[REZENSION] "Hannes"

Cover
Die Autorin
Rita Falk, Jahrgang 1964, hat sich mit ihrer Provinzkrimiserie um den Dorfpolizisten Franz Eberhofer (Winterkartoffelknödel, Dampfnudelblues und Schweinskopf al dente) in die Herzen ihrer Leser geschrieben. Von sich selber sagt die Autorin, dass sie die schönste Zeit ihres Lebens in Oberbayern verbracht hat. Dort hat sie ihre Kindheit verbracht, wuchs bei der Oma auf. Dem ihr so vertrauten Landstrich ist Rita Falk auch als Erwachsene treu geblieben. Sie lebt heute in München. Rita Falk ist mit einem Polizisten verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.ProduktinformationLink zu Amazon
Gebundene Ausgabe: 208 Seiten
Verlag: Deutscher Taschenbuch Verlag (19. März 2012)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3423280018
ISBN-13: 978-3423280013
Größe und/oder Gewicht: 21,4 x 14,2 x 2,6 cm

Leseprobe
Quelle: dtv  *klick*
Die Geschichte...Seit fast einem Jahr liegt Hannes, Ulis bester Freund, nach einem Motorradunfall im Koma. Seitdem besucht Uli seinen Kameraden jeden Tag und erzählt ihm, was er jeden Tag erlebt, welche Gedanken ihm durch den Kopf gehen und warum Hannes unbedingt schnell wieder gesund werden muss...
Meine Meinung:
Seit Kossis Video zu diesem Buch wollte ich unbedingt "Hannes" lesen und mir selbst eine Meinung zu dem hochgelobten Werk machen. Der Prolog startet mit dem Jahrestag des Unfalls, die eigentliche Geschichte beginnt im März und endet im darauffolgenden Februar. Der Schauplatz liegt irgendwo in Bayern, obwohl er für die Geschichte gar nicht weiter wichtig ist.
Hannes Ellmeier und Uli Vorholzner sind beide 21 und seit Kindertagen beste Freunde. Während Hannes im Krankenhaus im Koma liegt, arbeitet Uli als Zivi in einem Heim, das er liebevoll "Vogelnest" nennt. Täglich besucht Uli seinen Kumpel im Krankenhaus, liest ihm Sportberichte vor, erzählt ihm über seinen Alltag im Vogelnest, über diverse Kindheitserlebnisse und massiert ihm sogar die Finger... Man erfährt über Uli und Hannes wenig Äußerlichkeiten - hier geht es sofort in die Tiefe und ebenso facettenreich und realistisch wirken die Protagonisten, die mit allerlei Ecken & Kanten sowie Macken versehen wurden. Die mitwirkenden Nebenfiguren wie die gemeinsamen Freunde Kalle, Rick, Brenninger und Nele, die Vogelnest-Patienten Frau Stemmerle sowie der junge Florian, der nicht spricht, die toughe Schwester Walrika und die aufreizende Psychologin Iris Redlich wurden reizvoll gestaltet und fügen sich harmonisch in die Handlung ein.
Rita Falk, die mir eigentlich nur durch ihre Regionalkrimis bekannt war, hat hier ein trauriges Thema unterhaltsam verpackt. Ulis trockener Humor und die Tatsache, dass er die Hoffnung nicht aufgibt, dass Hannes aus dem Koma erwacht, machen "Hannes" zu etwas Besonderem. Es gibt viele traurige, aber auch etliche witzige und gefühlvolle Szenen, die diesen Roman so abwechslungsreich wie eine Achterbahnfahrt machen.
Ich-Erzähler Uli schreibt in "Hannes" die vergangenen Ereignisse nieder. Er erzählt seinem komatösen Freund über alltägliche Sachen, was er im "Vogelnest", dem Heim für Menschen mit psychischen Erkrankungen, erlebt, über seine Liaison mit der Heim-Psychologin und wie sehr er Hannes vermisst und hofft, dass er bald wieder aufwacht. Dadurch kommen viele verschiedene Emotionen zum Tragen, wodurch man beim Lesen abwechselnd Lachen und Weinen muss.
Rita Falke präsentiert in "Hannes" einen wahnsinnig feinfühligen, emotionsgeladenen Schreibstil, der mich sehr angesprochen hat. Durch die "Tagebuch-Form" lässt sich dieser Roman allerdings nicht ganz so schnell lesen, wie das bei einem Buch mit "normaler" Erzählform der Fall ist - zumindest ist das bei mir so, was aber der Unterhaltung keinen Abbruch tut.
FAZIT:
"Hannes" ist ein Buch, das einem unter die Haut geht und zum Nachdenken anregt. Und man wünscht sich auf alle Fälle so einen Freund wie Uli, der zu seinem besten Kumpel in guten wie in schlechten Tagen steht und verzweifelt dafür kämpft, dass Hannes endlich aufwacht. In "Hannes" vereinen sich eine originelle Idee samt wunderbarer Umsetzung, große Gefühle, interessante Charaktere sowie eine sensible Schreibweise zu einem großartigen Roman. Auch wenn der Lesefluss durch die Tagebuch-Form hin und wieder ein wenig ins Stocken gerät, hat mich dieses außergewöhnliche Werk so begeistert, dass ich gefühlvolle 5 (von 5) Punkte vergebe.
ZITAT Seite 12/13:
Freitag, 31.03.: "Mensch, Hannes, das Frühjahr beginnt und du liegst da und rührst dich nicht. Als ich heut früh mit dem Radl heimgefahren bin, hat es schon überall nach Frühling gerochen. Und du weißt ja, ist der Frühling erst da, ist der Sommer nicht mehr weit. Und das wäre der erste Sommer für mich seit einundzwanzig Jahren, den ich ohne dich verbringe. Mir graust davor."

ZITAT Seite 26:

Samstag, 08.04.: "Du, Hannes, es wär jetzt schön, wenn du langsam wieder werden würdest. Es ist nicht das Gleiche ohne dich."
 


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