Rezension: Home baked

Von Becky

Es gibt ja so Autoren, die man zwar kennt, aber nicht so richtig aktiv wahrnimmt – im Sinne davon, dass Bücher im Regal stehen oder man schon Rezepte von ihnen nachgemacht hat. So eine ist Yvette van Boven bei mir. Klar kannte ich ihre Bücher vom Sehen, aber bis jetzt hatte es keines in meine Sammlung geschafft. Als ich nun aber sah, dass sie ihr erstes Backbuch herausgebracht hat, war es um mich geschehen und ich wusste, dass dieses unbedingt bei mir einziehen musste. So viel Gutes hatte ich bereits über ihre Bücher gelesen, dass ich sehr neugierig darauf war…

In diesem Buch geht es um Alles, was man zu Hause backen kann: Brot, Brötchen, Frühstücksgebäck, Kuchen, Bars, Kekse, Pies, Torten, Herzhaftes und selbst der Hund kommt nicht zu kurz. Dazu kommen noch jede Menge Grundrezepte: Marzipan, Crème patisserie, verschiedene Teige, Sauerteigstarter und und und… Mit rund 380 Seiten ist dieses Buch diesem Ansturm an Auswahl durchaus gewachsen und es gibt nicht nur jeweils ein Rezept pro Bereich.

Die Rezepte beginnen oft mit einem persönlichen Einleitungstext, einer Angabe zu Stückzahl, Zubereitungs- und Backzeit. Danach folgt eine Aufzählung der Zutaten und schließlich die Zubereitungsschritte in Fließtext, zwischendurch durch Absätze strukturiert. Besonders positiv aufgefallen ist mir, dass in allen Rezepten erst dann steht, dass der Ofen vorgeheizt werden soll, wenn das auch wirklich Sinn ergibt. In vielen Backbüchern ist es leider noch immer so, dass der Ofen erst einmal ganz am Anfang angeheizt werden soll, selbst, wenn der Teig dann noch 2 Stunden oder sogar über Nacht ruhen muss. Auch die Zutaten stehen in der richtigen Reihenfolge, wie sie im Rezept gebraucht werden. An solchen Kleinigkeiten merkt man einfach, wie durchdacht die Rezepte sind. Nicht alle Rezepte sind bebildert, aber die meisten. und zusätzlich gibt es noch lauter stimmige Landschaftsbilder und zwischendurch auch immer mal von der Autorin. Ausführliche Register gibt es übrigens ebenfalls: Eines nach Zutaten geordnet, wo man alles findet, wonach man such, und ein zweites, das nach verschiedenen Unverträglichkeiten geordnet ist.

Die Fotografien im Buch stammen alle von Oof Verschuren – ihrem Lebensgefährten, wenn ich das richtig verstanden habe. Die Bilder sind alle rustikal (nicht zu verwechseln mit dem Shabby Chic!) und sehr „realitätsnah“ gehalten, was ich super finde. Wenn man so durch das Buch blättert und sich die Bilder anschaut, glaube ich sofort, dass die Gebäckstücke tatsächlich so aussahen und auch bei mir so aussehen, wenn ich sie nachbacke. Das ist unheimlich befreiend und motivierend, weil eben nicht alles perfekt ist und auch nicht sein muss. Ich hatte ja schon in meiner Rezension von Nigel Slaters „Einfach genießen“ über die Lässigkeit und Entspanntheit geschwärmt und für dieses Buch gilt das Gleiche.

Grundsätzlich erklärt Yvette van Boven wirklich sehr viel in ihrem Buch, was super ist! Allerdings gibt es dann auch immer mal wieder Ungenauigkeiten, bzw. fehlende Angaben zu Backformgrößen oder ähnlichem. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie einem die Angst nehmen und zum Ausprobieren animieren möchte, aber vielleicht ist dies die falsche Ecke des Ansatzes.

Gebäcke, die ich bereits nachgebacken habe:
Kartoffelbrötchen: Der Herbst bringt natürlich nicht nur Kürbis, Rote Bete und Co, sondern auch leckere, frische Kartoffeln. Als ich für eine Suppe noch ein schönes Brot oder Brötchen suchte, stolperte ich über diese Kartoffelbrötchen und noch am gleichen Abend wanderten sie in meinen Ofen. Die Brötchen wurden unheimlich flaumig, weich und aromatisch. Einzig die Einordnung „zuckerfrei“ bei diesem Rezept fand ich unpassend, schließlich sind 50 g Zucker im Teig.

Triple Chocolate Chunkies: „Das ist bei Weitem das leckerste Rezept aus diesem Buch. Ich glaube, ich schreibe das öfter, aber dieses Mal stimmt es wirklich“. Wenn so ein Rezept eingeleitet wird und es dann auch noch um weiche, saftige Brownies mit dreifacher Ladung Schokolade geht, kann ich nicht widerstehen. Ich fand das Ergebnis sehr lecker, sehr schokoladig, aber leider auch viel zu dünn. Ich glaube, die doppelte Menge Teig auf die gleiche Fläche wäre noch besser gewesen. Geschmacklich aber top!

Gefüllte Käsepizza: Pizza ist immer gut, Käse sowieso und die Kombi ist großartig. Diese gefüllte Käsepizza musste also auch sein und war sehr lecker. Hier kommt etwas Ei in den Teig, was ihn weicher machen soll, bei mir wurde er eher knuspriger… Man macht einen Teig, gibt Käse und was man sonst so mag darauf, dann formt man eine Tasche daraus und dreht das Ganze um. Außen hat man dann eine knusprige Kruste, innen eine weiche Käsemasse.

Mein Fazit: Das Buch ist unheimlich umfangreich, nimmt einen an der Hand, lässt aber auch Freiheiten und motiviert zum Experimentieren. Die Rezepte sind zu großen Teilen sehr gut nachbackbar und alltagstauglich. Die Bilder finde ich sehr angenehm realistisch und der Praxistest war ebenfalls erfolgreich. Ein schönes Buch, was sich sehr gut im Regal eines jeden Backfreundes macht.

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Das Buch „Home baked“ von Yvette van Boven umfasst 380 Seiten, kostet 34 Euro und erschien bei Dumont.
Vielen Dank für die Bereitstellung als Rezensionsexemplar.