[Rezension] Ich sehe was, was du nicht liebst (Heike Abidi)

Heike Abidi: Ich sehe was, was du nicht liebst [Rezension] Ich sehe was, was du nicht liebst (Heike Abidi)
Uns allen wahrscheinlich gar nicht allzu fremde Alltagssituationen und -empfindungen nimmt Heike Abidi immer wieder zum Anlass, um Romane zu schreiben, die für zustimmendes Kopfnicken, verschmitztes Schmunzeln und durchatmende Seufzer sorgen. 

Ob ihr genau das auch dieses Mal erneut gelingen konnten?

Dir, liebe Heike, ein herzliches Dankeschön für die Zusendung deines selbst verlegten Romans!


~ Rezension ~Wie heilsam eine unfreiwillige Auszeit wohl sein kann?Als Mutter, Ehefrau und Familienmanagerin ist Marlene Winter stets auf Zack. Marlene widmet sich engagiert und unermüdlich mit Liebe und Hingabe dem Wohl im Hause Winter. Dass sie sich dann jedoch eines Tages ein Freundinnenwochenende im Wellnesstempel gönnen möchte, versteht ihre Familie so gar nicht. Wie bitte! Das kann Mama Marlene doch nicht Ernst meinen? Weshalb denn diese Auszeit? Schnell nagt auch tatsächlich das schlechte Gewissen an ihr und sie macht dann doch einen Rückzieher. Eine Entscheidung mit Folgen. Denn eine vom Schicksal auferlegte Unsichtbarkeit Marlenes sorgt dafür, dass bei den Winters mit einem Schlag ein anderer Wind weht. Aber kann Marlenes Verschwinden letzten Endes wirklich Läuterung bringen oder türmt sich nun eher ein neues Spannungsfeld auf, das die Familie endgültig entzweien wird?Ich sehe was, was du nicht liebst ist zur Abwechslung wieder einmal ein Roman Heike Abidis, den die Autorin in Eigenregie verlegt hat. Illustre Unterhaltung im bezeichnenden Abidi-Stil erwartet die Leser. Eine Konstante, die, im Gegensatz zu Protagonistin Marlene, nicht verblasst.

Die Autorin greift bei der Gestaltung ihres Figurenensembles auf Komponenten zurück, die generationsübergreifend absolutes Identifikationspotential schaffen. Ob die sich aufopfernde, aber wenig geschätzte Mutter, die undankbare Teenietochter oder der charismatische Familienvater mit überdurchschnittlich ausgeprägter Karrierorientierung — sie alle sind mit von der Partie. Damit entsteht ein durchaus typisches Familienbild, das allerdings durch die nicht unwesentliche Tatsache einer plötzlich unsichtbar gewordenen Mutter dann doch ein wenig aus dem Rahmen fällt. Diese den Handlungsverlauf entscheidend prägende Entwicklung ist eine possierliche Idee, welche Heike Abidi mit gewohnt behänder Schmissigkeit koloriert.

Eine auf diese eher ungewöhnliche Weise ins Spiel gebrachte Erziehungsmaßnahme einer Familie. Heike Abidi porträtiert das nicht unbekannte Phänomen der häufig milde belächelten "Hausfrau und Mutter" auf verspielte und zugleich ehrliche Art. Seit Generationen existiert dieses eingefahrene Vorurteil gegenüber dem "bisschen Haushalt und Kindererziehung", die sich doch angeblich sowieso allein machen. Mit ihrem humorigen Roman vergegenwärtigt die Autorin ihren Lesern genau jenes manifestierte, allerdings merklich verzerrte Abbild der Wahrheit.

Spritzig, dynamisch und dabei nah am Leben präsentiert sich dieses Buch. Damit bleibt genau die kernige Stilistik erhalten, für die ich Heike Abidi schätze. Sie weiß ohne große Umschweife gut zu unterhalten. Wenngleich ich mir gerade zum Ende hin ein wenig ausgiebigere Stichhaltigkeit hätte vorstellen können, tut dies der Gesamtkomposition eines griffigen Unterhaltungsromans keinen schwerwiegenden Abbruch.

Insgesamt sorgt dieses Werk für ein durchweg beschwingtes Lesevergnügen, welches durch eine Portion ernsthafte Reflexion (nicht) vorhandener Wertvorstellungen und zwischenmenschlicher Gepflogenheiten wunderbar abgerundet wird. FZIT: Lebhaft. Bezeichnend. Liebenswert. 

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