Rezension: Jedermann von Philip Roth


"Jedermann" ist das 2006 erschienene Werk des Amerikanischen Starautoren Philip Roth. Darin erzählt er die Geschichte eines namenlosen Protagonisten. Eine fiktive Biografie in der jeder Leser etwas entdecken dürfte, worin er sich selbst wieder erkennt. 

Aufgewachsen in bescheidenen Verhältnissen als Sohn eines jüdischen Juweliers entschliesst sich die Hauptperson nach ihrer Zeit bei der Marine für ein Kunststudium. Nach dem erfolgreichen Abschluss, verschlug es ihn in die Werbebranche, wo er schnell grosse Erfolge feierte. Während seines Lebens war er mit drei grundlegend verschiedenen Frauen verheiratet und hatte drei Kinder. Die zwei Söhne aus erster Ehe verachten ihn, während ihn seine Tochter Nancy vergöttert. Mit zunehmendem Alter hat er mit körperlichen Problemen zu kämpfen und muss sich verschiedensten Operationen unterziehen. Die letzte Herzoperation war dann eine zu viel und die Freunde und Verwandten des Mannes treffen sich wieder - an dessen Beerdigung. 
Stationen eines LebensRoth erzählt die Geschichte dieses Mannes nicht in streng chronologischer Abfolge, beginnt aber dennoch in dessen Kindheit. Der Vater war für den namenlosen Protagonisten eine wichtige Identifikationsfigur, von der er wichtige Werte wie Bescheidenheit, Zuverlässigkeit und Ehrgeiz lernte. Doch im Laufe des Lebens verändert er sich und wirft seine gute Erziehung über Bord. In seinen Fünfzigern lässt er sich auf mehrere wilde Affären mit wesentlich jüngeren Frauen ein und ruiniert damit auch seine zweite Ehe. Über diesen Schlag kam er nie hinweg. Die Anschuldigungen und die Vorwürfe, mit welchen ihn seine damalige Frau Phoebe nach entdecken der ausserehelichen Eskapaden konfrontierte, trafen ihn hart. Dies deshalb, weil er Phoebe eigentlich über alles liebte. Er tat in der Folge alles, um sein Gesicht vor seiner Tochter Nancy zu wahren, die für ihn zur wichtigsten Person wurde. Ausser mit ihr hatte er kaum noch andere Kontakte und Beziehungen. Auch im Seniorenzentrum, in dem er seine letzten Jahre verbrachte, fand er keine neuen Freunde - er bezahlte einen hohen Preis für seine Fehler.
Gesundheit als wichtiger FaktorNeben der Familie und den Fehlern, die er im Umgang mit ihr begangen hatte, sticht in der Biografie des Mannes ein weiteres Thema ins Auge: Die Gesundheit. Bereits im frühen Kindesalter musste er sich einer Leistenoperation unterziehen und von diesem Tage an entwickelte er eine Abneigung gegen Spitäler und Ärzte. Nach der Scheidung von Phoebe und der Eheschliessung mit dem Dänischen Model Meret, welches er nur heiratete, um sein Gesicht zu wahren, ging es mit ihm körperlich Berg ab. Beinahe im Jahresrhythmus musste er sich Operationen unterziehen, unter anderem benötigte er einen fünffachen Bypass. Die vielen Krankheiten und Behandlungen schlugen ihm aufs Gemüt. Im Altenheim wollte er mit niemandem sprechen, da die Gesundheit das einzige Gesprächsthema war und von seinem Bruder Howie, der ein steter Begleiter während seines ganzen bisherigen Lebens war, wandte er sich ab, weil er ihn dafür hasste, dass er sich noch immer bester Gesundheit erfreute. Am Ende war es dann auch eine Krankheit, die dem alten und einsam gewordenen Mann in die Knie zwang. 
Jedermann - jeder findet sich selbst darinAbgesehen davon, dass Roth Themen wählt, die jeden betreffen wie beispielsweise die Gesundheit, die Familie oder Betrug und Lüge, bemächtigte er sich eines weiteren Tricks, damit die Leser sich selbst in der Geschichte wieder erkennen. Sein Hauptcharakter ist namenlos. Er ist ein jedermann und bezeichnet sich selbst als Durchschnittsbürger Amerikas. Auch sein Leben nimmt keine aussergewöhnlichen Wendungen und ist auch sonst nicht besonders spektakulär. Zudem muss sich der "Held" auch mit Problemen herumplagen, die jeder kennt: Gesundheit, Familie, Alter, Kinder ect. Dies führt dazu, dass beinahe jeder Leser in diesem 0815-Charakter, diesem Jedermann, ein Stück von sich selbst zu finden vermag. Zudem besticht Roth wie gewohnt mit einer sauberen, präzisen Erzählweise, die an den richtigen Stellen auch die nötige Prise Humor und Sarkasmus aufweist. Eine durchaus empfehlenswerte Lektüre für jeden. (fba)
Bibliografische Angaben:
Titel: JedermannAutor: Philip RothSeiten: 173Erschienen: 2006Verlag: HanserISBN-10: 3446208038ISBN-13: 978-3446208032Bewertung:Rezension: Jedermann von Philip Roth

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