Erscheinungstermin: März 2011
Autorin: L. J. Adlinngton
Verlag: Carlsen
Preis: 6,95 € (Taschenbuch)
Seiten: 192
ISBN-10: 3551375909
Originaltitel: The Diary of Pelly D
Meine Bewertung
Inhalt (Klappentext): „Pelly lebt auf dem Planeten “Home for Home” wie im Paradies. Ihr Leben dreht sich nur um Klamotten, Partys und Jungs. Doch das ändert sich, als ein Gen-Tattoo eingeführt wird und man Pelly aufgrund ihrer Gene als “Galrezi” einstuft. Denn eine winzige DNA-Abweichung macht die Galrezi zu perfekten Sündenböcken für die Probleme des Planeten – die plötzlich immer größer werden. Man beginnt sogar, sie zu deportieren. Eines Tages bricht auch Pellys Tagebuch abrupt ab…“
Meine Meinung: Ausnahmsweise habe ich keine eigene Inhaltsangabe formuliert, sondern den Klappentext des Buchs verwendet. Und zwar aus einem einfachen Grund. Der Klappentext war der ausschlaggebende Punkt, warum ich das Buch unbedingt lesen wollte. Ich bin ein riesiger Fan von Zukunftsromanen und der Inhalt deutete an, dass ‘Gen-Tattoo’ genau in dieses vielversprechende Schema passt. Von den bisher eher mäßigen Bewertungen wollte ich mich nicht abschrecken lassen. Doch leider kann ich mich den negativen Stimmen nur anschließen.
Das Buch beginnt mit Toni V, der während seiner Arbeit das Tagebuch von Pelly D findet und fortan darin liest. An dieses Schema passt sich auch der Aufbau des Buchs an. Die Perspektive wechselt zwischen Toni und den Tagebucheinträgen von Pelly. Im Grunde ist an diesem Stil nichts auszusetzen, im Gegenteil, er hätte sehr fesselnd und abwechslungsreich sein können. Doch im Laufe des Lesens hat sich für mich immer mehr herauskristallisiert, dass diese beiden Sichtweisen sich weder ergänzen, noch aufeinander aufbauen, sodass sie mehr als zusammenhangslos wirkten. Toni während seiner Arbeit und des Lesens zu beobachten, hat mir persönlich keinerlei Reiz geboten. Seine Gedanken waren für mich an keiner Stelle spannend oder emotional. Sie zogen sich viel mehr in die Länge und waren überwiegend nicht nachvollziehbar. Angefangen damit, dass Toni lediglich aufgrund der Tagebucheinträge Pellys Gefühle für das Mädchen zu entwickeln scheint und sogar eifersüchtige Gedanken äußert, wenn Pelly schreibt, sie würde sich mit einem Jungen treffen. Davon abgesehen, dass ich nicht nachvollziehen kann, wie man nur durch das Lesen eines Tagebuchs solche Gefühle aufbauen kann, war mir von Anfang schleierhaft, wie Toni gerade zu Pelly eine solche Verbindung aufbauen konnte. Denn Pelly ist mit Abstand die unsympathischste Figur, die mir je in einem Buch untergekommen ist. Wenn in der Inhaltsangabe davon die Rede ist, dass sich Pellys Leben um Klamotten, Partys und Jungs dreht, dann ist somit eigentlich schon alles Erwähnenswerte über diese Figur geäußert worden. Oder anders ausgedrückt; dadurch, dass Pelly in ihren Tagebucheinträgen mit großer Mehrheit NUR über solch (für mich) nichtige Lebensgegenstände schreibt, bleibt die weibliche Protagonistin nicht nur unwahrscheinlich blass gezeichnet, sondern erweckt durchgehend einen oberflächlichen und unausstehlichen Eindruck. Eine emotionale Ebene bleibt bei Pellys Darstellung komplett aus, sodass es mir während des Lesens absolut nicht möglich war, eine Verbindung zu dieser Figur aufzubauen. Teilweise ist es sogar so weit gegangen, dass ich das Gerede Pellys nicht mehr ertragen konnte und die Sätze nur überflogen habe. So etwas kommt bei mir nur äußerst selten vor.
Pellys Oberflächlichkeit hat sich auch im Schreibstil bzw. in der Sprache ihrer Tagebucheinträge wiedergespiegelt. Anstatt, dass die Autorin für das Wort ‘und’ tatsächlich ‘und’ schreibt, fertigt sie den Leser jedes Mal mit einem ‘&’-Zeichen ab. Das mag in manchen Augen ein Hingucker sein, sodass sich die Geschichte von anderen abhebt, für mich ist es jedoch nur ein weiterer Kritikpunkt, der mich gestört hat.
Was mich aber bei der Geschichte am meisten gestört hat, ist, dass ich während des Lesens ununterbrochen das Gefühl hatte, bei ‘Gen-Tattoo’ würde es sich um den zweiten Teil einer Reihe handeln. Sowohl in den Tagebucheinträgen, als auch in den Passagen aus Tonis Sicht, wird mit Informationen bezüglich des Planten nur so um sich geworfen. Erklärungen finden gar nicht statt. Es machte fast den Eindruck, als setze die Autorin die Informationen ihrer eigens erschaffenen Welt als selbstverständlich voraus. Aus diesem Grund ist es mir unheimlich schwer gefallen, in die Geschichte einzutauchen. Ich habe schlicht nicht verstanden, wovon die Figuren überhaupt reden. Das hatte auch zur Folge, dass die Idee der Zukunftsvision an mir völlig vorbei gegangen ist und für mich jeglichen Reiz verlor.
Fazit: Der Klappentext zu ‘Gen-Tattoo’ ist einer der Fälle, bei denen beim Leser völlig falsche Erwartungen geweckt werden. Die Inhaltsangabe versprach eine äußerst vielversprechende Geschichte, mit dystopischen Science-Fiction-Elementen. Diese kommen sicherlich auch während der Handlung vor, werden für den Leser aber alles andere als verständlich und fesselnd umgesetzt. Die unausgereiften und oberflächlichen Charaktere tun ihr übriges, sodass mich ‘Gen-Tattoo’ leider sehr enttäuscht hat.