[Rezension] Feuer und Glas – Der Pakt von Brigitte Riebe

[Rezension] Feuer und Glas – Der Pakt von Brigitte Riebe

Mein Herz ist aus Feuer. Und wer ihm unerlaubt zu nah kommt, wird sich jämmerlich daran verbrennen!

★★★★★

 

Nicht einmal zwanzig Seiten dauert es, bis die junge Milla im Venedig des 16. Jahrhundert nicht einem sondern gleich zwei sehr interessanten, geheimnisvollen und obendrein äußerst gutaussehenden Jungen begegnet. Marco hat Haare rot wie Feuer, genau wie sie selbst, weshalb sie ihn aus der Ferne zunächst mit ihrem verschollenen Vater verwechselt. Gondoliere Luca hingegen hat dunkle Locken und scheint von einem seltsamen blauen Licht umgeben zu sein, das jedoch nur Milla sehen kann.

Wer nun denkt, dies sei der Beginn einer dieser langweiligen Dreiecksbeziehungen, die im Jugendbuchbereich zurzeit nahezu ein ganz eigenes Genre verkörpern, der täuscht sich gewaltig. Denn Milla weiß was sie will, auch wenn dies alle Gemüter gegen sie aufbringt und sie so nicht nur ihr eigenes Leben und das aller, die sie liebt in Gefahr bringt; das Schicksal von ganz Venedig hängt plötzlich von Milla ab.
Ein Brief ihres Vaters, das Letzte was Milla von ihm geblieben ist, eine geheimnisvolle Insel, von deren Existenz kaum jemand weiß und ein jahrhundertealter Pakt zwischen den beiden Völkern Venedigs sind Dreh- und Angelpunkt dieses Romans, dessen Grundlagen auf historischen Tatsachen beruhen. Nicht nur der Zwist zwischen den Feuer- und den Wasserleuten in Venedig droht zu eskalieren, auch durch die Liga von Cambrai droht Venedig in einem brutalen Krieg in Schutt und Asche zerlegt zu werden. Nur Milla kann dies verhindern, doch muss sie dafür genau die eine Sache opfern, die ihr am allermeisten bedeutet.

Feuer und Glas verbindet die drei Genre: Historischer Roman, Jugendbuch sowie Urban Fantasy in beachtlicher Manier. Keines der Genre kommt zu kurz, keines sticht besonders hervor. Das dieses Buch überhaupt gut 500 Jahre vor unserer Zeit spielt merkt man lediglich an Kleinigkeiten, an einigen Details wie z.B. dass die Männer einen Wams, die Frauen wiederum ein Mieder tragen; vereinzelt allenfalls auch etwas am Sprachstil in den Dialogen. Ansonsten dürften auch Leser, die sich ehr auf den fantastischen Teil des Buches konzentrieren möchten großen Gefallen an dieser Story finden.

Der Spannungsbogen bleibt bis zur allerletzten Seite bestehen und dieses Buch, welches in der Tat der Auftakt einer Reihe zu sein scheint, endet genau dort, wo es für den Leser nicht allzu schmerzhaft ist und trotzdem die Neugier auf die Fortsetzung geweckt wird. Milla ist eine äußerst kluge und liebenswerte Protagonistin, nicht auf den Mund gefallen und trotzdem sehr emotional. Als Leser kann man gar nicht anders als sich kontinuierlich knapp 370 Seiten an ihre Fersen zu heften und mit ihr in diese ferne, vergangene Welt einzutauchen, die gleichermaßen geheimnisvoll als auch gefährlich ist.

Dass das Buch im Präteritum gehalten ist, störte mich nicht wirklich. Im Gegenteil, ich persönlich bevorzuge Bücher in der Gegenwartsform, selbst wenn es historische Romane sind. So scheint noch nicht alles verloren, noch nicht alles entschieden zu sein, sondern man ist tatsächlich mittendrin im Geschehen. Man hat das Gefühl, dass noch alles passieren kann. Eine Stimmung, die dieses Buch sehr gut wiederspiegelt.

Ein einziger, winziger Punkt hat mich an diesem Buch gestört bzw. ist mir einfach etwas unangenehm aufgefallen. Immer wieder gibt es zwischen als auch innerhalb der Kapitel kleinere Sprünge, ganz so,  als ob die Autorin die Geschichte in ihren Gedanken schon weiter entwickelt aber dabei vergessen hat, sie niederzuschreiben. So gehen Figuren plötzlich vertrauter miteinander um, als sie es nach ein paar Tagen Bekanntschaft tun dürften. Sie haben gewisse Gedankengänge schon viel weitergedacht, neue Ideen entwickelt oder befinden sich schon mittendrin im nächsten Unterfangen.
Ganz so, als ob einige Stunden, Tage oder Wochen vergangen wären, in denen man als Leser nicht anwesend war. Vielleicht wurde das Buch aber auch nur ein bisschen unsanft an eben etwas ungünstigen Stellen gekürzt? Wirklich stören tut dies ohnehin nicht, aber es fällt dennoch auf und wirft einem was den Lesefluss betrifft, immer mal wieder kleine Steine vor die Füße. Allerdings wirklich nur kleine Kieselsteine, über die man sicherlich nicht stolpern wird.

Ansonsten ist Feuer und Glas ein grandioser Auftakt einer Reihe, die einen wirklich in ihren Bann zu ziehen vermag. Das Setting ist außergewöhnlich und man träumt fortwährend von einer eigenen Reise ins romantische Venedig. Das Setting des Folgebands wurde ebenfalls schon verraten und klingt nicht weniger vielversprechend. Ich freue mich jedenfalls jetzt schon darauf in diese wunderbare Story und vor allem zu diesen sympathischen Figuren irgendwann zurückkehren zu dürfen.

[Rezension] Feuer und Glas – Der Pakt von Brigitte Riebe

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