[Rezension] Gayle Forman, Wenn ich bleibe

Von Philialibri
Originaltitel: If I stayOriginalverlag: Dutton, New York 2009Aus dem Amerikanischen von Alexandra ErnstGebundenes Buch mit Schutzumschlag, 272 SeitenISBN: 978-3-7645-0351-2€ 16,95 [D] | € 17,50 [A] | CHF 29,90Blanvalet
Inhalt (lt. Rückentext):"Hör mir gut zu", sagt Adam mit einer Stimme, die schaft klingt. Jetzt öffne ich die Augen weit. Ich setze mich auf, so gut ich kann. Und höre zu. "Bleib hier."Mia muss sich entscheiden: Soll sie bei ihrem Freund Adam und ihrer Familie bleiben - oder ihrer großen Liebe zur Musik folgen und mit ihrem Cello nach New York gehen? Was, wenn sie Adam dadurch verliert? Und dann ist von einer Sekunde auf die andere nichts mehr, wie es war: Auf eisglatter Fahrbahn rast ein Lkw in das Auto, in dem Mia sitzt. Mit ihrer Familie.Sie verliert alles und steht vor der einzigen Entscheidung des Lebens: bleiben oder gehen?
Zum Buch:Mia ist 17 Jahre alt und glücklich. Sie hat eine liebevolle Familien und einen wundervollen Freund, der sie so nimmt, wie sie ist. Doch das ändert sich von einen Tag auf den anderen: Ein Autounfall nimmt Mia die Familie und versetzt sie selbst ins Koma. Nun muss Mia entscheiden, was ihr wichtiger ist - mit ihrer Familie vereint zu sein, oder das Geschenkt des Lebens annehmen.
Rezeption:Einfach umwerfend schön und niederschmetternd traurig! Eine Reise durch die wirklich wichtigen Dinge des Lebens: Liebe und Familie, Bleiben oder Gehen. Gayle Forman wartet mit allen Registern auf und stellt sicher, dass kein Leserherz unberührt bleibt - ein Buch, das man besser gleich mit einer Packung Taschentüchern verkauft.
Die Ausgangssituation allein ist schon die Albtraum-Vorstellung vieler, denn letztendlich geht es doch immer um die Familie in ihren vielen verschiedenen Formen. Am Anfang des Roman steht der schreckliche Unfall, bei dem drei Leben ausgelöscht und zwei zerstört werden. Von da an arbeitet sich die Autorin einfühlsam und doch unerbittlich durch die einzelnen wichtigen Stationen von Mias Leben. Immer wieder wird dem Leser Mias Familie näher gebracht - ich selbst musste oft über die eine oder andere Erzählung lächeln - nur um dann mit aller Macht daran erinnert zu werden, dass dieses Glück zerstört ist. Ist allein schon der Unfall schlimm genug, machen es die Rückblenden noch furchtbarer. 
Die eine konstante Frage ist immer die: Soll Mia gehen oder bei den Menschen bleiben, die immer noch für sie da ist. Je weiter die Geschichte fortschreitet, desto größer das Dilemma. Dem Leser wird bewusst, was Mia schon lange weiß: Es wird unendlich hart sein, ohne Eltern und Bruder weiterzuleben. Aber es gibt auch unendlich vieles, für das es sich weiterzuleben lohnt. Mias Freund Adam, ihre Großeltern, ihre Freunde.
Besonders interessant ist Mias Form der Wahrnehmung. Sie liegt im Koma auf der Intensivstation des Krankenhauses, die Haupthandlung spielt sich etwa im Rahmen von 24 Stunden ab. Dennoch erlebt Mia die Reaktionen ihrer Liebsten mit - denn sie erlebt alles als Geist, losgelöst von ihrem Körper.Was hier vielleicht ein wenig fantastisch klingen mag, ist es in Wirklichkeit gar nicht. Es gibt genug Berichte von dieser Art von Wahrnehmung - ich selbst hatte auch ein ähnliches Erlebnis, als ich nach einer Operation aus der Narkose aufgewacht bin. Und dabei steht Mias Existenzform weniger im Vordergrund als die Dinge, die sie beobachtet und die Fragen, die sie sich stellen muss.
Eine ganz große Geschichte, die ganz leise daherkommt und von Personen jeden Alters gelesen werden kann. Und eine ganz große Botschaft darüber, was Familie eigentlich ist.

Danke an
Anmerkung:
Gayle Forman hat eine Fortsetzung zu "If I Stay" geschrieben, die April 2011 unter dem Titel "Where She Went" erscheinen wird.