Nach “Wenn alle Stricken reißen”, ist nun der zweite Roman der Autorin Jennifer Bentz bei Ullstein erschienen: “Frühstück mit Sophie”.
Louisa würde sich zwar nie selbst als solche bezeichnen, aber sie ist eine Spießerin. Ihr Leben ist bis aufs kleinste Detail vorausgeplant, Zeit wird auch am Wochenende nicht verschwendet, jede freie Minute wird mit wichtigen Tätigkeiten verplant. Auch ihre Beziehung mit Steffen ist auf Beständigkeit und Wirtschaftlichkeit ausgelegt. Doch Steffen hält sich nicht an Louisas Plan, indem er mit ihr Schluss macht, statt ihr den jetzt eigentlich fälligen Heiratsantrag zu machen.
Louisas beste Freundin Lea, die das charakterlich das komplette Gegenstück zu Louisa ist, nimmt sich sofort ihrer Freundin an und verschafft ihr kurzerhand einen WG-Platz bei Sophie und Paul in der Wohnung unter ihrer. Und da Sophie und Paul um die siebzig Jahre alt sind und von Plänen schon mal gar nichts halten, wird die arme Louise damit ins eiskalte Wasser geschmissen…
Leider muss ich ehrlich sagen, dass mir die Geschichte um Louisa, und vor allem aber auch Louisa selbst, so gar nicht gefallen haben. Denn mit Louisas Einstellungen, die tatsächlich unheimlich spießerhaft und fast schon nicht normal sind, konnte ich mich gar nicht anfreunden. Und wenn man die Protagonistin total nervig und unsympathisch findet, will man auch eher weniger deren Geschichte nachlesen. Insofern hat sich bei mir der Einstieg ein wenig gezogen, da ich keinen Zugang zur Handlung finden konnte.
Glücklicherweise betritt aber recht bald Louisas Freundin Lea die Handlung und mit ihr hat man dann einen sehr willkommenen Ausgleich – denn Lea ist alles, was Louisa nicht ist. Impulsiv, aufbrausend, laut, spontan, sagt sie Louisa zu allem und jedem ihre Meinung – egal, ob diese sie hören möchte oder nicht. So sorgt Lea im Laufe der gesamten Handlung hindurch nicht nur für den notwendigen Unterhaltungseffekt, sondern gleicht eben auch Louisas Spießer-Dasein perfekt aus. Auch die weiteren Charaktere wie Sophie, Paul, Ben und Tine sind im Grunde die wahren, sympathischen, Helden dieser Geschichte, da sie letztendlich dazu geführt haben, dass ich diesen Roman tatsächlich noch genießen konnte – trotz einer nervigen Louisa.
So hatte “Frühstück mit Sophie” zwar einen recht schweren Start, jedoch eine tolle Handlungsentwicklung. Mit jeder weiteren Seite hat mir die Geschichte immer besser gefallen, bis es dann zu einer Nacht kommt, in der Louisa endlich mal locker lässt und es wirklich außerordentlich unterhaltsam wird. Natürlich ist auch ein bisschen Romantik mit dabei, allerdings wirklich fast nur am Rande, so dass es keinesfalls zu kitschig wird. Das Ende wäre dann im Grunde auch wieder richtig gut gewesen, wenn es nicht so plötzlich gekommen wäre.
Kurzum, dieser Roman überzeugt vor allem durch sehr chaotische, aber dafür umso sympathischere Charaktere, welche die Handlung beleben, in Schwung bringen und wunderbar unterhaltsam machen. Eine empfehlenswerte Geschichte für alle, die etwas unterhaltsames lesen möchten, ohne dass es zu sehr ChickLit-like ist.