*Rezension* - Ich versprach dir die Liebe von Priscille Sibley

Von Buecherwelt

Heute gibt es eine Rezension zu einem Buch, das ein Thema behandelt, mit dem ich mich eigentlich nicht so gerne auseinandersetze. In "Ich versprach dir die Liebe" geht es um ein Ehepaar, das eine zärtliche Liebe miteinander teilt. Um ein Ehepaar, das schon lange versucht, ein Kind zu bekommen und um den Tod, der manchmal schneller an die Tür klopft, als man denken kann und damit nicht nur ein Leben zerstört, sondern auch die große Liebe.


Matt und Elle kennen sich schon, seit sie Kinder sind. Bereits in ihrer Jugend haben sie ihre Liebe zueinander entdeckt, doch die Lebensumstände sorgten dafür, dass sie nicht zusammenbleiben konnten. Doch einander vergessen haben sie nie und als sie schließlich wieder zueinander gefunden haben und ihr Leben gemeinsam genießen, reißt ein schrecklicher Unfall Elle aus dem Leben. Sie liegt im Koma und hat keine Überlebenschance. Aber in ihr wächst ein Baby - das Baby, das sich Matt und Elle so sehnlichst gewünscht haben.


Ich denke schon die Zusammenfassung macht deutlich, dass diese Liebesgeschichte wohl kein glückliches Ende nehmen kann. Das war mir bewusst, als ich mit dem Lesen des Buches begonnen habe. Wir haben es im Buchclub gelesen, allein hätte ich wohl nicht danach gegriffen. Das Buch ist in der Ich-Form aus der Sicht von Matt geschrieben. Es beginnt damit, dass Matt, selbst Neurchirurg, vom Unfall seiner Frau erfährt. Große Teile ihres Gehirns sind zerstört und eine Heilung ist nicht mehr möglich. Elle hat nie gewollt, dass sie künstlich am Leben erhalten wird. Doch als Matts Kollegen ihn über ihre Schwangerschaft informieren, möchte er die Geräte so lange an lassen, bis das Baby geboren ist. Matts Mutter, die Elle wie eine eigene Tochter liebt, ist jedoch dagegen. Es entbrennt ein Kampf, der bis vor das Gericht führt und bei dem die Grenzen der Menschlichkeit manches Mal verschwimmen.


Wie viel Leid kann ein Mensch ertragen? Wie kann man sich dafür entscheiden, einen geliebten Menschen unwiderruflich gehen zu lassen und was ist mit den Rechten des Kindes? Das Thema des Buches lässt viele Möglichkeiten, zu diskutieren. Mir ist selten ein Buch untergekommen, das mich mit so vielen zwiespältigen Gefühlen zurückgelassen hat. Der fast schon nüchterne Schreibstil hat es nicht geschafft, bis in mein Herz vorzudringen. Dennoch war aus jeder Zeile die Trauer von Matt zu spüren. Der Leser weiß von Anfang an, dass Elle es nicht schaffen wird. Aber sobald das Gespräch auf das Baby kommt, schalten sich bei mir direkt die Muttergefühle ein.


Matt ist in seiner Trauer gefangen und gleichzeitig möchte er Elle und sich einen letzten Wunsch erfüllen: Das Baby soll leben. Dazu im Kontrast steht Linney, Matts Mutter. Sie wusste, dass Elle nicht künstlich am Leben erhalten werden wollte und kämpft dafür, die Maschinen abzustellen. Trotz ihrer Position als Gegner, macht Linney immer deutlich, wie viel Matt ihr bedeutet. Das zeigt, wie sehr sie selbst mit ihren Gefüh
len nicht im Reinen ist.


Für mich stellt sich natürlich die Frage, wie ich handeln würde. Was würde ich mir wünschen, wenn ich Elle wäre. Was würde ich von meinem Partner erwarten. Kann man überhaupt von dem einen Menschen, den man liebt, erwarten, dass er bereit ist, loszulassen? Mit welchem Recht gehen wir davon aus, dass wir wissen, was andere sich wünschen? Und mit welchem Recht entscheiden wir darüber, ob ein Baby leben darf oder nicht?


Es gab viele Abschnitte in dem Buch, die mich haben innehalten lassen. Ich habe nachgedacht, überlegt, gehofft und auch gebangt. Und dennoch hat mir ein kleiner Funken gefehlt. Daher gebe ich dem Buch 4 von 5 Kleeblätter und eine klare Leseempfehlung, allein schon, um Eure Meinungen zu hören.