Ich mag die Art Cecelia Aherns Geschichten zu erzählen sehr gern. Ihr gelingt es scheinbar im Handumdrehen, wahre Wunschmomente zu erschaffen, wobei häufig eine Nuance Magie und tiefes Gefühl mitschwingen. Einige meiner Lieblingsbücher stammen aus der Feder dieser irischen Autorin, sodass ich ziemlich automatisch stets Ausschau nach Werken von ihr halte. Jenes Buch hier besticht durch eine subtile Poesie, die sich in den aufbrausenden Wogen der Erzählung zu behaupten weiß.
~ Rezension ~
Wenn du mehr gibst, als du denkst.
Nach einem unheilvollen Schicksalsschlag glaubt die einfühlsame Joyce nicht nur ihre Perspektive, sondern vor allem sich selbst verloren zu haben. Doch als sie kurz darauf beginnt, in Fremdsprachen zu kommunizieren, die sie niemals erlernt hat; als sie ein umfangreiches Wissen über Kunst und Architektur preisgibt, von dem sie nicht weiß, woher es stammt; und als sie in seltsame Erinnerungen eintaucht, die nicht ihre eigenen sind, wird es ihr unheimlich.
In einer scheinbaren Parallelwelt lebt Justin, ein zynischer, unsensibler Familienvater und Ex-Ehemann, der sich in seiner Rolle als lehrender Dozent auf einem Podest sieht. Als Joyce und Justin sich in einem Friseursalon das erste Mal begegnen, durchfährt beide ein Schlag und sie haben unmittelbar das Gefühl, auf einzigartige Weise miteinander verbunden zu sein. Doch schon wenige Minuten später geht jeder wieder seinen eigenen Weg. Jedenfalls glauben sie das.Das Gespür Cecelia Aherns,ihr Publikum mit Emotionen in aller Bandbreite, die in originelle Geschichten eingeflochten sind, zu berühren, kommt auch in Ich hab dich im Gefühldeutlich zum Tragen.
Mittels einer komplexen, auf verschiedenen Ebenen stattfindenden und in eine Vielzahl an Kulissen eingebetteten Erzählung, die im regelmäßigen Wechsel die Sichtweisen der zwei Protagonisten in einen Scheinwerfer rückt, kreiert die Autorin eine Handlung, die einen Cocktail aus Unerklärlichem, Geheimnisvollem und Sehnsüchtigem mixt. Dabei scheinen Welten knallhart zu kollidieren und gleichzeitig samtweich miteinander zu verschmelzen. Ein Reichtum an Kontrasten, der für mich den Charakter dieses Buches prägt.Den Leser erwartet eine Figurenkonstellation, die sich durch eine Vielschichtigkeit mit Potential zum Polarisieren auszeichnet. Markante Charaktere – sowohl in den Haupt- als auch in den Nebenrollen – verleihen der Geschichte Lebhaftigkeit. Als besonderes Unikum sprengt Joyce’ Vater mit seiner herrlich unverstellten Attitüde den Rahmen. Justins Persönlichkeit staffiert die Autorin hingegen mit weniger glänzenden Merkmalen aus, sodass er den unterkühlten Pol der Geschichte bildet. Für mich durchgehend kein Sympathieträger, wobei dieses Empfinden sehr wahrscheinlich gewollt ist.Cecelia Ahern gelingt es, die hindernisbestückte Suche nach dem Seelenverwandten mit exakt dem Hauch von Magie zu versehen, den jede Liebesgeschichte auszeichnen sollte. Im Grunde erweckt die Autorin eine Fernbeziehung zum Leben, von der die Figuren nicht einmal wissen, dass sie diese miteinander führen. Eine Tatsache, mithilfe derer stets neue Überraschungsmomente und Wendungen entstehen, obwohl sich der Lesende in Gewissheit glaubte.Besonders gelungen empfand ich den Schreibstil in der Hinsicht, dass die Autorin sowohl Nähe als auch Distanz auf eine Weise transportiert, die mich überzeugte. Die Passagen gehen, obwohl sie die unterschiedlichen Blickwinkel wiedergeben, im passenden Schlüssel-Schloss-Prinzip ineinander über. Ein Stil, der die Gesamttonlage bestens unterstreicht.Alles in allem fängt dieser Roman die Geschichte sich kreuzender Wege ein, deren Gradlinigkeit erst nach Vollendung einer Mission zurückgewonnen werden kann. Dabei fungieren Intuition, Dankbarkeit und Neugier gleichermaßen als Kompassnadel.F★ZIT: Raffiniert. Dynamisch. Hingebungsvoll.