Das alles macht "Fünf Regeln für mein zuckersüßes Leben" aber definitiv nicht zu einem schlechten Buch; ganz im Gegenteil: Es ist einfach ganz anders, als Cover und Titel vermuten lassen, auch wenn die Geschichte natürlich auch ihre zuckersüßen Momente hat. Was mir aber zuerst einfällt, wenn ich daran zurückdenke, wäre "schräg". Oder durchgeknallt. Vielleicht auch ein bisschen asozial - zumindest, was Abbys Familie angeht. Die Geschichte beginnt nämlich reichlich merkwürdig, was vor allen Dingen die ziemlich fragwürdigen Familienverhältnisse betrifft, die man so gar nicht richtig glauben will, mausert sich aber schon bald (gerade auch wegen eben dieser Verhältnisse) zu einer guten Geschichte, die durchaus auch Tiefe beweist und sich mit schwerwiegenderen Problemen beschäftigt, als man gedacht hätte.
Ein großes Thema der Geschichte sind Familien - Abbys Familie um genau zu sein und auch wenn du jetzt denkst, deine Familie wäre schlimmer: Lies dieses Buch, dann wirst du vermutlich dankbar sein, dass du nicht Abby bist. Mit einer Hippiemutter, die sich zum dritten Mal scheiden lässt und ziemlich egoistisch ist, zwei älteren Schwestern, die eine schwanger, die andere schon mit Kind und immer noch zu Hause wohnen, ist das Abbys Leben nicht unbedingt einfach. Sie scheint die einzig Normale der Familie zu sein und darf sich um alles kümmern - auch um das Kind ihrer Schwester, weil diese viel zu sehr damit beschäftigt ist, alles in ihr Bett zu zerren, was nicht bei Drei auf dem Baum ist. Abby an sich ist eine sympathische Figur, der man aber anmerkt, dass sie nicht wirklich weiß, wo sie hingehört und was sie eigentlich will. Nur eins weiß sie: Sie will nie so werden, wie ihre Familie und gerade mit dieser Angst beschäftigt sich die Geschichte.
Doch auch andere Themen finden einen Platz in der Geschichte - und das nicht einmal einen kleinen. Gerade Homosexualität spielt eine große Rolle und wird kritisch behandelt. Cody, der schwul ist, sich aber noch nicht geoutet hat, wird von allen Seiten gehänselt und schafft es nicht, zu seiner Neigung zu stehen. Hier hätte ich mir allerdings noch ein wenig mehr Ausarbeitung gewünscht, da nicht erklärt wird, wie sein Leben weitergeht und wie seine Familie damit umgeht. Die ist übrigens im Gegensatz zu Abbys Familie ziemlich spießig und so
Handlungstechnisch ist die Geschichte eher durcheinander. Sie folgt keinem roten Faden, sondern läuft eher (wie das Leben selbst eben) irgendwohin und verliert sich dort, was zeitweise zu wenig Spannung führt, andererseits aber auch eine gewisse Natürlichkeit aufrecht erhält und größtenteils unvorhersehbar ist (außer im Bezug auf Jackson natürlich!). Insgesamt dreht sich die Geschichte darum, dass Abby lebt und auf der Suche nach ihrem Gegenstück ist, obwohl das so extrem gar nicht thematisiert wird - nur das Abby an ihren Regeln festhält. Positiv an der Geschichte empfand ich auch die Tatsache, dass Teenager endlich mal glaubhaft dargestellt werden. Keiner ist hier perfekt, es wird Alkohol getrunken und von Sex geredet. In der Hinsicht ist die Geschichte glücklicherweise ziemlich direkt und orientiert sich an einer realen und keiner fiktiven Jugend.