“The Widow” ist nicht nur das Debüt von Autorin Fiona Barton, auch die deutschen Leser unter euch können diesen Roman bald lesen – “Die Witwe” erscheint im Mai bei Rowohlt.
We’ve all seen him: the man – the monster – staring from the front page of every newspaper, accused of a terrible crime. But what about the woman who grips his arm on the courtroom stairs – the woman who stands by him? Jean Taylor’s life was blissfully ordinary. Nice house, nice husband. Glen was all she’d ever wanted: her Prince Charming. Until he became that man accused, that monster on the front page. Jean was married to a man everyone thought capable of unimaginable evil. But now Glen is dead and she’s alone for the first time, free to tell her story on her own terms.
Jean Taylor is going to tell us what she knows. – Penguin Randomhouse
“The Widow” wird als ein psychologischer Thriller beschrieben, als ein sehr gut konstruierter Spannungsroman – da ist es natürlich verständlich, dass man als Leser auch solches erwartet. Ich bin ein großer Fan von guten Psychothrillern, auch wenn ich zugegebenermaßen manchmal sehr eigen bin und mir nur wenige Thriller wirklich gut gefallen. Trotzdem klang dieser Roman zu vielversprechend, um ihn nicht zu lesen. Hinzu kommt, dass ich die Idee dahinter sehr ansprechend fand – genauso wie die Mischung von Perspektiv- und Zeitenwechseln.
Doch was die Autorin auf den knapp über 300 Seiten beschreibt ist so unglaublich weit von einem spannenden Psychothriller entfernt, dass ich es immer noch kaum glauben kann, wie man ein Buch so falsch beschreiben, wie man beim Leser so falsche Erwartungen wecken kann. Ich möchte wirklich nicht unverschämt klingen, aber wenn ich mich erstens zum Lesen zwingen muss und zweitens – und das ist noch viel schlimmer – beim Lesen jedes Mal beinahe einschlafe, dann läuft da etwas falsch. Vor allem ist da auch keinerlei Spannung vorhanden. Also so gar keine.
Da ich das Buch im Rahmen einer Leserunde gelesen habe, habe ich das Buch in vier Abschnitte aufgeteilt. Und nach den ersten zwei Abschnitten, also ungefähr bei der Hälfte, war ich zwar schon gelangweilt, hatte aber dennoch die Hoffnung, dass sich die Handlung noch entwickelt, dass sicherlich noch der Wendepunkt kommt und Spannung mit sich bringt. Sogar nach dem dritten Abschnitt hat mich diese Hoffnung nicht gänzlich verlassen – denn das Ende musste doch wenigstens einigermaßen gut sein. Oder? Nun… nein. Gar nicht. Ich bin immer noch ein wenig fassungslos darüber, wie gewöhnlich und einfallslos das Ende gestaltet wurde.
Abgesehen von der nicht vorhandenen Spannung konnte mich auch die Handlung selbst absolut nicht überzeugen. Alle Charaktere waren mir durchgehend mehr als unsympathisch und trotz den recht detaillierten Beschreibungen konnte ich diese kaum durchschauen. Jean Taylor – die Frau oder die Witwe, je nach Zeitpunkt – konnte ich durch ihre Verhaltensweisen nicht ernst nehmen, nicht verstehen, ehrlich gesagt hatte ich irgendwann die Hoffnung, es würde sich ergeben, dass sie geistig krank wäre oder ähnliches, weil das die einzig logische Erklärung für ihr Verhalten gewesen wäre. Auch der Satz aus dem Klappentext “Jean Taylor is going to tell us what she knows.” (Jean Taylor wird uns erzählen, was sie weiß.) trifft in keinster Weise zu. Statt sich auf die Beziehung zwischen Jean und Glen zu konzentrieren, wie ich erwartet hatte, dreht sich die Handlung hauptsächlich um die sehr krasse Gier der Medien und die unfassbar schlechte Ermittlungsarbeit. Den Aspekt mit den Medien fand ich dahingehend noch am interessantesten, wenn auch erschreckend. Erschreckend war für mich eben jedoch auch die Darstellung der Ermittler. Da werden sehr offensichtliche Hinweise einfach ignoriert, denen erst Jahre später nachgegangen wird, dann aber auch nur durch Zufall. Wenn so tatsächliche Polizeiarbeit aussieht, möchte ich niemals darauf angewiesen sein. Nachdem ich schon einige Kriminalromane und Thriller gelesen habe, kann ich guten Gewissens sagen – das hier waren die schlechtesten Ermittler bisher.
Die Perspektiv- und Zeitwechsel, die mir eigentlich immer sehr gut gefallen, konnten mich hier auch nicht überzeugen. Das liegt vor allem daran, dass die Autorin die Erzählperspektiven nicht wirklich konsequent eingehalten hat. Über jedem Kapitel steht, aus welcher Perspektive das Kapitel beschrieben wird – und dann kann es durchaus sein, dass die Perspektive mittendrin einfach so zu einem anderen Charakter wechselt. Und wenige Zeilen später wieder zurück zum eigentlichen Charakter. Kurzum: die Autorin macht, was ihr gerade in die Handlung passt. Es mag kleinlich klingen, aber für mich ist das ein No-Go.
Die Thematik hinter der gesamten Geschichte – Pädophilie – ist dafür ehrlich gesagt ein Thema, über das ich nicht unbedingt etwas lesen möchte. Es regt zwar durchaus stellenweise zum Nachdenken an und die Autorin ist recht gut mit diesem Thema umgegangen und erspart dem Leser auch jegliche zu grausamen Details. Allerdings ist das so ziemlich das einzigst “Positive”, was ich dazu sagen kann. Zumal eben die zuvor erwähnte sehr schlechte Polizeiarbeit nochmal ein negatives Licht darauf wirft.
“The Widow” ist bei weitem kein Psychothriller – spannend oder gar fesselnd schon gar nicht. Eine langweilige und viel zu vorhersehbare Handlung, unausgearbeitete Charaktere und keinerlei Wendungen oder Überraschungen machen dies für mich leider zum schlechtesten Buch seit langer Zeit.