Dabei ist die Grundidee gerade in der heutigen Zeit, in der alles über Facebook und co. geregelt wird, doch sicherlich nicht schlecht und man hätte viel daraus machen können. Hätte, weil hier meiner Meinung nach nicht das ganze Potenzial genutzt wurde. Sicher, die Geschichte ist ganz nett und unterhaltsam, aber das war's dann leider auch schon. Oft hat mir das Ziel gefehlt - wo führt das alles hin? Wo ist der rote Faden und vor allen Dingen - was unterscheidet diesen E-Mail-Roman von anderen dieser Art? Die Antwort auf diese Frage bekommt man leider erst ganz am Ende und dann geht alles plötzlich furchtbar schnell und das Buch ist vorbei. Zwar ist man immer neugierig, was als nächstes geschieht und ich hatte auch durchaus diesen leichten "Voyeur"-Effekt, aber eben doch eher oberflächlich. Es wurde nicht mehr aus Lulu und Ben als zwei fremde Jugendliche in der weiten Welt des Internets, die sich gegenseitig E-Mails schreiben.
Dennoch empfand ich Lulu und Ben als sympathische Protagonisten. Ihre verschiedenen Erfahrungsgrade und Gedankengänge haben sie auf gewisse Art und Weise verselbstständigt und trotzdem fehlte mir das gewisse Etwas, was die beiden so richtig besonders gemacht hätte. Lulu ist frech und selbstbewusst, was mir richtig gut gefallen hat. Zwar ist sie in Sachen Jungs nicht hundertprozentig erfahren, trotzdem traut sie sich, die Dinge beim Namen zu nennen. Ben hingegen habe ich verschieden wahrgenommen. Manchmal war er mir sehr sympathisch mit all seinen Sprüchen und Gedanken und dann wieder bekam er einen fiesen Unterton, was sich gegen Ende aber mehr oder weniger aufklärt. Die Beziehung zwischen den beiden entwickelte sich langsam, was definitiv ein Pluspunkt für die Geschichte ist, denn die beiden verlieben sich nicht nach den ersten Worten ineinander - ganz im Gegenteil, da brauchte es schon Extremsituationen.
Was diese Liebesgeschichte angeht, hakt es aber doch an manchen Stellen. Da man die wahren Gedanken der beiden nicht mitbekommt, kommt das Liebesgeständnis nämlich irgendwann ziemlich plötzlich und mir auch um ehrlich zu sein etwas zu schnell. Und genauso schnell, wie die beiden es sich gestehen, ist das Buch auch schon zu Ende und man steht mit der Frage da, was eigentlich geschehen ist. Nicht viel, um das zu beantworten, denn die Geschichte plätschert so dahin, ist nett zu lesen und auch stellenweise durchaus amüsant, schafft es aber nicht diese Distanz zu überwinden. Vielleicht hätte man hier noch andere Gespräche zwischen den besten Freunden einbringen müssen, um den Leser näher an die Figuren zu bringen. So hatte ich nämlich wenig Mitgefühl für Lulu und Ben und auch das Ende hat mich nicht so sehr überrascht, wie es vielleicht sollte.
Ansonsten bietet das Buch so einige kleine Besonderheiten. So ist es beispielsweise ein kleines Farbenspektakel, denn es ist durchweg in blauer Tinte geschrieben mit einigen pinkfarbenen Einschüben. Ben und Lulu haben sogar kleine Icons, woran man immer erkennt, wer nun gerade schreibt. Außerdem sind zwischendurch auch Posts von ihnen zu lesen, in denen sie öffentlich schreiben oder Fragen stellen, worauf dann verschiedene Personen antworten, was zwar eigentlich relativ unnötig, aber doch unterhaltsam war. Für die Augen gibt es hier auf jeden Fall eine ganze Menge zu entdecken und gerade deswegen ist es für jüngere Leser sicherlich noch interessanter.
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Tokyo genauso zu Hause wie in Hamburg. Er hat einige Romane
für junge Leser veröffentlicht und ist zudem als Musiker und
Sounddesigner tätig. Zu seinen Leidenschaften zählen das Tauchen, japanischer Sencha-Tee sowie die Musik von Coldplay. [via Arena]
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