Das lag für mich wohl größtenteils an der Protagonistin, die schon von Anfang an eine Antipathie ausstrahlt, die man kaum ertragen kann. Manja hat eine derart schwache Persönlichkeit, dass bitte niemand mehr sagen soll, Mädchen wären den Jungen weit voraus. Manja nämlich beweist das Gegenteil! Sie beweist, dass sie extrem unreflektiert handelt, unglaublich egoistisch und naiv ist und noch dazu eine der größten Mitläuferinnen ist, die mir in einem Jugendbuch jemals untergekommen ist. Vielleicht sind das harte Worte für ein sechzehnjähriges Mädchen und vielleicht liegt das daran, dass ich mit sechzehn nicht so war - also, rein charakterlich -, aber ich konnte ihr Handeln (und das nicht einmal im Bezug auf Drogen, sondern vielmehr ihr Umgang mit ihrem Umfeld) einfach zu keinem Zeitpunkt nachvollziehen und kann nicht verstehen, wie man so leichtgläubig und blind für das sein kann, was um einen herum geschieht. Aber gut, auch solche Figuren muss es geben, nur ich wurde mit Manja leider das ganze Buch über nicht warm.
Prinzipiell ist die Atmosphäre des Buches eher kühl und gibt sich distanziert - ein Element, das für ein Buch mit einem solchen Thema eher unangebracht ist. Überhaupt wirkt die Geschichte ziemlich oberflächlich, denn sie hakt niemals nach, noch geht sie auf irgendwelche Schicksale genauer ein, die dem Buch die nötige Substanz dann vielleicht doch hätten geben können. Dieses Buch wirkte stellenweise, als wäre es nur geschrieben, um zu zeigen, was für unschöne Folgen Gras haben kann, aber auf die Figuren an sich - ihren Charakter und ihr Leben - wurde kaum ein Fokus gelegt. Was ist beispielsweise mit Moritz' Eltern? Was gibt es über seine Vergangenheit zu wissen, dass er so ist, wie er nun einmal ist? Wie geht es mit Sophie und ihrer eventuellen Neigung weiter, war es überhaupt eine oder war das nur eine Phase? So zeigt sich auch das Ende sehr verschleiert - ebenfalls eine Tatsache, die bei einem solchen Buch einfach gar nicht geht. Es gibt keine Lösungsansätze, nichts, was hängen bleibt. Am Ende scheint es einfach nur, als wäre das alles doch sowieso nur ein Teil der Jugend, was es ja auch irgendwo ist, aber mir fehlt da einfach die Botschaft.
Schließlich schreibt man doch ein Buch, um der Welt etwas mitzuteilen - und gerade wenn es um Drogen geht, sollte man doch etwas mitteilen, aber "High Love" erzählt lediglich eine "Liebes"Geschichte und vom Kiffen und Grasbeschaffen. Ach - und wo wir bei der Liebesgeschichte wären: auch hier finde ich, dass man sie nicht so nennen kann, weil vielleicht eine Schwärmerei ist, aber keine Liebe. Manja betont eigentlich nur, wie toll Moritz aussieht und wie gut er riecht, aber mehr kann sie nicht über ihn sagen, was vermutlich daran liegt, dass an Moritz auch nichts anderes gut ist. Vielleicht soll diese beeinflussbare Protagonistin, die alles hinnimmt und erst am Ende beginnt zu hinterfragen - aber auch nur für zwei Seiten - schon die Botschaft sein, allerdings ist sie bei mir nicht angekommen und auch wenn mich das Buch für einige Stunden stellenweise unterhalten konnte, kann ich "High Love" einfach nicht weiterempfehlen.
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