Rezension: Jane Eyre - Charlotte Brontë

Rezension: Jane Eyre - Charlotte Brontë

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Meine Bewertung ★★★
SHORT FACTS

Titel: Jane Eyre
Autor: Charlotte BrontëVerlag: Manesse 2016 (erstmals 1847)Seiten: 608ISBN: 9783717524069

  

Jane Eyre
Dieser Klassiker erzählt die Geschichte von Jane Eyre, wie sie sich vom unscheinbaren Waisenkind zu einer charakterstarken Frau entwickelt. Weder Verschmähungen noch Versuchungen können ihr die Selbstachtung nehmen und was bleibt ist das eindrucksvolle Porträt einer Frau, die sich selbst als Mensch respektiert.

Die Geschichte dieser selbstbewussten Frau beginnt in ihren Kindheitstagen. Als Waise lebt sie bei der unbarmherzigen Tante, die ihr keinen Funken Liebe entgegen bringt. Von den Cousinen und dem Cousin verschmäht, von der Tante verteufelt, wird die kleine Jane auf ein Internat geschickt, in dem es ihr aber auch nicht viel besser ergeht.

Daraufhin ist Janes Lebensweg von harten Lehren, glücklichen Wendungen, schicksalshaften Begegnungen und unbarmherzigen Versuchungen geprägt. Dabei schafft sie es trotz allem, sich treu zu bleiben und sich selbst wie auch ihren Mitmenschen Respekt entgegen zu bringen.

Am besten hat mir an diesem Buch Janes Kindheit gefallen. Denn ich wurde sofort durch Charlotte Brontës dichten Schreibstil in die damalige Atmosphäre gezogen und konnte kaum fassen, was hier mit Jane geschieht.

Die Autorin hat aber nicht nur die Geschichte von ihrer Protagonistin Jane Eyre erzählt, sondern bereits zu dieser Zeit in ihrem Werk für Gleichberechtigung und gegenseitigen Respekt gekämpft:

„Es heißt, Frauen seien im Allgemeinen still und friedlich, aber empfinden genauso wie Männer, sie wollen genauso wie ihre Brüder ihre Talente anwenden und sich bewähren; sie leiden unter allzu strenger Einengung, unter völligem Stillstand genauso, wie die Männer leiden würden, und es ist engstirnig, wenn ihre bevorrechtigten Mitmenschen fordern, sie sollten sich damit begnügen, Pudding zu kochen und Strümpfe zu stricken, Klavier zu spielen und Taschen zu besticken. Es ist gedankenlos, sie zu verurteilen oder auszulachen, wenn sie mehr tun oder lernen wollen, als Sitten und Gebräuche für ihr Geschlecht vorsehen.“ (S. 174)

Ich vermute, dass eine solche (öffentliche) Denkweise für diese Zeit eher ungewöhnlich und sehr mutig war. Allein dafür hat sich die Autorin meine Hochachtung verdient.

Das Werk selbst lässt sich meistens exzellent lesen, trotzdem kommt es nicht ganz ohne zähe Stellen aus. Eine Passage hat besonders die Religion behandelt, was mir eine Spur zu sehr an Überhand gewann. Allerdings erhält man dadurch einen Einblick in Brontës Zeit und welches Verständnis vom Glauben dazumal üblich war, was für das Gesamtbild unumgänglich ist.

Mit einem weiteren anstrengenden Abschnitt hat man es vor dem Finale zutun, denn hier wurde mir eine Nebenhandlung zu sehr in den Vordergrund gerückt, obwohl ich eigentlich nur wissen wollte, wie es mit Jane weiter geht.

Obwohl sich die Geschichte über eine relativ lange Zeitspanne erstreckt und Jane Eyre vielen Personen auf diesem Weg begegnet, bleiben die Figuren überschaubar und sind prägnant dargestellt, womit man als Leser einen guten Überblick behält.

Jane schließt ihre Geschichte damit, dass sie von allen beteiligten Personen und deren Schicksal erzählt, was ich als krönenden Abschluss empfunden habe.

Nach der Lektüre habe ich tatsächlich das Gefühl Jane zu kennen, denn sie hat bei mir tiefen Eindruck hinterlassen und bleibt mir bestimmt lange im Bewusstsein haften. Sie hat mir von ihrer Kindheit, ihrem Leben und mysteriösen Ereignissen erzählt. Wir hatten viel zu lachen, zu weinen und zu bangen, haben gegen die Versuchung gekämpft und gegen das Unrecht aufbegehrt. Dabei ist sie mir mit ihrer ungewöhnlichen Geradlinigkeit vom ersten Augenblick an ans Herz gewachsen und wenn sie ein Mensch aus Fleisch und Blut wäre, hätte sie sich allein für die Achtung, die sie der Welt und sich selbst entgegenbringt, allerhöchsten Respekt verdient.

Ich denke, wer sich für Klassiker der Weltliteratur interessiert, wird in Jane Eyre einen der tiefsinnigsten und ehrlichsten Charaktere kennenlernen, der aus den letzten 200 Jahren Literatur hervorgegangen ist und sollte nicht zögern, ihr und Charlotte Brontë die Ehre zu erweisen.


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