{Rezension} Ich, Eleanor Oliphant von Gail Honeyman

Von Froileinwonder @FroileinWonder

Titel: Ich, Eleanor Oliphant
Originaltitel: Eleanor Oliphant is completely fine
Autorin: Gail Honeyman
Übersetzerin: Alexandra Kranefeld
Genre: Sonstige Belletristik
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN-13: 978-3431039788
Format: Gebunden
Seitenanzahl: 528 Seiten
Preis: 20,00 €
Erschienen: April 2017

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Beschreibung

Eleanor Oliphant ist 30 Jahre alt, arbeitet als Finanzbuchhalterin in einer Designagentur, lebt alleine und hat keinerlei Freunde und Verwandte. Ihre sozialen Kontakte bestehen lediglich aus dem wöchentlichen Telefonat mit ihrer Mutter. Eleanor ist anders als andere Frauen in ihrem Alter. Sie scheint in einer vollkommen anderen Welt, einer ziemlich einsamen Welt, zu leben bis sie sich eines Tages Hals über Kopf in einen Musiker verliebt. Eleanor malt sich die schönsten Zukunftspläne mit ihrem Schwarm aus und beginnt so langsam ihr Leben richtig zu leben. Dabei betritt sie das gefährliche Terrain ihrer Vergangenheit.

Meine Meinung

Mit ihrem Debütroman „Ich, Eleanor Oliphant“ hat Gail Honeyman mit ihrem mitreisenden Schreibstil meinen Lesenerv ins Mark getroffen, nur das Gesamtpaket konnte mich dann leider nicht gänzlich begeistern. Das Cover mit den bunten Farbklecksen und Eleanor als Schattenschnitt gefällt mir sehr gut, da es perfekt zum Inhalt passt. (Das farbenfrohe Leben verdrängt Eleanors schwarze Einsamkeit.)

Einen Menschen seiner Schönheit wegen nicht zu mögen, erscheint mir ähnlich gemein, wie ihn eines Makels wegen abzulehnen.

(Seite 45)

Eleanor ist mit ihren 30 Jahren sehr naiv und weltfremd. Nach ungefähr der Hälfte des Buches werden nach und nach die Hintergründe, über die immer wieder angeschnittene schwere Kindheit, und die geheimnisvolle Geschichte zu ihrer Beziehung zu „Mummy“ aufgedeckt. Die Aufschlüsselung von Eleanors ungewöhnlichem Charakter konnte mich nicht ganz überzeugen und war für mich einfach nicht in sich stimmig.

Plötzlich ist alles wieder da: die Angst, ein seltsamer Druck, der auf mir lastet, vor allem aber Angst.

(Seite 209)

Zum einen ist Eleanor mir ihren steifen, fast schon aristokratischen Umgangsformen und ihrer Intelligenz ganz Frau von Welt, dann aber wieder kann sie mit den alltäglichsten Dingen nicht umgehen und weiß nicht wie sie sich in den einfachsten Situationen zu verhalten hat.

Mit Raymond ist Gail Honeyman der perfekte Gegenpol-Protagonist gelungen. Wunderbar normal und ein wirklich ausgesprochen freundlicher und netter Geselle. Von Anfang an mochte ich Raymond sehr gerne. Als er sich dann mit Eleanor anfreudet und für sie fast eine Art Lehrer in sozialen Belangen wird, hat es Raymond zu meinem Lieblingsprotagonisten des Romans gebracht. Schade, dass man nicht in seine Gefühlswelt eintaucht und ein paar Szenen aus seiner Sichtweise miterlebt. So hätte der Roman gewiss an Dynamik gewonnen.

Ich war eine Frau von dreißig Jahren und schwärmte wie ein pubertierendes Mädchen für einen Mann, den ich weder kannte noch jemals kennen würde.

(Seite 358)

Da kommen schon ein paar Sachen zusammen die mir nicht gefielen, dennoch hatte ich auch Lesefreude mit dem Buch. Wenn man die Gedanken ausknipst und sich einfach von dem skurrilen Leben Eleanors gefangen nehmen lässt, kann man nur schlecht aufhören zu lesen. Hier kommt Eleanor dann doch ihr naives und weltfremdes Auftreten zu Gute, das mich des Öfteren zum schmunzeln und prusten gebracht hat (und ja auch zum weinen). Der emotionale und flüssige Erzählstil von Gail Honeyman hat mich sehr angesprochen und erledigt das übrige – das Potential eines Pageturners ist auf jeden Fall vorhanden!

Wirklich schrecklich empfand ich den Alkoholmissbrauch Eleanors, der in meinen Augen ziemlich lapidar abgetan wurde. Nach den beschriebenen Mengen an Alkohol (meist in Form von Wodka) die Eleanor sich in kürzester Zeit zu Gemüte führt, kann ich mir nur schwerlich vorstellen, dass sie so ohne Weiteres davon losgekommen sein soll. In meinen Augen hat Eleanor ein dickes Alkoholproblem und hätte hier psychologische und physiologische Hilfe notwendig!

Trotz einiger Schwachstellen hatte „Ich, Eleanor Oliphant“ etwas an sich, dass mich ein Stück weit in seinen Bann zog und tief berührte. Somit vergebe ich 3,5 von 5 Grinsekatzen.

Fazit

Dieser Roman ist anders, tief berührend und glänzt durch die wundervolle Sprache Gail Honeymans. Leider ist das Gesamtpaket nicht stimmig, was es mir erschwert die Geschichte zu mögen.

3.5 out of 5 stars

Über die Autorin

Gail Honeyman lebt und arbeitet in Glasgow. Sie bekam bereits mehrere Preise für ihr Schreiben. Ich, Eleanor Oliphant ist ihr erster Roman. (Quelle: Bastei Lübbe)


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