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Fireman| Joe Hill |Verlag: Heyne Verlag 2017
Seiten: 960ISBN: 9783453318342MEINE BEWERTUNG
- ★★★★★-Kein BurnerEine Pandemie brandet über die Welt. Bei Infizierten bilden sich Muster auf der Haut bis, sie am Höhepunkt der Krankheit in Flammen aufgehen. Mitten in diesem Inferno versucht Krankenschwester Harper den Leidenden Trost zu spenden. Bis sie selbst an Dragonscale erkrankt und merkt, dass sie schwanger ist.Tragende Themen sind jedoch Gruppendynamik, Abhängigkeit und sektenartige Gemeinschaften, die die Augen vor der Realität verschließen. Zwar ist die Pandemie als Auslöser für die Handlung zu betrachten, rückt aber sehr weit in den Hintergrund und das Endzeit-Szenario verschwindet fast vollständig.
Bei diesem Werk war ‚Pandemie‘ das Schlüsselwort für mich. Ich habe mich auf ein horrormäßiges Endzeit-Szenario gefreut und hatte erwartet, dass der Fireman eine spannende Rolle darin spielt. Doch so ganz bin ich nicht für diesen Roman entbrannt.
Ja, es geht eindeutig um die Pandemie. Joe Hill hat sich eine besondere Krankheit für sein Endzeit-Szenario ausgedacht, die ich - man verstehe mich bitte nicht falsch - umwerfend finde. Infizierte bekommen ein eigenartiges Muster auf der Haut, das an Tattoos erinnert. Es brennt, es leuchtet, es zeigt an, dass man dem Tod geweiht ist. In meiner Vorstellung habe ich wunderschöne Henna-Tattoos gesehen, die mich sofort in ihren Bann gezogen haben. Weniger schön ist der weitere Verlauf der Krankheit, weil die Infizierten nicht nur für weitere Kranke sorgen, sondern letztendlich sich selbst entzünden und ringsherum alles in Brand gerät.
Zu Beginn hat mich Joe Hill sofort mit seiner Horrorvorstellung von der Dragonscale-Pandemie entflammt. Man erlebt, wie die Krankheit langsam überhand nimmt, man beobachtet, wie aus einzelnen Fällen immer mehr Kranke werden, und bekommt Angst, weil niemand weiß, wie man sich vor einer Infektion schützen kann. Gleichzeitig gehen bewährte Systeme den Bach runter, weil Behörden, Krankenhäuser und andere Einrichtungen im Flammenmeer ertrinken. Die Stimmung ist beängstigend, sie ist bedrohlich und man weiß einfach nicht, wie sich das weiterentwickeln wird.
Doch dann flaut die Handlung sehr stark ab. Sie bewegt sich vom Endzeit-Szenario weg und begibt sich in eine sektenartige Gemeinschaft, die zum Kern der Geschichte wird. Hier habe ich ebenso die dichte Atmosphäre und bedrohliche Stimmung gefühlt, dennoch war ich vom Verlauf der Handlung enttäuscht, weil sie doch arg auf der Stelle tritt.
Protagonistin Harper ist eine starke Frau, die mir durchgehend sympathisch war. Manchmal hätte ich mir von ihr doch mehr Entschlossenheit erwartet, weil damit auch die Handlung einen Sprung gemacht hätte. Trotzdem war ihr Verhalten meistens nachvollziehbar und ich konnte verstehen, warum sie öfter mal gezögert hat.
Der Fireman ist leider zur Randerscheinung verkommen und so ganz anders als ich vom Klappentext her erwartet hatte. Er kommt nicht besonders oft zum Zug, weil er meistens eine liegende Rolle einnimmt. Was es damit auf sich hat, muss aber selbst in Erfahrung gebracht werden.
Der Schreibstil ist flüssig und originell, denn Joe Hill baut zahlreiche Verweise zu anderen Büchern ein. Es werden etliche Klassiker und Autoren zitiert. Dabei bin ich mir sicher, dass mir nicht alle aufgefallen sind. Dieser Bezug zu anderen Büchern hat mir sehr gut gefallen. Egal ob Mary Poppins oder Harper Lee - Joe Hill hat in seinem Roman vielen literarischen Werken auf eine sehr charmante Weise Hochachtung gezollt.
Trotzdem ist es mir schwer gefallen, dieses Buch zu bewerten. Einerseits habe ich es wirklich gern gelesen, andrerseits gibt es zu viele Kritikpunkte, um es in hohen Tönen loben zu können. Für über 900 Seiten hätte ich mir mehr Handlung gewünscht und es wäre nett gewesen, wenn der Fireman - wenn schon das Buch nach ihm benannt ist - entsprechenden Raum bekommen hätte. Das Endzeit-Szenario rückt zu sehr in den Hintergrund und es bleibt eine Gesellschaftsstudie unter Extrembedingungen, die mich an „Die Arena“ von seinem Vater erinnert.
Alles in allem kann ich dieses Buch daher jenen empfehlen, die „Die Arena“ gerne gelesen haben. Wer sich pandemischen Endzeit-Flair erhofft, wird wohl eher enttäuscht werden.
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