[Rezension] Goldmarie auf Wolke 7 (Gabriella Engelmann)

Gabriella Engelmann: Goldmarie auf Wolke 7

[Rezension] Goldmarie auf Wolke 7 (Gabriella Engelmann)Ich mag Märchen UND ich mag Autoren, bei denen ich spüre, sie beziehen ihre Leser in ihre Arbeit unmittelbar ein. Gute Voraussetzungen sich diesem Buch von Gabriella Engelmann zu widmen? Definitiv!
Den begeisterten Einschätzungen zu diesem modernen Märchen konnte ich mich natürlich im Vorfeld nicht entziehen. Im Gegenteil, sie schürten meine Neugier.
Nun, nachdem ich förmlich durch dieses hübsche "Märchenbuch" geflogen bin, darf ich mit absoluter Sicherheit feststellen, ich mag Märcheninszenierungen, die durch Originalität und den Sinn für filigrane Ausgestaltung brillieren. Rundum gelungen und fabelhaft schimmernd!


~ Rezension ~

Mit der nahenden Weihnachtszeit scheint es das Jahr noch einmal gut zu meinen mit Marie Goldt. Durch Zufall bekommt sie einen Job im märchenhaften Laden Traumzeit, bei dem ihre von einer magischen Aura umgebene Chefin - liebevoll Frau Holle genannt - ihr mit Rat und Tat zur Seite steht. Außerdem trifft Marie auf den charismatischen Dylan, in dessen Gegenwart sie sich pudelwohl fühlt. Wenn da nur nicht diese ständigen Ohnmachtsanfälle, die Reibereien mit ihrer miesepetrigen Stiefschwester Lykke und die traurigen Gedanken an ihren verstorbenen Vater wären! Doch schon bald rotiert das Schicksalsrad ungewohnt schnell und katapultiert Marie und ihre Familie in ein anderes Hier und Jetzt.

Eine zauberhafte Neuinszenierung des Märchens Frau Holle ist Gabriella Engelmann mit Goldmarie auf Wolke 7 gelungen. Dabei schneiderte die Autorin ein himmlisches neues Gewand für die wohl bekannten Charaktere und passte diese mit Fingerspitzengefühl und Gespür für das Interesse der Zielgruppe in die moderne Großstadtkulisse Hamburgs ein.

Die jugendlichen Protagonisten - allen voran Marie und Lykke - bieten dem (jungen) Leserpublikum die Möglichkeit an lebensechten Sorgen, Entscheidungen, Sehnsüchten teilzuhaben. Hierzu gestaltete Gabriella Engelmann ihre Charaktere sehr markant und insbesondere recht gegensätzlich aus, wobei das Klassische einer Schwesterbeziehung stets nachzuvollziehen bleibt.

Für die wonnige Prise Magie und Stoff, aus dem Märchen gemacht sind, sorgen hier auf Erden Nives und als Märchenfiguren die Feenkönigin und ihre Priesterin in einer Welt, die an das Gute und Hoffnungsvolle glaubt.

Mir hat das Verflechten von "ganz normaler" Realität, traditionellem Märchenkult und schimmernder Neugestaltung wahrhaftig zugesagt. Scheinbar federleicht entführt die Autorin uns aus dem Trott des Alltäglichen und lädt ein, das Zauberhafte auch in unseren Gewohnheiten zu sehen.

Sehr gefühlsbetont und ohne großartige Umschweife wird die Geschichte im Wechsel aus den Perspektiven der Schwestern erzählt, wodurch die Handlung an Dynamik gewinnt. Sanftmütigkeit und Zielstrebigkeit werden an den Leser dann in den Passagen herangetragen, in welchen die Feenkönigin zum Zuge kommt. Das Potpourri der Erzähler verleiht der Geschichte Glanz und Strahlkraft und bereichert durch eine deutlich spürbare Entwicklung der Protagonisten.

Mit viel Esprit, Eigensinn und Energie verdeutlicht dieses (Jugend-) Buch auf sympathische und eingängige Weise, dass es sich lohnt nach Glück, Liebe und Zufriedenheit Ausschau zu halten, sich etwaigen Widrigkeiten zu stellen und sich hin und wieder vom Leben selbst überraschen zu lassen. Ein Märchen, das schweben lässt und dabei den Wert des Lebens - ohne moralisch zu erscheinen - unterstreicht.

FZIT: Charmant. Träumend. Pfiffig.



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