Klappentext
Ich habe eine Gabe. Ich bin das Leben. Berühr mich. >> "Du darfst mich nicht anfassen", flüstere ich. "Bitte fass mich an", möchte ich in Wahrheit sagen. Aber wenn man mich anfasst, geschieht Seltsames. Schlimmes. <<
Ihr Leben lang war Juliette einsam, eine Ausgestoßene - ein Monster. Ihre Berührung ist tödlich, man fürchtet sie, hat sie weggesperrt. Bis die Machthaber einer fast zerstörten Welt sich ihrer als Waffe bedienen möchten. Doch Juliette beschließt zu kämpfen - gegen die, die sie gefangen halten, gegen sich selbst, das Dunkel in ihr. An ihrer Seite ein Mann, zu dem sie sich unaufhaltsam hingezogen fühlt. Ihn zu berühren ist ihr sehnlichster Wunsch - und ihre größte Furcht...
Ein Buch, das selbst bei mir eine Vielzahl an Empfindungen ausgelöst hat.
Als ich dieses Buch zum ersten Mal in den Händen hielt und die erste Seite las, war ich von neuen Eindrücken völlig überrumpelt. Da waren Wörter, ja sogar ganze Sätze einfach durchgestrichen. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich zunächst nicht wusste ob es mir gefällt oder nicht. Aber spätestens auf den darauffolgenden Seiten waren meine Zweifel beseitigt. Die Widersprüche die in Juliette toben, werden damit perfekt zum Ausdruck gebracht.
"Er fasst mich nicht an, und ich bin enttäuscht froh, dass er es nicht tut. Ich wünschte, er würde mich berühren. Er sollte es lieber nicht tun. Niemand sollte mich berühren."(S.25)
Durch diese einfache Idee, war es mir möglich die komplexe Gefühlswelt von Juliette zu verstehen. Dieses Buch ist voll von Emotionen, die Seite für Seite durchlebt werden. Gleich zu Anfang durchlebt man mit ihr die Einsamkeit. Seit 264 Tagen ist Juliette eingesperrt. Allein. In dieser Zeit hat sie mit niemandem gesprochen. Nur ihr Notizbuch, dass in all der Zeit erhalten bleiben konnte, hält sie davon ab, den Verstand zu verlieren. Nach und nach vermischen sich Empfindungen, Gedanken, Wünsche und Gefühlte miteinander und man erfährt viel über Juliettes Vergangenheit, dass sie bereits als Kind eine ausgestoßene war und nie so etwas wie Liebe erfahren hat. Aufgrund der Einblicke in ihre Vergangenheit, erfährt man sehr schnell, das die Welt, wie wir sie kennen, nicht mehr existiert. Es gibt eine Zentralregierung, die ihre Gesetze mit Drohungen und Gewalt durchsetzt. Hunger und Angst bestimmen das Leben. Allerdings muss ich sagen, das Juliettes Gedankengänge für mich zeitweise wirklich anstrengend waren. Man landet in ihrer verwirrten und recht anstrengenden Gedankenwelt und erhält Einblick in eine gebrochene Seele, die sich selbst für ein Monster hält.
Ein bisschen entspannter wurde es, als Juliette auf Adam trifft. Schon nach wenigen Seiten wird klar, dass hier eine Liebe entsteht, die es nicht geben darf. Genaugenommen eine Liebe, die es auch gar nicht geben kann... und doch gehören beide zusammen. Allerdings hat mir die Entstehung des aufkeimenden Liebesglücks überhaupt nicht zugesagt. Irgendwie ging mir alles viel zu schnell. Man hätte aus der Liebe zwischen beiden und der Fähigkeit/ Gabe die Juliette besitzt irgendwie mehr machen können.
Als Juliette und Adam sich dazu entscheiden aus ihrer Gefangenschaft auszubrechen und gegen das Regime -das von Warner angeführt wird- anzukämpfen, wird die Geschichte erst wirklich spannend. Warner, der auf den ersten Blick grausam, gefühlskalt und berechnet wirkt, ist doch voll innerer Zweifel und für mich einer der interessantesten Charaktere. Es ist ihm egal das Juliette ihn hasst, solange er in ihrer Nähe sein kann. Auch wenn Warner sie für das Regime als Waffe an seiner Seite wissen möchte, sind es auch Gefühle die er für sie hegt und die ihn dazu veranlassen jagt auf sie zu machen.
Wirklich Interessant ist auch, das Juliette während der Geschichte zu wachsen scheint. Ist sie zu Beginn noch ein Häufchen Elend, entdeckt sie immer und immer mehr ihre innere Stärke und merkt, dass sie ihr Leben nicht in Einsamkeit als Monster führen muss. Juliette hat weniger Selbstzweifel und die gedrückte Stimmung die noch zu Anfang das Buch dominierte, wird von der selbstbewussten und starken Juliette abgelöst.
Faztit:
Trotz meiner Startschwierigkeiten wurde die Geschichte um Juliette zunehmend spannender und selbst nach der -meiner Meinung nach- schlechten Umsetzung von Juliettes und Adams Liebesbeziehung, ist dieses Buch dennoch lesenswert. Allein schon durch seine ganz besondere Sprachgewalt und der damit verbundenen Emotionen. Die geschaffene Welt im Zeichen der Dystopie ist stimmig und macht Lust auf mehr. Ich freue mich darauf zu erfahren wie es im zweiten Band wohl weitergehen wird und vergebe 4 von 5 Federn.
Zum Schluss: 5 weitere Sekunden. "Darf ich mich zur dir setzen?" Das wäre wunderbar. "Nein." (S. 29)