Denn kurz ist das Buch wirklich, gerade für ein Thema, das sicherlich an noch viel mehr Stellen aneckt, als man es in "Ficken sag ich selten" mitbekommt. Das bleibt auch mein einziger Kritikpunkt - einige Dinge werden nicht angeschnitten. Einerseits verständlich, weil es irgendwann ja doch sehr privat werden würde, andererseits hätte ich aber so gerne noch viel länger und mehr gelesen, weil es mich einfach berühren konnte. Was mich beispielsweise noch interessiert hätte, wäre das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn, die Frage, wie die Krankheit in der Familie "wirkt" und noch ein wenig mehr Blicke hinter die Kulissen. Vielleicht ist es aber auch gerade dieser kurze Einblick in Blumbergs Leben, der das Buch so authentisch macht - schließlich ist sein Leben nicht vorbei, es geht weiter und es kommt noch viel mehr. Das Buch vermittelt einfach zu jeder Zeit Lebensfreude und Lebenslust trotz "Stolpersteine" und berührt den Leser tief, sodass man nicht umhin kommt Olaf Blumberg zu bewundern.
Ich habe oben geschrieben, dass ich Blumbergs Geschichte beeindruckend finde, aber ich finde auch ihn als Menschen sehr faszinierend - nicht, dass ich ihn kennen würde, aber seine Worte haben mir das Gefühl gegeben, ich würde ihn eben doch kennen. Die Entwicklung die er durchmacht, all das, was sich verändert und was er über das Leben herausfindet, ist einfach beeindruckend und lässt einen trotz der schweren Thematik lächeln, denn Blumberg hat eine ganz besondere Art mit sich selbst und seinem Leben umzugehen, die ihn sehr stark wirken lässt. Er porträtiert das Leben in all seinen Facetten und schafft es auch schlimme, rührende und bewegende Momente aufzulockern und eingängig zu gestalten, sodass einen oft das Gefühl bekommt, Blumberg würde das Leben viel intensiver wahrnehmen, als man selbst - zumindest hatte ich einfach oft den Gedanken, dass er das Leben viel deutlicher beschreiben und erklären kann, viel mehr aus einer Situation mitnehmen kann.
"Ficken sag ich selten" ist ein Einblick in eine Krankheit, die mir zuvor immer sehr befremdlich erschien und von der ich auch nicht mehr wusste, als man aus Medien und co. mitbekommt. Mit Olaf Blumbergs Geschichte wurde sie etwas greifbares, etwas, dass nicht meilenweit entfernt ist und dass jedem passieren kann. Dennoch geht es nicht nur um Tourette selbst, sondern auch darum mit einer Krankheit umzugehen, es geht um Toleranz, Freundschaft, Menschen, Schicksale und einfach das Leben selbst. Verpackt in humorvolle und dennoch eindringliche Worte, ist "Ficken sag ich selten" ein Buch, dass man auf jeden Fall lesen sollte, wenn man einen tieferen Einblick in die Thematik bekommen oder einfach nur einen unglaublich charismatischen Menschen für ein kurzes Stück in seinem Leben begleiten will. Ein Buch, das mich unterhalten hat, wie ein Roman, mitgerissen hat, wie ein Thriller und gleichzeitig traurig und glücklich gemacht - wie das Leben selbst eben. Eine absolut lesenswerte Biographie.
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