Rezension: Flug der Träume - Ariel Lawhon

Von Niwa

© Fischer Verlag

Flug der Träume| Ariel Lawhon |

Verlag: Fischer Verlag 2017

Seiten: 512 ISBN: 9783596296743

MEINE BEWERTUNG 

-Historischer AbsturzIm Mai 1937 hebt das Luftschiff ‚Hindenburg` in Frankfurt ab. Niemand der 97 Personen an Bord ahnt, dass es die letzte Reise des beeindruckenden Zeppelins ist. 
"Flug der Träume" bedient sich einer realen Katastrophe, die Ende der 1930er-Jahre über die Leinwände flimmerte. Denn am 6. Mai 1937 ist das Luftschiff ‚Hindenburg‘ beim Landeanflug auf Lakehurst vor laufenden Kameras explodiert. Nach wie vor wirft dieses Desaster der Luftfahrt Fragen auf, auf die es bis heute keine Antworten gibt.

Ariel Lawhon geht diesen Fragen in Form ihres historischen Romans auf den Grund und widmet sich der dreitägigen Luftreise von Deutschland in die USA. Zwar kann die Autorin das Geheimnis nicht lüften, dennoch entwirft sie ein Szenario, das gleichzeitig spannend und gefühlvoll zu lesen ist.

Dabei stellt sie reale Passagiere und Crew-Mitglieder vor, und man denkt, es könnte genauso gewesen sein.

Meine Lieblings-Charaktere sind eindeutig Max und Emilie:

Max ist Navigator des Zeppelins und weiß das Luftschiff durch Nebel und schlechte Wetterlagen zu manövrieren. Er ist unsterblich in Emilie verliebt, und hofft sehr, dass sie diese Gefühle erwidert. Außerdem ist er ein stolzer Mann, der sein Offiziersgehabe schon gerne mal seiner angebeteten Emilie zuliebe vergisst. 

Emilie ist Stewardess an Bord der Hindenburg. Sie ist eine Frau, die mitten im Leben steht, und als Pionierin der Luftfahrt eingeht. Denn sie ist nicht nur das einzige weibliche Besatzungsmitglied, sondern sogar die Erste ihres Geschlechts, die eine solche Position ergattert hat. Nebenher hat sie ein geheimes Päckchen zu tragen, ist Hals über Kopf in Max verliebt, will es sich aber nicht eingestehen, und hat zudem alle Hände voll mit den Passagieren zutun.

Emilie und Max zeichnen sich durch spritzige, kesse und witzige Dialoge aus, die einem schon die Schamesröte ins Gesicht treiben - wenn man an das Jahr 1937 denkt. Ich liebe das Geplänkel der beiden, und ihren schneidigen Ton ohne Rücksicht darauf, wer in Hörweite steht.

Werner ist das kleinste Mitglied der Crew und wird als Kabinenjunge eingesetzt. Obwohl er in 

seiner jungenhaften Gestalt unscheinbar wirkt, ist er laufend mitten im Geschehen, weil er von allen Besatzungsmitgliedern über die Maße beansprucht wird.

Die Journalistin Gertrud ist mit ihrem Ehemann als Passagier unterwegs. Diese Frau ist ein heißer Feger, an dem man sich schon einmal die Finger verbrennt. Mit ihrem losen Mundwerk hat sie sich schon um ihren Journalisten-Ausweis gebracht, trotzdem denkt sie nicht dran, ihre Neugier zurück zu halten. Meiner Meinung nach handelt es sich bei Gertrud um eine bemerkenswerte Person, die in ihrem durchtriebenen Wesen immer die Nase in die Belange anderer steckt. Sie ist äußerst berechnend und liefert sich mit ihrem Mann so manches liebevolle Wortgefecht, von denen ich kaum genug kriegen konnte.

Der Amerikaner ist die geheimnisvollste Figur an Bord. Er ist ein Mann, der sich ungeniert auf dem Zeppelin bewegt, Passagiere und Besatzung beobachtet, und sein ganz eigenes intrigantes Süppchen kocht.

Mit dem Amerikaner konnte ich weniger anfangen und seine Rolle ist für mich der Kritikpunkt am Roman. Manches Mal konnte ich seinen Absichten nicht folgen, und war mir unsicher, warum er so handelt, wie er eben gehandelt hat. Zwar bringt sein Part Spionage-Touch in die Story rein, dennoch hat er mich nicht ganz von sich überzeugt.

Die Handlung ist grandios und fesselnd erzählt. Natürlich geht es in erster Linie um die Reise auf der Hindenburg, denn dazu lädt der Roman ja ein. Außerdem bekommt man eine vortreffliche Liebesgeschichte erzählt, die ganz ohne Kitsch, dafür mit Charme und keckem Grinsen, die Reise in die USA verkürzt. Dazu kommen Spionage-Elemente, für die der Amerikaner steht, das Treiben und Arbeiten auf dem Zeppelin, worüber die Crew aufklärt, und die Annehmlichkeiten an Bord, die tatsächlich beeindruckend sind.

Ariel Lawhon schafft es mit ihrem Erzählstil ein Bild der Hindenburg heraufzubeschwören, ohne sich in unnötige Details zu verlieren. Gleich zu Beginn stellt sie die Figuren vor, lädt den Leser zu einem spannenden Rundgang am Schiff ein, und zeigt aus zahlreichen Perspektiven, wie das Luftschiff zu guter Letzt explodiert. 

Mir hat "Flug der Träume" ausgesprochen gut gefallen und ganz viel Lesevergnügen beschert. Ich mochte die Geschichte von Emilie und Max, die kecke Journalistin Gertrud hat mich zum Schmunzeln gebracht, und den historischen Rahmen um den Zeppelin und die aufflammende Naziherrschaft finde ich exzellent umgesetzt.

Dieser Roman hat mich mit Charme, Liebe und dem letzten Flug der Hindenburg überzeugt, und ich hoffe, dass er noch viele Leser mit auf die Reise nehmen wird. 

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