InhaltHelen Nienhaus ist Bibliothekarin und lebt alleine in einer schönen Wohnung. Da ihre Mutter wegen einer Operation an den Eierstöcken im Krankenhaus liegt, muss sie sich um ihren Vater kümmern. Zu ihm hat sie jedoch eher ein distanziertes Verhältnis, nennt sie ihn doch stets Herr Nienhaus. Wieder am Ort ihrer Kindheit trifft sie auf ihre ehemalige Schulkameradin Klio und deren Sohn Paco. Dieser ist ein selbstgefälliger und bekannter Fernsehkoch mit eigener Kochsendung, der versucht Helen zu beeindrucken und sie für sich zu gewinnen. Helen ist jedoch gar nicht angetan von diesem jungen Mann und trifft sich nur mit ihm, um ihm klar zu machen, dass sie nicht an ihm interessiert ist. Dennoch kann sie ein gewisses Interesse an Paco nicht leugnen, denn dieser hat enorme Ähnlichkeiten mit ihrem besten Freund Joseph, von dem sie plötzlich glaubt, er sei Pacos Vater. Joseph kennt sie seit ihren Kindertagen, als er ihr bei einem Unfall im Sandkasten geholfen hatte. Von diesem Moment an wusste Helen, dass sie immer mit Joseph verbunden sein würde. Während sie ihren Vater pflegt träumt sie bereits zum zweiten Mal, dass Joseph stirbt. Er liegt in einem Sarg, schliesst den Deckel und stirbt. Da sie es zwei Mal träumt, hält sie den Traum für eine Prophezeihung, ähnlich derjenigen mit den sieben fetten und sieben mageren Kühen im Alten Ägypten. Sie geht daher zu einem Traumdeuter, der ihr helfen soll, den Traum richtig einzuordnen. Doch der Erfolg bleibt aus. Noch immer überzeugt, dass Joseph bald sterben wird, will sie erreichen, dass dieser sein chaotisches Leben in Ordnung bringt. Da Helen jedoch fest davon überzeugt ist, dass Josephs sie nur auslachen würde, wenn sie ihm die ganze Geschichte erzählte, entschliesst sie sich, selbst Hand an zu legen. Die Ignoranz von Joseph, der sich über Helen und ihre Sorgen lustig macht, lassen in Helen einen Entschluss heranreifen: Sie will, das Joseph aus ihrem Leben verschwindet.
Das ist jedoch nicht so einfach, denn wie sich herausstellt, existiert Joseph nur in Helens Kopf. Er ist eine Erfindung, die in ihrer Kindheit entstanden ist. Ihre Freundin Martha, die sie für Josephs Mutter hält, erklärt ihr, dass Familiendramen oft eine Generation überspringen und die Kinder sich dann eine eigene Überlebensstrategie entwickeln, um verstanden und geliebt zu werden. Helens Grossvater war Nazi und ihr Vater hat sich nie mit dieser Problematik auseinander gesetzt. Jetzt hat aber Helen, die von ihren Eltern weder Zuneigung noch Liebe erfahren hat, diese Part übernommen, in dem sie den verständnisvollen und treuen Freund Joseph erfunden hat. Martha und ihr Mann Gottlieb haben gewusst, dass Joseph nur in Helens Kopf existiert und haben versucht, sie dazu zu bringen, von dieser Idee loszukommen. Dank den e-Mails, die Joseph (Gottlieb) an Helen geschrieben hat, sollte sie erkennen, dass es an der Zeit war, Joseph gehen zu lassen. Das tut Helen am Ende auch und entschliesst sich, mit einem alten Freund von Martha die Stadt zu verlassen und für dessen Kunstsammlung zu arbeiten.
CharakteranalyseHelen Nienhaus: Arbeitet als Bibliothekarin in einem Museum. Sie ist sehr belesen und kennt sich in fast allen Themengebieten gut aus. Als sie ihren Vater in ihrem ehemaligen zu Hause pflegen muss, schläft sie wieder in ihrem alten Kinderzimmer. Dort träumt sie davon, dass ihr Freund Joseph stirbt und hält dies für eine Warnung. Die Person Joseph existiert jedoch nur in ihrem Kopf. Er ist eine Erfindung, die Vorstellung des perfekten Freundes, den sie nie hatte. Er ist aus ihrem Bedürfnis nach Verständnis und Liebe entsprungen, das sie von ihren Eltern nie erfahren hatte. Ihr Vater war nur mit ihrer Mutter zusammen wegen ihr und nicht weil er sie geliebt hätte. An den imaginären Joseph kam niemand heran. Alle ihre Männer verglich Helen mit ihm und alle zogen den Kürzeren. Deswegen war sie auch schon lange Single. Nach vielen Jahrzehnten der Verrücktheit oder gar Schizophrenie, wie Helen die Vorstellung von Joseph selber bezeichnet, schafft sie es, einen Schritt vorwärts zu machen, einen Schritt in eine eigenständige Zukunft.
Joseph: In Helens Phantasie ist Joseph ein sehr begabter Zeichner, der Design studiert hat und jetzt für zwei Galerien Comics und Bilder malt. Zudem hat er stets verschiedene Frauengeschichten am Laufen und ist sehr von sich selber überzeugt. Er lebt in den Tag hinein, will keine Verantwortung übernehmen und findet stets, dass Helen zu viel Aufheben um nichts mache. Dennoch ist er seit Jahrzehnten Helens bester Freund.
Paco: Ist der Sohn von Helens ehemaliger Schulfreundin Klio und ein berühmter TV Koch. Er kennt seinen Vater nicht und macht sich einen Spass daraus, diesen in seinen Sendungen jeweils öffentlich anzuprangern und zu beleidigen, weil er nicht bei ihm war. Paco scheint Interesse an Helen zu haben, denn anders ist es nicht zu erklären, dass er sie in seiner Kochsendung live erwähnt. Das Interesse könnte allerdings auch daher rühren, dass die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit durch diese Inszenierung steigt. Er hat grosse Ähnlichkeiten mit Joseph, was Helen auf den Gedanken bringt, dass er das Produkt einer der vielen Liebschaften von Joseph sein könnte.
Herr Nienhaus: Ist Helens Vater. Sein Vater war Nazi und diese Tatsache hat ihn stark geprägt. Der 76-Jährige hat kaum Freunde und pflegt auch sonst kaum soziale Kontakte. Er hatte als Physiker gearbeitet und hat eine Vorliebe für die Astrologie. Seit 15 Jahren schreibt er wildfremden Menschen, die in der Zeitung Todesanzeigen aufgeben, Kondolenzkarten. Mit seiner Tochter Helen hingegen, hat er kaum Kontakt. Er ist für sein Alter noch gut in Form, doch gewisse Gebrechen machen sich bemerkbar. (fba)