Rezension: James Bowen - "Bob der Streuner"

Von Catiliane @catiliane

Titel: Bob, der Streuner

Autorin: James Bowen

Verlag: Bastei Lübbe

Erscheinungsjahr: 2013

Genre: Sachbuch

Seiten: 252

Preis: 8,99€ 
Eine Katze verändert dein ganzes Leben. Stimmt. Im Normalfall muss man zum ersten Mal in seinem Leben Verantwortung übernehmen und sich auf ein majestätisches Tier einlassen. Eine Katze gibt aber auch viel zurück. Diese Erfahrung machte wohl nicht nur Ex-Junkie und Straßenmusiker James Bowen. Allerdings hat sich eine ganz besondere Katze dazu entschlossen von ihm versorgt zu werden: Vor seiner Sozialwohnung wartete ein halbtotes Fellknäuel tagelang darauf, dass er sich seiner annahm. Er nannte ihn Bob und erwartete in diesem Moment wohl kaum, dass ein kranker roter Kater sein Leben von Grund auf verändern würde.


Wie der Leser aus den Medien aber weiß, tat Bob genau das. Er folgt seinem Herrchen auf Schritt und Tritt und mittlerweile ist eine Londoner Attraktion. „Ziemlich beste Freunde“ nur mit Katz und Mensch. Was Neues, da sonst immer Hunde den besten Freund des Menschen spielen dürfen. Das Buch ist ein modernes Märchen, natürlich mit Happy End. Das will und braucht der Leser auch, denn nur zu oft brechen Bücher und Filme über Tiere dem Rezipienten das Herz, weil der Protagonist eingeschläfert wird, oder überfahren. Hier ist das nicht so. Balsam für die Seele des Katzenliebhabers, der sich und sein Katzentier oft wiedererkennt, in den Geschichten, die Bowen zu erzählen hat.Nach einer ganzen Weile Mitgefühl für James Bowen, denn die ganze Londoner Obdachlosengemeinschaft verteufelt ihn, ist der Zeitpunkt erreicht, an dem man sich fragen muss: „Stimmt das überhaupt alles so?“ Wenn er des „Flanierens“ beschuldigt wird, dies vehement leugnet, in Videos aber klar zu sehen ist, dass er versucht seine Zeitung überall zu verkaufen, dann hinterlässt das einen bitteren Nachgeschmack. In die Kritik gerät das Buch auch, weil der Eindruck entsteht, dass er den Erfolg den sein Kater im beschert komplett ausschlachten will. Im ersten Buch schreibt er sogar noch „Ein Buch zu schreiben? Für mich unvorstellbar.“. Ein Buch über sich und seinen Kater ist für mich zu verkraften. Allerdings erscheint Anfang 2014 schon ein zweiter Teil über Bob die Katze. Warum? Der Mann braucht das Geld. Man muss solange, wie es nur geht, Profit aus seinem Erfolg schlagen. Das mag hart klingen, aber eigentlich ist das keine Überraschung. Mittlerweile ist klar: Die Geschichte soll auch noch verfilmt werden. Zu hoffen bleibt, dass der ganze Rummel Bob und seinem Herrchen zumindest ein angenehmeres Leben beschert.

Nun aber wieder zum Buch. Ein literarischer Hochgenuss ist das sicherlich nicht. Vergessen darf man aber nicht, dass das Buch nicht von einem preisgekrönten Autor geschrieben wurde, sondern von einem Obdachlosen. Die Einfachheit der Sprache gibt dem Buch Authentizität und einen Tagebuchcharakter. Nicht nur Bobs Werdegang wird thematisiert, auch James hartes Leben auf den Straßen Londons und sein Heroinentzug. Für nette Lesestunden zwischendurch perfekt, gerade dann, wenn man auf eine hollywoodreife Geschichte spekuliert.