[Rezension] Ich sehe was, was niemand sieht (Tim O'Rourke)

Tim O'Rourke: Ich sehe was, was niemand sieht 
[Rezension] Ich sehe was, was niemand sieht (Tim O'Rourke)Dieses Buch vereint so manches, das ich sehr mag. Erstens ist es ein Jugendbuch. Eines "meiner" Genres. Zweitens handelt es sich um einen Thriller. Lasset die Ermittlungen beginnen! Drittens ist Autor Tom O'Rourke, selbst im Polizeidienst tätig, der Sprung vom beliebten Self-Pubisher zum Verlagsautor gelungen. Allein diese Tatsache ist für mich schon einen gezogenen Hut wert.
Lange Rede, kurzer Sinn: Als mich Chicken House ansprach, ob ich nicht vielleicht Interesse an dieser Lektüre hätte, war ich natürlich alles andere als abgeneigt. Daher, vielen Dank für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar! 

Cover: Chicken House~ Rezension ~Wenn du den Blick nicht abwenden kannst ...

Die siebzehnjährige Charley hat eine Gabe, die Fluch und Segen in einem ist. Fluch, weil sie fürchterliche Dinge sieht, die Angst machen. Segen, weil sie der Polizei helfen könnte, Verbrechen, die einem Unfall gleichen, aufzuklären und einen Mörder zu fassen. Doch bis auf den jungen, engagierten Police Officer Tom Henson scheint ihr niemand glauben zu wollen. Nicht einmal ihr eigener Dad. Wertvolle Zeit verstreicht und die Visionen vor Charleys geistigem Auge werden immer stärker. Immer realer. Und plötzlich weiß Charley selbst nicht mehr, wem und was sie noch glauben kann.

Ich sehe was, was niemand sieht ist das erste Buch, das Police Officer und Self-Publisher Tim O'Rourke in Verlagshände gegeben hat. Ein Titel mit Gänsehautpotential, der so einiges verspricht!Charley ist ein Teenager, der sich hin- und hergerissen fühlt. Einerseits ist sie es leid, von ihren Mitmenschen — einschließlich ihres Dads — für ihre Blitze, in denen diese schrecklichen Visionen erscheinen, schief angesehen und nicht ernst genommen zu werden. Andererseits hat sie diese Ahnung, das sie jene grauenvollen Bilder nicht ohne Grund sieht. Sie möchte, nein, sie muss beweisen, dass sie weder krank noch Freak ist. Ein Konflikt, der Öl ins Feuer der Handlung gibt und Charley letztlich ins Verderben führen könnte.


In Wechseln wird die Geschichte, deren Fundament eine scheinbar zufällige Reihe mysteriöser Unfälle bzw. Selbstmorde auf den Bahngleisen ist, sowohl aus Charleys als auch aus Toms Perspektive erzählt. Die Tages- und Zeitangaben zu Beginn jedes Kapitels sorgen dafür, dass eine imaginäre Zeitbombe im Kopf des Lesers zu ticken beginnt. Ein kleines, aber feines Detail, welches den Wettlauf gegen die Zeit markant symbolisiert.Die Art uns Weise, in der Tim O'Rourke den Spannungsbogen bis zum Showdown aufbaut, empfinde ich als äußerst ansprechend. Der Zielgruppe der Leser angepasst, auf Zack und zugleich authentisch führt er die Ermittlungen vor Augen. Dabei verknüpft er scheinbar paranormale Sinneswahrnehmungen mit einer realitätsnahen Wiedergabe der Spurensuche. Besonders gefällt mir die unverblümte Darstellung der verschiedenen Charaktere innerhalb des Polizeiteams. Nicht nur in der Fiktion gibt es Polizeibeamte mit Weitblick und jene, denen es an großer Motivation mangelt. Ein Bild, das, da Tim O'Rourke selbst in den Polizeidienst involviert ist, wohl von Insidern als absolut belegt gelten darf.Obgleich das Ende des Thrillers verhältnismäßig kurz bzw. in gewissen Teilen sogar  zwar andeutungsvoll, aber dennoch offen gehalten wird, mangelt es nicht an Präzision. Im Gegenteil. Die Auflösung lässt einen, über den Tellerrand der Fiktion hinausschauend, schaudern. Wie viel Gefühlskälte kann ein Täter ertragen, bis ihm selbst das Blut in den Adern gefriert? (Übrigens: Den Verdacht, den ich all die Zeit über gehegt habe, am Ende bestätigt zu wissen, tut dem ganzen Leseerlebnis keinerlei Abbruch.)Insgesamt ein Jugendbuch, das sich hervorragend kurzweilig liest und dabei für ein beklommenes Herzklopfen sorgt. Denn früher oder später wird sich der Täter zeigen. Und was dann geschieht, kann das Ende bedeuten ...

FZIT: Geladen. Rasant. Suchend. 


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