~ Rezension ~
Spüre, dass du lebst!
Seit Jahren verweilt
Elisabeth Karamat, die Mutter dreier flügge werdender Kinder, in Brüssel, wo sie an der österreichischen Botschaft arbeitet. Doch die Trennung von ihrem Ehemann, das straffe Arbeitspensum und eine innere Unzufriedenheit, lassen Elisabeth zweifeln. Sie zweifelt daran, ihren Sinn des Lebens wirklich bereits gefunden zu haben. Dank einer Arbeitskollegin verschlägt es sie für zwei Wochen wohl verdienten Urlaub auf die Karibikinsel St. Kitt's, wo sie in eine Welt eintaucht, die ihr neues Leben einhaucht. Kurz vor ihrer Abreise trifft sich ihr in die Ferne schweifender Blick mit dem eines Mannes, den Einheimische nur den Honigmann nennen. Ein kurzer Moment, der Elisabeths ganzes Leben peu à peu auf den Kopf stellen soll.Der Honigmann ist ein Erfahrungsbericht, der Stärke und Lebenshunger, Bedacht und Faszination ausstrahlt. Komplette Kontraste treffen in der Lebensgeschichte der Elisabeth Karamat aufeinander. Gegensätze, die zum einen der äußeren Gegebenheiten geschuldet sind und zum anderen auf den herben inneren Konflikten der Autorin beruhen.Ehrlich und ungeschminkt erzählt Elisabeth Karamat von ihrer einmaligen Reise in die Karibik, die sich als Reise zu sich selbst und als Reise in ein Leben, das glücklicher und ausgefüllter denn je ist, entpuppte. Dabei teilt sie mit dem Leser die empfundene Tristesse des Hamsterrades unserer europäischen, pragmatischen Denk- und Lebensweise, aber umso aufgeweckter und pulsierender schildert die Autorin auch ihre Erlebnisse auf St. Kitt's - das Prickeln dieser Euphorie ist absolut spürbar.Die durchlebte Metamorphose von einer kränkelnden Frau, die sich für andere aufopferte, zur selbstbewussten und zielstrebigen, risikobereiten Persönlichkeit, die die Liebe neu entdeckt, beschreibt Elisabeth Karamat schonungslos und fesselnd. Die Liebe zu ihrer neuen Heimat und die einzigartige Leidenschaft, die sie mit Kwando, dem Honigmann, verbindet, schwingt zwischen den Zeilen mit - mal wie eine sanfte Brise, mal wie ein Hurrikan.Sehr berührend fand ich die Erzählweise der Autorin. Sie zog mich augenblicklich in einen Bann, was vermutlich an der entwaffneten Authentizität der Geschichte kombiniert mit einer harmonischen, ungestelzten und eingängigen Wortwahl und -melodie lag.Dass sie auch in der Karibik kämpfen muss(te), verhehlt Elisabeth Karamat nicht. Vielleicht war es sogar der Kampf ihres Lebens, denn der großen Liebe standen kulturelle und spirituelle Unterschiede ebenso im Weg wie tiefe seelische Verletzungen und die Sehnsucht nach Freiheit. Doch St. Kitt's ist nicht der weniger der Ort, an dem Karamat inneren Frieden, tiefe Freundschaften und berufliche Bestimmung fand. Honigmann berührt, inspiriert, ermutigt! Ein Buch, welches uns in einen Spiegel schauen und dabei Fehler entdecken und Wünsche erkennen lässt. Ein Werk, das einer fulminanten Liebeserklärung an die heilende Liebe, den unbändigen Glauben und das bittersüße Leben selbst gleicht. Eine Geschichte, die beweist, dass es sich lohnt, mutig zu sein.F★ZIT: Inspirierend. Kraftvoll. Erhellend.