Zugegebenermaßen sind historische Romane nicht das, was ich sonst so lesen würde (zumal „Grave Mercy“ ja durchaus auch phantastische Elemente beherbergt!) – nach diesem Buch aber könnte ich mir vorstellen, mal in einen richtigen Roman mit historischem Setting reinzuschnuppern, denn Grave Mercy hat mich von vorne bis hinten überzeugt. Und das obwohl die Geschichte seitenlang sehr politisch ist, über Strategien und Intrigen berät. Doch gerade dieser Handlungsstrang hat mich unheimlich interessiert und an den Seiten kleben lassen, zumal es nicht so ist, dass die Geschichte nur so dahinplätschern würde – viel mehr geschieht auf jeder Seite eine neue Wendung, ein schlimmer Schicksalsschlag oder eine schlechte Nachricht, sodass man durchweg fasziniert ist. Auch moralische Fragen und Problematiken werden (indirekt) angesprochen, sodass das Buch definitiv auch zur Tiefgründigkeit neigt – jedoch auf eine unaufdringliche und unterschwellige Art und Weise.
Leise, sanft und überraschend entwickelt sich auch die Liebesgeschichte, die zwar durchaus vorhanden und auch sehr romantisch und einfühlsam ist, insgesamt aber eine vergleichbar kleine Rolle einnimmt. Angenehm und nicht aufdringlich bekommt man so immer mal wieder kleine „Liebeshäppchen“ hingeworfen, die für eine vielschichtige Handlung sorgen. Durch die vielen Überraschungen und Wendungen wird die Spannungskurve konstant aufrecht erhalten, folgt aber insgesamt doch einer ruhigen Atmosphäre, sodass man zwischendurch erst einmal alles ein wenig sacken lassen kann. Besonders die liebevoll ausgearbeiteten Details haben es mir angetan. Es sind diese Kleinigkeiten, wie Informationen über die verschiedenen Gifte, geschichtliche Hintergründe, aber auch Informationen über die verschiedenen Figuren, so unwichtig sie auch erscheinen mögen, die die Geschichte derart greifbar und glaubwürdig machen konnten. Die mittelalterliche Stimmung wird nie unterbrochen, spiegelt sich in der Mann/Frau Beziehung, in der Art zu reden und generell in dem Verhalten der Menschen wieder.
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