Für dieses schöne Rezensionsexemplar bedanke ich mich ganz herzlich bei Blanvalet und Brigitte Kanitz.
Cover
Die Autorin
Brigitte Kanitz, Jahrgang 1957, hat nach ihrem Abitur in Hamburg viele Jahre in Uelzen und Lüneburg als Lokalredakteurin gearbeitet. Die Heide und ihre Menschen hat sie dabei von Grund auf kennen- und lieben gelernt. Sie tanzte auf Schützenfesten, interviewte Heideköniginnen, begleitete einen Schäfer mit seinen Heidschnucken über die lilarote Landschaft und trabte mit der berittenen Polizei durch den Naturschutzpark rund um Wilsede. Inzwischen lebt und schreibt sie in Italien. Produktinformation
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Taschenbuch: 320 Seiten
Verlag: Blanvalet Taschenbuch Verlag (8. Juni 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3442378699
ISBN-13: 978-3442378692
Größe und/oder Gewicht: 18,6 x 11,8 x 2,4 cm
Leseprobe
Quelle: Randomhouse *klick*
Die Geschichte...Als Herrmann Lüttjens ohne Vorwarnung seine Enkelin in München besucht, bricht der 94-jährige Mann im Treppenhaus von Neles Wohnbau zusammen und stirbt. Gemäß seinen letzten Worten lässt Nele ihren Opa einäschern und macht sich schweren Herzens auf den Weg in die Lüneburger Heide, wo ihre Familie lebt. Alles läuft nach Plan, bis die Hotelangestellte Opas Asche, verpackt in einer Tupperdose, im ICE nach Hamburg vergisst. In Nordergellersen, ihrem ursprünglichen Wohnort, wird Nele wieder daran erinnert, wie sie von ihrer Jugendliebe Karl Küpper sitzen gelassen wurde und deshalb vor 13 Jahren die Flucht nach München angetreten hat. Wie wird Karl auf die erwachsene Nele reagieren? Und welche Rolle spielt Paul Liebling, der gutaussehende Anwalt von Opa Herrmann?
Meine Meinung:
Nachdem ich von der Autorin nett gefragt wurde, ob ich ihren Roman rund um die Lüttjens-Sippe lesen/rezensieren möchte und ich eine Schwäche für interessante Geschichten & schräge Charaktere habe, musste ich natürlich zusagen - und habe es nicht bereut. :) Den Handlungsschauplatz hat Brigitte Kanitz in das idyllische Dörfchen Nordergellersen in der Lüneburger Heide verlegt. Durch die anschaulichen Landschafts- und Schauplatzbeschreibungen taucht die malerische Landschaft sofort vor dem inneren Auge auf und man meint, selbst dort zu sein.
Die 33-jährige Nele Lüttjens arbeitet als erste Hausdame im Nobelhotel "Kiefers" und ist mit ihrem Leben in München sehr zufrieden. Doch das zierliche Persönchen mit den dunklen Haaren muss die Asche ihres kürzlich verstorbenen Großvaters in die alte Heimat Nordergellersen bringen. Diese Reise reißt bei Nele alte Wunden auf, denn seit mehr als 10 Jahren hat Nele die Lüneburger Heide nicht mehr gesehen und muss sich nun ihrer schrulligen Familie bzw. ihrer Vergangenheit stellen. Zu den Lüttjens gehören neben Vater Olaf und Mutter Heidi auch noch Bruder Jan, Oma Grete und ihre Schwester, Großtante Marie. Ihr bodenständiger Vater und ihre freiheitsliebende Mutter führen in Nordergellersen eine Pension und Neles Vater hätte gern, dass seine einzige Tochter die Pension weiterführt. Bruder Jan ist schwul, lebt und arbeitet im Hamburger Schanzenviertel als Friseur. Komplettiert wird die Familie durch die resolute Oma Grete, die ständig im Clinch mit ihrer jüngeren Schwester Marie liegt.
Im Verlauf der Geschichte ist mir die außergewöhnliche Familie Lüttjens ans Herz gewachsen, denn die Sippschaft, allen voran die sympathische Hauptperson Nele, überrascht mit vielen Facetten, Macken und Ecken und wirkt geradezu lebendig bzw. kommt authentisch rüber. Auch die Nebencharaktere, wie z.B. Jugendliebe Karl und Anwalt Paul, wurden reizvoll gestaltet und fügen sich harmonisch in die Geschichte ein. Die Idee, die wunderbar umgesetzt wurde, gefällt mir sehr und es ist einem natürlich von Anfang an klar, dass die Leser hier, gemeinsam mit Nele, etliche Wirrungen und Irrwege beschreiten werden.
In "Immer Ärger mit Opa" wird Familie(nsinn) groß geschrieben und wir lernen die außergewöhnliche Jüttjens-Sippschaft kennen. So erfahren wir auch, was die Großstadtpflanze Nele in der Zeit bis zu Opas Trauerfeier in Nordergellersen alles erlebt, was es mit dem Storchennest auf dem Lüttjens-Hausdach auf sich hat und ob Opas Asche wieder auftaucht... Die amüsante, mit Unmengen von amüsanten & unterhaltsamen Szenen ausgestattete, Geschichte rund um den skurrilen Lüttjens-Clan kommt ganz ohne Längen oder unnötige Passagen aus und unterhält bestens. Obwohl man ahnt, welchen Ausgang dieStory nimmt, gibt es bis zum Ende hin viele ungeahnte Wendungen und Überraschungen am laufenden Band.
Ich-Erzählerin Nele schildert die turbulenten Geschehnisse mit ihrer humorvollen Art und lässt uns an ihren Gedanken & Gefühlen teilhaben, wodurch man sich schnell mit der Hauptperson identifiziert und hautnah mit dabei ist, wenn die "verlorene Tochter" nach vielen Jahren wieder in Elternhaus zurückkehrt und verblüffende Einsichten gewinnt. "Immer Ärger mit Opa" bezaubert neben bildhaften Schilderungen mit einer locker-leichten Schreibweise, massenhaft Humor, Wortwitz & Situationskomik sowie unterhaltsamen Dialogen.
FAZIT:"Immer Ärger mit Opa" präsentiert eine herzerfrischende Geschichte, die in der Lüneburger Heide spielt und mit einer herrlich eigenwilligen Familie, überraschenden Wirrungen und einem mitreißenden, sehr humorvollen Schreibstil aufwartet. Da sich die 320 Seiten quasi von selbst lesen und mich die Story oft zum Schmunzeln bzw. Lachen gebracht hat, vergebe ich gern unterhaltsame 5 (von 5) Punkte und freue mich auf weitere Lüttjens-Romane.
ZITAT Seite 15:
"Zum Beispiel konnte ich mich nicht daran erinnern, wie mir die Urne mit Opas Asche übergeben worden war. Sicherlich mit feierlichen Mienen, aber - keine Ahnung. Danach hatte ich mir im Hotel freigenommen und mein Zugticket nach Lüneburg gekauft. Mir war klar, dass Opa nicht in Bayern, sondern in heimischem sandigem Heideboden hatte beerdigt werden wollen. Und ich musste ihn hinbringen. Eine Erlebnisreise nach Kabul hätte ich vorgezogen, aber da musste ich nun durch." (Nele)
ZITAT Seite 51:
"Ich lag in meinem früheren Zimmer, trug ein geblümtes Nachthemd, das mir niemals gehört hatte, und schaute direkt auf ein Bravo-Poster von Take That. Mit einem sehr jungen Robbie Williams. Auf meinem alten Bücherregal stapelten sich Herrmann Hesse, Jack Kerouac und J.D. Salubger. Na gut, Nora Roberts, Wilbur Smith und Wolfang Hohlbein hatten sich da auch noch reingeschmuggelt. Und in zweiter Reihe tobten bestimmt noch Hanni und Nanni mit dem doppelten Lottchen und Benjamin Blümchen durch alle möglichen Abenteuer." (Nele)