Die Thematik von "Gelöscht" erfindet das Rad eigentlich nicht wirklich neu. Zwischenzeitlich erinnerte mich das ganze leicht an eine Mischung aus "Die Verratenen" von U. Poznanski und "Skinned" von R. Wasserman, aber trotz der ähnlichen Schiene, die "Gelöscht" fährt, hat die Autorin eine ganz eigene Welt geschaffen, die glaubwürdig und bedrückend wirkt. Womöglich liegt das gerade daran, dass man in diesem ersten Teil recht wenig über die Situation der Stadt und der Regierung erfährt, sondern - ebenso wie Kyla - direkt ins Geschehen hineingeworfen wird und sich fühlt, wie ein Kind, das gerade erst zu sprechen lernt. Hintergrundinformationen gibt es wenig und auch sonst geht man in diesem Buch ziemlich spärlich mit ihnen um - die wenigen Häppchen, die die Autorin jedoch ab und zu streut, reichen aus, um die Spannung konstant zu halten und meine Neugierde zu entfachen.
Was der Autorin besonders gut gelungen ist, ist das Verwischen der Grenzen. Schwarz und Weiß vermengen sich zu einem facettenreichen, grauen Klumpen; was gut sein sollte scheint schlecht zu sein und was zuerst böse wirkt nimmt schließlich eine ganz andere Wendung. Doch auch andere Problematiken spielen eine Rolle, wie beispielsweise das Spielen mit Identität und Menschlichkeit. Zwischen den Zeilen erahnt man die Frage danach, ob geslatete Menschen wirklich Menschen sind
Wo wir gerade beim Ende sind - da ging einiges dann doch ziemlich schnell und der Leser wird nicht nur mit dem ernüchternden Satz "Ende des ersten Bandes", sondern auch mit einem Fragenkatalog zurückgelassen, der ungefähr so dick wie das gesamte Buch erscheint. Es ist schade, dass es auf den letzten fünfzig Seiten plötzlich so zur Sache ging, während anfangs doch alles so ruhig verlief. Hier hat mich auch der männliche Gegenpart Ben sehr überrascht, der eigentlich sehr blass wirkte und plötzlich ein wenig zu farbübersättigt wirkte. In dem Fall bin ich absolut auf den zweiten Band gespannt, der hoffentlich etwas mehr Licht ins Dunkel bringt, zumindest auf ein paar Fragen Antworten hat und womöglich sogar noch rasanter als der erste Band wird.
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Für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars bedanke ich mich sehr herzlich bei