Rezension: Infernale - Sophie Jordan

Rezension: Infernale - Sophie Jordan

© Loewe

Meine Bewertung ★★★★
SHORT FACTSTitel: InfernaleAutor: Sophie JordanVerlag: Loewe 2016Seiten: 384ISBN: 9783785581674Infernalisches Highlight
Inwiefern bestimmen die Gene unser Leben? 

Davy ist hochbegabt. Sie ist eine gute Schülerin, musikalisch hochtalentiert und für die Zukunft stehen ihr alle Türen offen. Bis sie auf das Homicidal Tendency Syndrome (HTS) positiv getestet wird, denn Davys DNA identifiziert als Mörderin.

Diese Dystopie spielt nur wenige Jahre in der Zukunft, was mir gleich von Vornherein sehr gut gefallen hat. DNA-Tests schleichen sich allmählich in unsere Lebensgestaltung ein. Mittlerweile werden ungeborene Kinder schon auf genetisch bedingte Erkrankungen getestet, um zu entscheiden, ob sie überhaupt leben dürfen. Den Genen wird häufig die Schuld an Fettleibigkeit, Suchterkrankungen oder einer schwachen Konstitution gegeben, da wundert es eigentlich nicht, dass man auch nach einem Mördergen sucht und in Davys Welt konnte dieses Mördergen identifiziert werden.

Die Folge ist, dass sich Menschen nach und nach diesem Test unterziehen müssen und wenn das Gen festgestellt wird, werden sie an den Rand der Gesellschaft geschoben. Zu groß ist die Angst, einem potentiellen Mörder gegenüberzustehen, zu gefährlich könnte es sein, mit solch einer Person gemeinsam zur Schule zu gehen, und zu bedrohlich könnte es wirken, wenn das eigene Kind positiv getestet wurde.

Davy entspricht dem typischen „America Girl“, diese perfekten Mädchen, denen einfach alles gelingt. Sie ist unheimlich begabt, schafft alles mit Leichtigkeit, ist die Freundin des Jungen, den einfach jede andere anschmachtet, hat ein gut betuchtes Elternhaus und wächst wohl behütet in ihrer Familie auf. 

Mit einem Schlag ist es vorbei und Davy wird von der verwöhnten Prinzessin, die alle umschmeicheln, zur potentiellen Mörderin, an der man sich keinesfalls die Finger verbrennen will.

Anfangs mochte ich Davy in ihrer Perfektion einfach nicht, obwohl sie im Grunde einen gutmütigen Charakter hat. Vielleicht war es auch nur der Neid auf dieses makellose Mädchen, das einfach alles hat, was man sich wünschen kann. Doch als Davy aufgrund des Testergebnisses die Schuhe ausgezogen wurden, hat sie mir richtig leid getan und sie wurde mir daraufhin immer sympathischer.

Besonders gut hat mir die beunruhigende Grundstimmung in dieser Dystopie gefallen. Obwohl sie ohne nennenswerte Actionszenen auskommt, schafft die Autorin die gesellschaftliche Entwicklung so zu transportieren, dass man sie beim Lesen richtig spüren kann. Denn die Luft wird für HTS-Träger immer dünner, sie werden immer weiter aus der Gesellschaft gedrängt und kämpfen dagegen an, was sie erst recht zu Mördern macht.

Außerdem ist diese Dystopie sehr realistisch aufgebaut. Vor jedem Kapitel gibt es Dialoge, Zeitungsberichte, o.ä., die über die aktuellen Geschehnisse informieren und wonach man die Konsequenzen am Beispiel von Davy gemeinsam mit ihr erfahren kann.

Hinzu kommt dieser wunderbar flüssige Schreibstil der Autorin, den ich als „weich wie Butter“ bezeichne, weil ich so richtig in diesem Buch versunken bin.

Ich habe Sophie Jordans „Infernale“ als außergewöhnliche Dystopie empfunden, die vielleicht etwas ruhiger angelegt ist, dadurch aber noch mehr zum Nachdenken anregt und sich meiner Meinung nach durch die realistischen Elemente und beunruhigende Atmosphäre als infernalisches Highlight auszeichnet.

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Infernale - Sophie Jordan

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