Geht es nach dem Lexikon des Science Fiction Films, dann hat Alfred Hitchcock tatsächlich einen SF-Film gedreht, denn in dem Nachschlagewerk ist sein Film Die Vögel aus dem Jahre 1963 verzeichnet. Ob diese Genrezuschreibung nun passt oder nicht, darüber kann man durchaus unterschiedlicher Meinung sein. Unstrittig ist jedoch, dass der Master des Supense vor diesem Film einen weiteren Meilenstein der Kinogeschichte schuf: Psycho. Autor Stephen Rebello hat ein Buch über die Entstehung dieses Films geschrieben und Regisseur Sacha Gervasis daraus einen sehr sehenswerten Film gemacht, der seit heute in den deutschen Kinos läuft.
Hitchcock ist nicht zuletzt deshalb bemerkenswert, weil er einen der berühmtesten Filmemacher selbst zu Filmfigur macht und Facetten dieses Menschen aufzeigt, die selbst Kenner seiner Filme bislang so nicht bewusst waren. Anthony Hopkins verkörpert Hitchcock als ein egomanisches Genie und übernimmt dessen Mimik und Körpergestik derart vorbildgetreu, dass die Grenzen zwischen dem Schauspieler und dem realen Hitchcock verwischen. Obwohl sich Alfred Hitchcock mit 60 Jahren bereits als feste Größe in der Filmwelt etabliert und eine Reihe wegweisender Werke auf die Leinwand gebracht hatte, stürzte sich der Regisseur nach Durchlesen des gleichnamigen Buches von Robert Bloch ohne große Überlegungen in sein neustes Großprojekt Psycho. Er kaufte die Rechte am Buch und versuchte so viele Kopien wie nur möglich aus den Buchläden des Landes zu entfernen, damit die Wirkung des schockierenden Finales für den Zuschauer erhalten bleiben konnte. Nach den ersten Vorbereitungen zu Psycho stellte Hitchcock Paramount sein neustes Projekt vor, wurde jedoch binnen kürzester Zeit vor die Tür gesetzt. Psycho mochte zwar im Rahmen einer literarischen Vorlage funktionieren, war für das Studio als Filmumsetzung jedoch einfach schier unvorstellbar und für das Publikum zudem viel zu brutal – die Finanzierung wurde verweigert. Hitchcock ließ sich von diesem Rückschlag jedoch nicht entmutigen und nahm kurzerhand eine Hypothek auf sein Haus auf, um den Film aus eigener Tasche finanzieren zu können. Ein riskantes Unterfangen, das sich am Ende allerdings rentieren sollte.
Dass dies gelang, verdankte Hitchcock, daran lässt der Film keinen Zweifel, vor allem seiner Frau Alma, überzteugend gespielt von Helen Mirren. Sie ist ihm nicht nur eine unterhaltsame und würdige Partnerin in spritzigen Dialoggefechten, sondern vor allem eine starke Frau, ohne die Hitchcock nie seine Ziele hätte erreichen können. Obwohl sie aufgrund des ungemein heiklen und riskanten Projekts vermehrt Sorgen und Existenzängste plagten, stand ihrem engstirnigen Gatten aber trotz zahlreicher Höhen und Tiefen tapfer zur Seite. Eine unverzichtbare Stütze, die Hitchcock durch die schwere Zeit half.
Hitchcock läuft seit dem 14. März 2013 in den deutschen Kinos.
Fotos: Coyright 20th Century Fox