Rezension: Germania von Harald Gilbers

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Germania“Germania” ist der Debütroman von Harald Gilbers. Der Krimiautor wurde 1969 geboren, studierte Anglistik und Geschichte, arbeitete als Feuilleton-Redakteur beim Fernsehen und wurde später Theaterregisseur. Neuerdings versucht er sich im Genre des Kriminalromans. Erfolgreich: sein Debüt ist für den Friedrich-Glauser-Preis 2014 nominiert.

Inhalt

In der zerbombten Reichshauptstadt macht ein Serienmörder Jagd auf Frauen und legt die verstümmelten Leichen vor Kriegerdenkmälern ab. Alle Opfer hatten eine Verbindung zur NSDAP. Doch laut einem Bekennerschreiben ist der Täter kein Regimegegner, sondern ein linientreuer Nazi. Der jüdische Kommissar Richard Oppenheimer, einst erfolgreichster Ermittler der Kripo Berlin, wird von der Gestapo reaktiviert. Für Oppenheimer geht es nicht nur um das Überleben anderer, sondern nicht zuletzt um sein eigenes. Womöglich erst recht dann, wenn er den Fall lösen sollte. Fieberhaft sucht er einen Ausweg aus diesem gefährlichen Spiel.

Meine Meinung

Der Krimi „Germania“ war für mich in mehrerer Hinsicht etwas Neues: zum einen ist es das Debüt eines neuen Autors. Harald Gilbers hat als Theaterregisseur und ehemaliger Feuilleton-Redakteur allerdings schon vorher gezeigt, dass er gut erzählen und sein Publikum fesseln kann. Zum anderen kannte ich noch keinen expliziten Krimi, der im 2. Weltkrieg spielt. Die Darstellung der Atmosphäre in Berlin 1944, das unter britischen Bomben und Lebensmittelknappheit leidet, finde ich authentisch und sehr interessant zu lesen. Während manche auf den Endsieg hoffen und ihre Privilegien genießen, erwarten andere die Invasion der Alliierten. Allen gemeinsam ist die große Unsicherheit, was die Zukunft bringt. Das gilt besonders für die Hauptperson, Kommissar Richard Oppenheimer, der als Jude nicht mehr im Polizeidienst sein kann, wegen seiner arischen Frau aber noch nicht deportiert wurde und in einem Judenhaus lebt. Da er ein erfahrener Kommissar ist, wird er von SS-Hauptsturmführer Vogler zu den Ermittlungen hinzugezogen. Dieses ungleiche Gespann macht die Geschichte besonders reizvoll und die Kommunikation der beiden ist von Harald Gilbers gekonnt dargestellt. Auch die Nebencharaktere sind authentisch gezeichnet, seien es SS-Leute oder Bewohner des Judenhauses, Jungs der Hitlerjugend oder Ausgebombte, junge Frauen, die ihr Lebensglück suchen oder Verzweifelte, deren Leben zerbrochen ist. Der Fall an sich und seine Aufklärung folgt den Regeln klassischer Krimis: es werden Beweise gesammelt, ausgewertet, Spuren nachgegangen, Zeugen befragt. Dabei stellt der Autor interessante Schauplätze wie ein Lebensborn-Heim und ein Bordell für SS-Angehörige vor, aber auch die Arbeit einer Ärztin im Untergrund.

Fazit

In „Germania“ hat Harald Gilbers die spannende Suche nach einem Serienmörder in ein historisch interessantes Umfeld eingebettet: Berlin 1944. Ich vergebe 5 von 5 Punkten und eine Leseempfehlung für einen Krimi, der neben der Tätersuche einen tiefen Einblick in das Lebensgefühl des dritten Reichs gibt.

5sterne

Info

  • Deutscher Titel: Germania
  • Autor: Harald Gilbers
  • Verlag: Knaur
  • Erscheinungstermin: 1. November 2013
  • Seiten: 544
  • ISBN: 978-3426513705
  • Preis: 9,99 Euro
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