[REZENSION] "Hundert Jahre ungeküsst"

Von Buechersuechtig
Cover
Die Autorin
Gabriella Engelmann, geboren 1966 in München, arbeitete als Buchhändlerin und Verlagsleiterin des Kinderbuchverlages Edition Riesenrad. Dort war sie dafür zuständig, Prominente wie Katja Riemann, Nena oder Norbert Blüm zum Schreiben zu animieren. Diese Tätigkeit bildete den Grundstein für ihr Romandebüt "Die Promijägerin". Sie lebt und arbeitet als freie Autorin in Hamburg, schreibt Romane, Kinder- und Jugendbücher und entwickelt Stoffe fürs Fernsehen.
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Broschiert: 274 Seiten
Verlag: Arena (Februar 2011)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3401064894
ISBN-13: 978-3401064895
Vom Hersteller empfohlenes Alter: 12 - 15 Jahre
Größe und/oder Gewicht: 20,4 x 13,6 x 3,6 cm
Leseprobe
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Die Geschichte...
Rosalie Dorn ist froh, ihren fürsorglichen Eltern entfliehen zu können, da sie einen Ausbildungsplatz zur Hotelkauffrau im romantischen Schlosshotel Blankenese bekommen hat, wozu auch eine kleine Dienstwohnung gehört. Gleich an ihrem ersten Arbeitstag begegnet sie René Prinz, dem Sohn der Besitzer, der ein 3-monatiges Praktikum im Hamburger Romantikhotel absolviert und von Rosalie gleich und hin weg ist. Doch was Rosalie nicht weiß: Auf ihr lastet ein Fluch, der sich an ihrem 17. Geburtstag erfüllen soll...
Meine Meinung:Wem die Kurzbeschreibung bekannt vorkommt, der wird spätestens nach dem Untertitel "Dornröschens bittersüße Liebesgeschichte" wissen, dass es sich bei diesem Werk um die moderne Fassung von Dornröschen handelt. Nachdem mich bereits das erste Märchen "Weiß wie Schnee, Rot wie Blut, Grün vor Neid" stark begeistert war, musste ich natürlich auch das nächste Märchen lesen, das ich zufälligerweise auch noch bei Hanne *wink* gewonnen habe. Den Schauplatz hat die Autorin erneut nach Hamburg verlegt, wobei die Handlungsorte sehr bildhaft und liebevoll beschrieben wurden.
Der Prolog startet 1994 mit der Babyparty der kleinen Rosalie, der lang ersehnten Tochter von Eva und Matthias Dorn. Die Feier wird durch den Auftritt von Evas alter Klassenkameradin Hetta Hübner gestört, die unabsichtlich nicht eingeladen wurde und deshalb zornentbrannt Rosalie verflucht: Bevor sie 17 wird, soll das Mädchen durch einen Stich getötet werden. Rosalies Patentante kann den Fluch mittels eines Schutzamuletts in einen langen Schlaf umwandeln und rät den besorgten Eltern, auf ihre Tochter gut aufzupassen... Die eigentliche Geschichte beginnt am 1. August 2011 und endet am 12. September 2011, der Epilog führt uns in das Jahr 2111. Jede Seite zeigt oben die jeweilige Seitenanzahl, das Kapitel, den Erzähler und das Datum an, was ich sehr praktisch finde.
Die 16-jährige Rosalie Dorn macht eine Ausbildung als Hotelkauffrau im Schlosshotel und findet es ganz toll, dass dazu eine kleine Wohnung gehört und sie endlich ein wenig Ruhe vor ihren lieben, aber gluckenhaften Eltern hat.  Die Asthmatikerin mit den blonden Haaren und den blauen Augen weiß nichts von der Verwünschung und glaubt, dass es in ihrer Wohnung spukt. Gleich am ersten Arbeitstag lernt sie den 19-jährigen René Prinz kennen, der findet, dass Rosalie wie ein Engel aussieht und sich auf Anhieb verliebt. Der Erbe der Hotelkette macht ein 3 Monats-Praktikum im Hamburger Hotel, ist sich seines guten Aussehens bewusst und nutzt diese Tatsache aus. Während ich Rosalie, die für eine 16-jährige sehr reif wirkt, von Anfang in mein Herz geschlossen habe, brauchte ich bei Rene eine gewisse Anlaufzeit. Denn der Hotelerbe erscheint anfänglich oberflächlich, macht aber eine sehr ansprechende Weiterentwicklung durch und mausert sich ebenfalls zu einem Sympathieträger.
Neben den liebenswerten Hauptpersonen Rosalie und René spielen auch noch Rosalies beste Freundin Melina, Renés bester Freund Rocco, Rosalies Eltern und schöne Patentante Cassandra sowie diverse Arbeitskollegen eine Rolle. Die mitwirkenden Protagonisten sind facettenreiche, reizvoll gestaltete Persönlichkeiten, die mit verschiedenen Macken sowie Ecken & Kanten ausgestattet wurden und durchwegs überzeugend agieren. Netterweise befindet sich auch hier wieder zu Anfang des Buches ein Personenregister, wo man immer wieder nachblättern kann.
"Hundert Jahre ungeküsst" gewährt auch einen Einblick in den stressigen Ablauf eines Hotelbetriebs, was die Story richtig authentisch macht. Außerdem wird die Geschichte zwischendurch etwas mystisch, wenn die Rede auf die geheimnisvolle weiße Dame kommt... **Achtung SPOILER** Die "White Lady" erscheint Rosalie in ihren Träumen und nachdem sie ihre anfängliche Furcht abgelegt hat, versucht der Teenager, dem Geheimnis der Dame auf den Grund zu gehen... **SPOILER ENDE** Auch wenn man meint, den Handlungsverlauf zu kennen, hat Gabriella Engelmann erfrischende Einfälle, einige Überraschungen und ein verblüffendes Ende in diesen Märchenroman eingearbeitet. Schön finde ich außerdem, dass es ein kurzes Wiedersehen mit Sarah und JamieTim aus dem Schneewittchen-Roman gibt. Aus diesen Gründen fliegt man beim Lesen nur so durch die Seiten und sucht langatmige Stellen vergebens. ;-)
Abwechselnd schildern die Ich-Erzähler Rosalie und Rene die turbulenten Ereignisse aus ihrem eigenen Blickwinkel. Die wechselnden Erzählperspektiven schaffen es, die Geschichte abwechslungsreicher zu gestalten, weiters kann man sich wunderbar in die Protagonisten hineinversetzen und nimmt Anteil an ihrem Leben. "Hundert Jahre ungeküsst" ist sowohl für jugendliche als auch junggebliebene Leserinnen geeignet, die von den amüsanten Dialogen, den angenehm kurzen Kapiteln und  dem locker-flockigen Schreibstil hoffentlich ebenso angetan sind, wie es bei mir der Fall war.
FAZIT:
"Hundert Jahre ungeküsst" hat mir ein paar wunderschöne Lesestunden bereitet, weshalb ich es allen Liebhabern von modernen Märchen ans Herz legen möchte. Die Dornröschen-Neufassung wartet mit einer märchenhaften Geschichte, sympathischen Protagonisten und einer schönen, flüssig Schreibweise auf, mich wunderbar unterhalten hat. Dafür vergebe ich bezaubernde 5 (von 5) Punkte.


ZITAT Seite 20:
"Ja, ja, Dornröschen, träum du nur weiter und warte auf Mister Right, damit er dich wach küsst. Ich persönlich bevorzuge die Realität. Und die heißt: heiße Flirts, heiße Bodys und heiße Nächte. Warum soll ich mich jetzt auf jemanden festlegen, wenn es so viel Auswahl gibt?" (Melli zu Rosalie)