen erst richtig in Geltung kommen können. Sogar der deutsche Buchtitel gefällt mir überraschend gut und besser als der Originaltitel – “Things We Know By Heart”.
Was mir jedoch im Vergleich der beiden Ausgaben aufgefallen ist – in der deutschen Fassung wurden die Namen der drei Charaktere, Mia, Jacob und Noah, abgeändert. Im Original sind es nämlich Quinn, Trent und Colton. An ein oder zwei Stellen gab es im Buch zudem eine Anspielung auf “Colt”, die auf Noah bezogen ist – diese ist aber im Deutschen nicht nachvollziehbar, weil es Noah und nicht Colton ist. Natürlich hat diese Änderung nichts mit der Handlung zu tun, aber ehrlich gesagt, störte es mich dennoch ein wenig.
Davon abgesehen mochte ich die Handlung aber sehr gerne. Zugegebenermaßen kann man sich vom Klappentext her bereits sehr gut denken, wie sich der gesamte Handlungsverlauf gestaltet, inklusive dem Ende. Und tatsächlich war die Handlung an sich recht vorhersehbar und hat mich auch nicht wirklich sonderlich überrascht – alles spielte sich genau so ab, wie ich es nach dem ersten Blick auf die Inhaltsangabe erwartet hatte.
Doch – und das ist ein großes “aber” – mich konnte die Geschichte mitsamt der Charaktere und dem vorhersehbaren Verlauf trotzdem mehr als überzeugen. Und das lag vor allem an dem wirklich tollen Schreibstil der Autorin. Sie beschreibt jede Szene, all die Gefühle, Gedanken und auch Taten der Charaktere so eingehend, treffend und detailliert – aber nicht zu detailliert – dass man beim Lesen alles sehr bildhaft vor Augen hat und gerade die Chemie zwischen Mia und Noah wie auch Mias Trauer und ihrem Schmerz, selbst sehr gut zu spüren scheint. Gut gefallen hat mir auch die recht langsame Entwicklung zwischen Noah und Mia – diese wird absolut authentisch beschrieben und ist endlich auch mal frei von den üblichen Klischees. Ich war von der ersten bis zur letzten Seite an absolut gefesselt, auch wenn es kein Spannungsroman ist – man möchte schlichtweg wissen, wie es weiter geht, wie sich jede Situation und Szene entwickelt. Das führte schließlich auch dazu, dass ich das Buch in einer Sitzung in zwei oder drei Stunden durchgelesen hatte.
Auch wenn die Situation an sich sehr viele Zufälle enthält – das Spenderherz vom Freund befindet sich nur dreißig Meilen von einem entfernt und zufällig verliebt man sich in den Empfänger – und im Grunde schon etwas unrealistisch ist, erzählt die Autorin trotzdem eine wunderbar berührende, tragisch-romantische Geschichte zweier Jugendlicher. Nebenher spielt auch der Umgang mit Trauer auf Mias Seite und der Umgang mit einem Spenderorgan und die damit vielleicht verbundene Dankbarkeit, aber auch Trauer und Verantwortung auf Noahs Seite, eine wichtige Rolle. All das hat Kirby meiner Meinung nach in einer sehr lesenswerten Geschichte verarbeitet. Interessant fand ich auch die eingestreuten wissenswerten Fakten zu den Themen Organspende und Funktionsweise des Herzens. Diese haben immer gut zur Handlung gepasst und gerade das Thema Organspende finde ich persönlich unheimlich interessant und wichtig.
“Mein Herz wird dich finden” erzählt zwar keine überraschend neue Geschichte, aber dafür eine unglaublich berührende und intensive. Die Autorin weiß vor allem mit ihrem bildhaften und authentischen Schreibstil zu überzeugen, weshalb ich Mias und Noahs Geschichte unheimlich gerne gelesen habe.