Eine Liebesgeschichte zwischen einem 19-jährigen Jungen und einer 80-jährigen Dame, die Ähnlichkeiten mit dem grossen Werk "Romeo und Julia" von Shakespeare aufweist, darum geht es im weltberühmten Stück "Harold und Maude" von Colin Higgins.
Harold Chasen ist 19 Jahre alt, ist von der Schule geflogen und hat kein intaktes soziales Umfeld. Seine Lieblingsbeschäftigungen sind Besuche des Schrottplatzes und von Beerdigungen, sowie das Inszenieren von Selbstmorden - alles andere als ein gewöhnlicher Junge also. Doch Harold ist nicht der einzige Protagonist, der in Colin Higgins Werk nicht so recht in die Gesellschaft passen will. Maude ist eine 79-jährige alte Dame, die jedoch durch ihre Vitalität und Lebensfreude so manchen jüngeren Zeitgenossen vor Neid erblassen lässt. Sie reist viel, sie probiert viele verschiedene Dinge aus und scheut auch den Konflikt mit dem Gesetzt nicht, denn ihr einziges Ziel ist es, das Leben zu geniessen.
Durch ihr gemeinsames Hobby, das Besuchen von Beerdigungen, lernen sich Harold und Maude kennen. Maude ist es, die es als einzige schafft, Harold auf den richtigen Weg zu führen - etwas, dass alle Verwandten und Bekannten von Harold nicht geschafft haben. Sie zeigt Harold, dass das Leben aus mehr besteht als nur der Affinität zum Tode und dass es auch Spass machen kann.
Während den gemeinsamen Stunden blüht Harold richtig gehend auf, kommt aus sich heraus und versucht neue Dinge. Dadurch verändern sich auch seine Gefühle gegenüber Maude und er verliebt sich in sie. An Maudes 80. Geburtstag macht er ihr einen romantischen Antrag, den die alte Dame sehr zu schätzen weiss, doch sie hat sich entschieden, ihrem Leben mit einer Überdosis Tabletten ein Ende zu setzten. Harold versucht alles, um Maude, seine grosse Liebe, zu retten, doch es nützt alles nichts - Maude stirbt.Als Leser hat man nun das Gefühl, dass Harold es ihr ganz im Stile von Romeo nachmachen würde und ihr in den Tod folgt, doch hier weicht Higgins von der Vorlage Shakespeares ab. Harold nimmt sich nicht das Leben, sondern er verabschiedet sich von seiner alten Lebensform und will nun so leben, wie es ihm Maude vorgelebt hat. Maude hatte also dort Erfolg, wo der Rest der Gesellschaft versagte. Dies kann durchaus als Kritik an der damaligen Gesellschaft aufgefasst werden. Sinnbildlich für diese Kritik stehen Harolds Mutter, sein Onkel, Dr. Harley und Pfarrer Finnegan:Harolds Mutter Helen war nur auf den guten Ruf der Familie bedacht und war der Meinung, sie könne Harold mit einer arrangierten Ehe auf den richtigen Weg bringen. Doch sie scheitert damit genauso, wie Victor Ball, Harolds Onkel, der versuchte, den Jungen zu einer Karriere in der Armee zu überreden. Auch der Psychiater Dr. Harley wusste nicht, weshalb sich Harold nicht gemäss den Konditionen der Gesellschaft verhält und konnte ihm nicht helfen. Pfarrer Finnegan, der probierte Harold mit Hilfe der Religion zur Vernunft zu bringen, versagte ebenfalls - Familie, Armee, Wissenschaft und Kirche versagten also alle. All diese Personen sind Mitglieder der "perfekten Gesellschaft", der Gesellschaft wie sie im Buche steht, und dennoch haben sie alle versagt. Nur Maude, die so gar nicht in das Schema hineinpasst, konnte Harold helfen - eine sehr gute Idee von Higgins, die er mustergültig umgesetzt hat.
Das Werk besticht auch durch seinen Humor und seine Liebe zum Detail. So gibt es beispielsweise die Figur des Glaucus, der sich zur griechischen Mythologie hingezogen fühlt und ganz nach dem Vorbild von Sysiphus versucht, aus einem Eisblock eine Skulptur zu erstellen. Da er jedes Mal dabei einschläft, beginnt er jeden Tag von vorne. Oder auch die Idee von Maude, einen jungen Baum in der Stadt vor dem Ersticken zu retten ist äusserst amüsant, genauso wie die Schilderung der Verfolgungsjagd mit der Polizei oder der Vandalenakt von Maude in der Kirche.
"Harold und Maude" bietet also gute Unterhaltung und regt den Leser gleichzeitig auch zum Denken an - eine gelungene Kombination. (fba)
Bibliografische Angaben:
Titel: Harold und Maude (engl. Harold and Maude)Autor: Colin HigginsSeiten: 162Erschienen: 1971Verlag: PendragonISBN-10: 3865320740ISBN-13: 978-3865320742
Bewertung:
Harold Chasen ist 19 Jahre alt, ist von der Schule geflogen und hat kein intaktes soziales Umfeld. Seine Lieblingsbeschäftigungen sind Besuche des Schrottplatzes und von Beerdigungen, sowie das Inszenieren von Selbstmorden - alles andere als ein gewöhnlicher Junge also. Doch Harold ist nicht der einzige Protagonist, der in Colin Higgins Werk nicht so recht in die Gesellschaft passen will. Maude ist eine 79-jährige alte Dame, die jedoch durch ihre Vitalität und Lebensfreude so manchen jüngeren Zeitgenossen vor Neid erblassen lässt. Sie reist viel, sie probiert viele verschiedene Dinge aus und scheut auch den Konflikt mit dem Gesetzt nicht, denn ihr einziges Ziel ist es, das Leben zu geniessen.
Durch ihr gemeinsames Hobby, das Besuchen von Beerdigungen, lernen sich Harold und Maude kennen. Maude ist es, die es als einzige schafft, Harold auf den richtigen Weg zu führen - etwas, dass alle Verwandten und Bekannten von Harold nicht geschafft haben. Sie zeigt Harold, dass das Leben aus mehr besteht als nur der Affinität zum Tode und dass es auch Spass machen kann.
Während den gemeinsamen Stunden blüht Harold richtig gehend auf, kommt aus sich heraus und versucht neue Dinge. Dadurch verändern sich auch seine Gefühle gegenüber Maude und er verliebt sich in sie. An Maudes 80. Geburtstag macht er ihr einen romantischen Antrag, den die alte Dame sehr zu schätzen weiss, doch sie hat sich entschieden, ihrem Leben mit einer Überdosis Tabletten ein Ende zu setzten. Harold versucht alles, um Maude, seine grosse Liebe, zu retten, doch es nützt alles nichts - Maude stirbt.Als Leser hat man nun das Gefühl, dass Harold es ihr ganz im Stile von Romeo nachmachen würde und ihr in den Tod folgt, doch hier weicht Higgins von der Vorlage Shakespeares ab. Harold nimmt sich nicht das Leben, sondern er verabschiedet sich von seiner alten Lebensform und will nun so leben, wie es ihm Maude vorgelebt hat. Maude hatte also dort Erfolg, wo der Rest der Gesellschaft versagte. Dies kann durchaus als Kritik an der damaligen Gesellschaft aufgefasst werden. Sinnbildlich für diese Kritik stehen Harolds Mutter, sein Onkel, Dr. Harley und Pfarrer Finnegan:Harolds Mutter Helen war nur auf den guten Ruf der Familie bedacht und war der Meinung, sie könne Harold mit einer arrangierten Ehe auf den richtigen Weg bringen. Doch sie scheitert damit genauso, wie Victor Ball, Harolds Onkel, der versuchte, den Jungen zu einer Karriere in der Armee zu überreden. Auch der Psychiater Dr. Harley wusste nicht, weshalb sich Harold nicht gemäss den Konditionen der Gesellschaft verhält und konnte ihm nicht helfen. Pfarrer Finnegan, der probierte Harold mit Hilfe der Religion zur Vernunft zu bringen, versagte ebenfalls - Familie, Armee, Wissenschaft und Kirche versagten also alle. All diese Personen sind Mitglieder der "perfekten Gesellschaft", der Gesellschaft wie sie im Buche steht, und dennoch haben sie alle versagt. Nur Maude, die so gar nicht in das Schema hineinpasst, konnte Harold helfen - eine sehr gute Idee von Higgins, die er mustergültig umgesetzt hat.
Das Werk besticht auch durch seinen Humor und seine Liebe zum Detail. So gibt es beispielsweise die Figur des Glaucus, der sich zur griechischen Mythologie hingezogen fühlt und ganz nach dem Vorbild von Sysiphus versucht, aus einem Eisblock eine Skulptur zu erstellen. Da er jedes Mal dabei einschläft, beginnt er jeden Tag von vorne. Oder auch die Idee von Maude, einen jungen Baum in der Stadt vor dem Ersticken zu retten ist äusserst amüsant, genauso wie die Schilderung der Verfolgungsjagd mit der Polizei oder der Vandalenakt von Maude in der Kirche.
"Harold und Maude" bietet also gute Unterhaltung und regt den Leser gleichzeitig auch zum Denken an - eine gelungene Kombination. (fba)
Bibliografische Angaben:
Titel: Harold und Maude (engl. Harold and Maude)Autor: Colin HigginsSeiten: 162Erschienen: 1971Verlag: PendragonISBN-10: 3865320740ISBN-13: 978-3865320742
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