[Rezension] Ewig Dein von Daniel Glattauer

Von Glamourgirl80 @_GlamourGirl80
Als Judith durch einen Zufall Hannes kennenlernt ahnt sie nicht, was sie erwarten wird.
Sie ist Mitte dreissig, hat ein Lampengeschäft und ist eigentlich gern Single.
Hannes ist Architekt, Single und hat sehr viel Liebe zu geben.
Es dauert nicht lang bis Hannes ganz und gar in Judith verliebt ist und sie mit seiner Liebe fasst erdrückt.
Zunächst gefällt es Judith von ihm umworben zu werden und sie geniesst seine kleinen Aufmerksamkeiten. Auch ihre Freunde und Familie sind restlos von Hannes begeistert.
Nach einer Weile jedoch merkt Judith, dass ihr seine ständige Anwesenheit, sein Kontrollzwang und seine viel zu grosse Liebe für sie einfach nur erdrückend sind.
Als sie mit ihm Schluss macht, scheint Hannes das ganz und gar nicht verstehen zu wollen. Sie fühlt sich auf Schritt und Tritt von ihm verfolgt und dieser Zustand fordert bald seinen Tribut. Judith erträgt die Umstände nicht mehr und hat das Gefühl, dass sie wahnsinnig wird...ob die Dinge so sind wie sie scheinen?
"Ewig Dein" lag letztes Jahr unterm Weihnachtsbaum. Schon länger auf meiner Wunschliste, da mir Glattauer's Bücher sehr gefallen, hat es also nun endlich den Weg zu mir gefunden.
Die Erzählweise fand ich zu Anfang etwas eigenartig. Dialoge liefen im Stil von Er: "Blablabla", sie: "Blablabla", er: "Blablabla", sie: "Blablabla"...was ich eher typisch für einen flapsigen Erzählstil finde und nicht für einen Roman wie diesen.
Aber abgesehen davon nimmt die Story recht schnell Tempo auf.
Hannes ist ein sehr präsenter und unglaublich erdrückender Charakter der mir von Anfang an unglaublich unsympathisch war und im Verlauf des Buches bestätigte sich mein Gefühl immer und immer wieder. Judith ist eine erfolgreiche, tolle Frau, die mit beiden Beinen im Leben steht und der es, bis auf "den Mann fürs Leben" an nichts fehlt.
Als sie Hannes trifft dachte ich als Leserin gleich "Oh nein, doch bitte nicht den Typen!"...er kam mir von Anfang an zu bemüht, zu stalkerisch vor. Und als genau das stellt er sich auch heraus. Einen Stalker.
So liebenswürdig und toll er versucht sich zu verkaufen, als Leser kann man einfach das eigenartige Gefühl nicht loswerden und schon gar nicht den üblen Beigeschmack den Hannes hinterlässt.
Glattauer versteht es unglaublich gut besondere Charaktere zu erschaffen. Personen bei denen man nicht viel erklären muss, Personen deren Handeln und Auftreten quasi selbsterklärend sind. Das bewundere ich sehr und das macht seine Art zu schreiben für mich sehr Besonders. Wo andere Autoren lang und breit Erklärungen zu ihren Charakteren liefern müssen, lässt Glattauer den Charakter selber erklären wer und was er ist.
Im Verlauf der Story sieht man die Veränderung Judith's von einer selbstbewussten, ausgeglichenen Person zu einem nervlichen Wrack. Auch wenn Stalking vielleicht nicht das zentrale Thema des Buches ist, finde ich es dennoch sehr präsent und auch beklemmend. Mit jedem Schritt konnte ich Judith's Angst und Beklemmung spüren und immer besser verstehen.
Insgesamt ist das Buch einem ernsten Thema gewidmet, doch Glattauer versteht es genug lockere und ironische Momente mit einfliessen zu lassen und der Story so eine gewisse Leichtigkeit zu verpassen.
Das Buch ist meiner Meinung nach wunderbar. Es kann nicht mit Vorgänger-Romanen wie "Gut gegen Nordwind" oder "Alle sieben Wellen" verglichen werden, es ist einfach vollkommen anders und vollkommen gut.
Von mir gibt es eine absolute Lese-Empfehlung!
Das Buch erhält von mir 4 von 5 Sternen.
Daniel Glattauer wurde 1960 in Wien geboren. Er studierte Pädagogik und hat zunächst nur als Hobby geschrieben und wurde dann Journalist. Er ist verheiratet, hat ein Kind und lebt in Niederösterreich.
Das Buch erschien am 6. Februar 2012 im Deuticke Verlag und hat ca. 208 Seiten. Preis ca. 17,90€,  ISBN: 978-3552061811