Rezension: Jake Bugg – Shangri La (Mercury, 2013)

„They keep telling me I’m older than I’m supposed to be“: Mit dieser Zeile fasst Jake Bugg zusammen, was viele über ihn sagen. Doch stimmt es? Ist er tatsächlich ein extrem frühreifer Künstler oder doch bloss ein Neunzehnjähriger mit Gitarre, der die Musik von früher spielt? Wir haben auf seinem zweiten Album „Shangri La“ nach Antworten gesucht.

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Ein Blick zurück: Im Oktober 2012 debütierte der damals achtzehnjährige Jake Bugg mit seinem ersten Studioalbum auf Platz Eins der britischen Charts. Sein nasaler Vortrag, mal folkig, mal rock’n’rollig, von erstaunlicher lyrischer Kraft erinnerte gleichermassen an Oasis, an Bob Dylan und an lederbejackte Helden des frühen Rock’n’Rolls. Grossbritannien schien einen neuen Rebellen gefunden zu haben; einen, der mit lässigem Auftreten und einer wortgewaltigen, bissigen Stimme festgefahrene Wertvorstellungen zerschmetterte.

Heute ist Jake Bugg neunzehn. Sein zweites Album „Shangri La“ hat er immer sonnigen Malibu aufgenommen, an den Reglern stand Produktionslegende Rick Rubin.

Das Album startet mit einem aggressiven Trio: „There’s A Beast And We All Feed It“ ist Rockabilly mit rasant hinausgeschleuderten Wortsalven, „Slumville Sunrise“ darauf nochmals eine Spur aggressiver, ein krachender Galopp durch Jake Buggs Herkunft. Mit „What Doesn’t Kill You“ verlässt Bugg seine Hoheitsgebiete und begibt sich ins Land der überbordend schnellen Tanzbeats und lärmenden Gitarrenriffs: Das klingt dann wie die Arctic Monkeys auf ihrem ersten Album. „Sometimes you feel you’re up against the world“ singt er da, verzweifelt nachdem sein Freund auf offener Strasse verprügelt worden ist. Doch es ist nicht Rebellion, die daraus erwächst, es ist ein fatalistisches „You try, you bleed, then finally you breathe“.

Der junge Mann hat es nicht darauf angelegt, die Revolte auszurufen und Vorstädte in Flammen zu setzen. Jake Bugg ist ein weiser junger Mann, der im Angesicht der wüsten Seiten des Lebens den Optimismus bewahrt. Selbst in den intimsten Momenten des Albums, ruhigen Liebesliedern wie „Me And You“ oder dem wundervollen „A Song About Love“ vermag durch die Liebesqual stets das Positive durchzuschimmern, das Vorwärtsgerichtete, Optimistische. „There is no song without love“, singt er da an einer Stelle.

Hier ist er richtig stark, der Neunzehnjährige: Wenn es ruhig und intim wird. Rubins Produktion ist souverän, lässt viel Raum für Buggs Storytelling. Solche ruhigen, folkigen Momente liegen dem vielleicht gar nicht mehr so rebellischen Rebellen perfekt. Auch den rasanten Rockabilly oder einen ZZ-Top-artigen Bluesrocker („Kingpin“) beherrscht er. Kritisch wird’s einzig wenn er, wie zum Beispiel im fünfminütigen „Simple Pleasures“, seine Songs in Stadionrock-Manier präsentiert. Anknüpfungspunkte an die Musik von früher, speziell an die der 60er-Jahre, sind allerorten hörbar – und doch ist es eine moderne Stimme, die hier spricht; eine Stimme, die im Gewühl der Referenzen auf Vergangenes, ihren ganz eigenen Sound gefunden hat.

Jake Bugg ist ein Teenager mit einer Gitarre, ein sprachgewaltiger Erzähler und ein sanfter Rebell in Personalunion. „Shangri La“ ist ihm ein reifes, abwechslungsreiches Singer/Songwriter-Album gelungen, das mit jedem Durchgang wächst.

Hier kann man sich das Album in voller Länge anhören:


Tagged: 2013, Blues, Jake Bugg, Malibu, Mercury, Rick Rubin, Shangri La, Singer/Songwriter, UK

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