|Rezension| "Im Pyjama um halb Vier" von Gabriella Engelmann & Jakob M. Leonhardt


Hi. Bist du zufällig Ben, der beste Freund von Marco?
Eigentlich wollte Lulu nur an Informationen von Marco herankommen - dem süßen, neuen Typen in ihrem Ballettkurs. Dafür schreibt sie dessen besten Freund Ben Schumann an, der sich jedoch gar nicht als der richtige Ben Schumann entpuppt. Dennoch kommen die beiden ins Gespräch und aus dem kleinen Geplänkel entwickelt sich eine Freundschaft. Obwohl beide sich noch nie zuvor gesehen haben, vertrauen sie sich bald Geheimnisse an, die sie sonst niemandem erzählen würden und tauschen sich über das andere Geschlecht aus. Doch schon bald wollen beide mehr, als nur schreiben und die Mauer der Anonymität des Internets herunterreißen - dabei müssen sie herausfinden, dass nicht immer alles so ist, wie es scheint und dass das Leben manchmal mehr bereithält, als man es sich vorstellen kann.
Frech und nachdenklich, jugendlich und dennoch tiefgehend - so könnte man den Schreibstil dieses Buches beschreiben. Der jeweilige Schreibstil passt sich immer genau den Charakteren an, zu denen er gehört und hat so Wiedererkennungswert. Dabei lässt er sich einfach und flüssig lesen und dürfte der Generation Facebook und vor allen Dingen jüngeren Lesern sehr zusagen, da es sich einfach so weglesen lässt. Dennoch hat mir hier stellenweise ein wenig "Schmackes" hinter den Worten gefehlt, alles plätscherte irgendwie dahin, trampelte zeitweise ein wenig auf der Stelle. Hier gilt: Ein wenig auffallender Schreibstil, der ein eher jugendliches Publikum anspricht.
Briefromane (in dem Fall eben E-Mailromane) sind inzwischen sicherlich keine Seltenheit mehr und trotzdem muss man sich immer wieder auf diese etwas andere Buchform einlassen. Allerdings haben Romane dieser Art oft das Problem, dass sie durch den E-Mail-Verkehr einiges an Distanz einbauen - schließlich erfährt man immer nur so viel, wie die eine Person der anderen mitteilt und dass das nicht immer ganz ehrlich oder komplett ist, weiß man nur zu gut, wenn man selbst das ein oder andere Mal mit einer Person schreibt. Da die Balance zu halten ist schwer und nur die wenigsten Briefromane haben es wirklich geschafft, mich hunderprozentig zu fesseln, was in diesem Fall leider nicht der Fall war. Durch die E-Mails kommt nur sehr wenig Nähe zum Leser auf, es liest sich, als würde man bis zum Ende zwei völlig fremde Menschen begleiten (was man ja auch tut, aber irgendwann sollte sich dieses Gefühl doch legen, was es aber nicht tat!).
Dabei ist die Grundidee gerade in der heutigen Zeit, in der alles über Facebook und co. geregelt wird, doch sicherlich nicht schlecht und man hätte viel daraus machen können. Hätte, weil hier meiner Meinung nach nicht das ganze Potenzial genutzt wurde. Sicher, die Geschichte ist ganz nett und unterhaltsam, aber das war's dann leider auch schon. Oft hat mir das Ziel gefehlt - wo führt das alles hin? Wo ist der rote Faden und vor allen Dingen - was unterscheidet diesen E-Mail-Roman von anderen dieser Art? Die Antwort auf diese Frage bekommt man leider erst ganz am Ende und dann geht alles plötzlich furchtbar schnell und das Buch ist vorbei. Zwar ist man immer neugierig, was als nächstes geschieht und ich hatte auch durchaus diesen leichten "Voyeur"-Effekt, aber eben doch eher oberflächlich. Es wurde nicht mehr aus Lulu und Ben als zwei fremde Jugendliche in der weiten Welt des Internets, die sich gegenseitig E-Mails schreiben.
Dennoch empfand ich Lulu und Ben als sympathische Protagonisten. Ihre verschiedenen Erfahrungsgrade und Gedankengänge haben sie auf gewisse Art und Weise verselbstständigt und trotzdem fehlte mir das gewisse Etwas, was die beiden so richtig besonders gemacht hätte. Lulu ist frech und selbstbewusst, was mir richtig gut gefallen hat. Zwar ist sie in Sachen Jungs nicht hundertprozentig erfahren, trotzdem traut sie sich, die Dinge beim Namen zu nennen. Ben hingegen habe ich verschieden wahrgenommen. Manchmal war er mir sehr sympathisch mit all seinen Sprüchen und Gedanken und dann wieder bekam er einen fiesen Unterton, was sich gegen Ende aber mehr oder weniger aufklärt. Die Beziehung zwischen den beiden entwickelte sich langsam, was definitiv ein Pluspunkt für die Geschichte ist, denn die beiden verlieben sich nicht nach den ersten Worten ineinander - ganz im Gegenteil, da brauchte es schon Extremsituationen.
Was diese Liebesgeschichte angeht, hakt es aber doch an manchen Stellen. Da man die wahren Gedanken der beiden nicht mitbekommt, kommt das Liebesgeständnis nämlich irgendwann ziemlich plötzlich und mir auch um ehrlich zu sein etwas zu schnell. Und genauso schnell, wie die beiden es sich gestehen, ist das Buch auch schon zu Ende und man steht mit der Frage da, was eigentlich geschehen ist. Nicht viel, um das zu beantworten, denn die Geschichte plätschert so dahin, ist nett zu lesen und auch stellenweise durchaus amüsant, schafft es aber nicht diese Distanz zu überwinden. Vielleicht hätte man hier noch andere Gespräche zwischen den besten Freunden einbringen müssen, um den Leser näher an die Figuren zu bringen. So hatte ich nämlich wenig Mitgefühl für Lulu und Ben und auch das Ende hat mich nicht so sehr überrascht, wie es vielleicht sollte.
Ansonsten bietet das Buch so einige kleine Besonderheiten. So ist es beispielsweise ein kleines Farbenspektakel, denn es ist durchweg in blauer Tinte geschrieben mit einigen pinkfarbenen Einschüben. Ben und Lulu haben sogar kleine Icons, woran man immer erkennt, wer nun gerade schreibt. Außerdem sind zwischendurch auch Posts von ihnen zu lesen, in denen sie öffentlich schreiben oder Fragen stellen, worauf dann verschiedene Personen antworten, was zwar eigentlich relativ unnötig, aber doch unterhaltsam war. Für die Augen gibt es hier auf jeden Fall eine ganze Menge zu entdecken und gerade deswegen ist es für jüngere Leser sicherlich noch interessanter.
Bis um halb vier war ich nicht war, um diesen E-Mail-Roman zu lesen, obwohl es sich sehr schnell und leicht lesen lässt. Die Spannung jedoch lässt stark zu wünschen übrig, Pyjama hin oder her. Durch den E-Mail-Verkehr zwischen Lulu und Ben geht einiges an Nähe verloren, sodass die Figuren einen nicht mehr so sehr berühren, wie sie es tun sollten. Zwar war die Geschichte durchaus unterhaltsam, niedlich und nett zu lesen, aber mehr ist leider nicht daraus geworden. "Gut gegen Nordwind" für Jugendliche könnte man sagen, nur nicht mit so einem originellen Schreibstil und generell wesentlich platter. Ich hätte mir mehr ausladende Gedankengänge und einfach "mehr" von diesem Buch erhofft. Zum "mal eben weglesen" super geeignet, wenn man Lust auf eine kurzweilige Geschichte hat, aber in meinem Gedächtnis wird das Buch wohl nicht allzu lange bleiben.

Gabriella Engelmann wurde in München geboren und wuchs hier auch auf. Ihre Ausbildung als Buchhändlerin verschlug sie nach Hamburg. Sie arbeitete lange Zeit als Buchhändlerin und wählte dann aber den Schritt zum Verlagswesen. Sie wurde Verlagsleiterin des Kinderbuchverlages Edition Riesenrad. Hier war sie vor allem dafür zuständig, Promis wie Katja Riemann oder Nena zum Schreiben zu bewegen. Diese Arbeit war auch der Anlass für ihren Debütroman: "Die Promijägerin". Engelmann lebt immer noch in Hamburg und arbeitet als freie Schriftstellerin. Neben ihrer Tätigkeit als Kinderbuch- und Romanautorin entwickelt sie auch Stoffe fürs Fernsehen. [via Lovelybooks]
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Jakob Musashi Leonhardt, geboren 1975, ist ein Weltenbummler und in
Tokyo genauso zu Hause wie in Hamburg. Er hat einige Romane
für junge Leser veröffentlicht und ist zudem als Musiker und
Sounddesigner tätig. Zu seinen Leidenschaften zählen das Tauchen, japanischer Sencha-Tee sowie die Musik von Coldplay. [via Arena]
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